Maxine Sullivan
könnte er diese Verzweiflung empfinden. Und das war nicht der Fall, denn er liebte Julia.
Irgendwie schaffte sie es, erhobenen Hauptes den Raum zu betreten. „Ich bleibe nicht lange“, sagte sie mit fester Stimme.
Er spannte die Schultern an, und sein weicher Gesichtsausdruck verschwand. „Warum nicht?“
„Ich bin nur wegen einer Sache hier.“ Sie sah, wie er sie von oben bis unten betrachtete. „Nicht, was du denkst“, sagte sie schnell.
„Und was ist das deiner Meinung nach?“
„Sex. An etwas anderes hast du nie gedacht, wenn wir zusammen waren, Brant.“
Er stand auf und kam um den Schreibtisch herum auf sie zu. Sein Blick ließ sie nicht los. „Falsch. Das war das, was du immer glauben wolltest.“
„Dann ist alles meine Schuld?“
Er blieb vor ihr stehen. „Wer sagt, dass hier überhaupt jemand Schuld hat?“, fragte er leise.
Sie starrte ihn ungläubig an. „Du kannst doch nicht wirklich der Meinung sein, dass eine Beziehung so ablaufen sollte?“
Er legte ihr die Hände um das Gesicht und blickte ihr tief in die Augen. „Wenn zwei Menschen sich verlieben, bedeutet das nicht automatisch, dass sie keine Schwierigkeiten haben werden. Aber das bedeutet auch nicht, dass sie deshalb alles aufgeben sollten, was sie verbindet.“
Mit einer hastigen Bewegung entzog sie sich ihm. Machte er sich über sie lustig? Fand er irgendein Vergnügen daran, sich mit ihr über sein Verhältnis zu Julia zu unterhalten? Oder meinte er damit, dass er nebenbei gern die Affäre mit ihr fortsetzen wolle? „Mit anderen Worten, ich sollte endlich damit einverstanden sein, das alles so weiterläuft wie bisher? Brant, du hast wirklich Nerven!“
Er hob verblüfft die Augenbrauen. „Kia, hast du gehört, was ich gesagt habe?“
„Ja! Aber ich will nichts weiter hören. Ich bin nur gekommen, um dir das hier zu geben.“ Sie hielt ihm den Brief entgegen.
Er blickte sie an, als sei sie nicht recht bei Trost. Dann schaute er auf ihre Hand. „Was ist das?“
„Meine Kündigung.“
„Du kündigst nicht“, sagte er seelenruhig, nahm den Umschlag und zerriss ihn, genauso wie damals den Scheck, den sie ihm für die Alarmanlage gegeben hatte.
Sie zog einen zweiten Umschlag aus der Tasche. „Das habe ich mir schon gedacht. Du kannst auch diesen Umschlag zerreißen, das würde nichts ändern. Ich habe eine Abschrift der Kündigung bereits mit der Morgenpost an Phillip geschickt.“
„Du kündigst nicht!“, wiederholte er.
Sie lachte kurz auf. „Ich komme nicht wieder, es sei denn, du kettest mich an meinem Schreibtisch an.“
„Gar keine schlechte Idee“, murmelte er und packte Kia an den Schultern. Er schüttelte sie leicht. „Du hast gemeint, gehört zu haben, was ich gesagt habe. Aber du hast es offenbar nicht verstanden. Du bist es, in die ich mich verliebt habe. Und ich werde nicht zulassen, dass du einfach so aus meinem Leben verschwindest. Ich kann es nicht zulassen.“
Tränen traten ihr in die Augen. „Bitte, Brant, tu mir das nicht an, ich kann es nicht ertragen“, flüsterte sie. „Ich kann nicht deine Geliebte sein.“
Sein Griff wurde fester. „Wer spricht denn von Geliebter? Ich möchte, dass du meine Frau wirst.“
Was? In Kias Kopf drehte sich alles. Was hatte er gesagt? Seine Frau? Oh, ja, sie wollte nichts lieber als seine Frau sein. Das war ihr größter Herzenswunsch. Aber liebte er sie auch so, wie ein Mann seine Frau lieben sollte?
Dann dachte sie an Julia, und all ihre Hoffnungen schwanden. Julia war die Frau, die er wirklich liebte, die er aber nicht haben konnte, weil sie noch mit einem anderen Mann verheiratet war. Wollte er sich deshalb mit ihr, Kia, trösten? Oder wollte er Julia eifersüchtig machen, damit sie sich endlich von Royce löste?
Sie senkte den Kopf. „Tut mir leid, Brant, ich kann dich nicht heiraten.“
„Warum denn nicht?“
„Ich weiß, du begehrst mich, aber das ist nicht genug. Nicht genug für mich.“
„Aber ich kann dich nicht gehen lassen. Ich will dich.“
„Trotzdem. Ich kann nicht dein Ersatz für Julia sein. Das würde ich nicht ertragen. Niemals!“ Sie wandte sich schnell ab, um die Tränen vor ihm zu verbergen. Sie musste raus hier, sofort, bevor sie ihre Fassung vollends verlor und möglicherweise auf irgendeinen faulen Kompromiss einging.
„Bleib, ich flehe dich an.“
Seine Bitte rührte sie, und sie drehte sich langsam um. Sie sahen sich an, und keiner sagte etwas. Sie wollte so gern glauben, dass er sie wirklich liebte,
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