Maxwell 03 - Nur du hast den Schluessel
richtige Alarmsirene«, sagte Kirsty. »Ich hab mal ein Foto in einem Buch gesehen.«
»Wie funktionieren sie? Werden sie von Radar in Gang gesetzt oder so?«
»Ich bin sicher, daß Radar noch nicht erfunden ist«, meinte Johnny.
»Also wie sonst?«
»Vielleicht gibt es irgendwo einen Schalter?«
»Dann befindet er sich an einem sicheren Ort«, sagte Yo-less. »Irgendwo, wo keine Gefahr besteht, daß jemand den Alarm nur zum Spaß einschaltet.«
Sie schauten alle wieder zu der Sirene hoch, an der Stange entlang, über das Dach, die Hauswand herunter, an der blauen Lampe vorbei, und ihre Blicke blieben an einer Schrift hängen, die besagte: »Polizei«.
»O ja«, sagte Yo-less.
Sie setzten sich auf eine Bank neben einem öffentlichen Blumenbeet gegenüber der Reviertür. Ein Polizist kam heraus, stellte sich in die Sonne und schaute sie an.
»Gut, daß wir Bigmac zurückgelassen haben, um den Einkaufswagen zu bewachen«, sagte Yo-less.
»Ja«, meinte Johnny. »Er war schon immer allergisch gegen Polizisten.«
Kirsty seufzte. »Ehrlich, Jungs, ihr habt wirklich nicht die geringste Ahnung.«
Sie stand auf, ging über die Straße und fing an, mit dem Polizisten zu reden. Die andern konnten das Gespräch mithören. Es verlief folgendermaßen:
»Entschuldigen Sie, Officer – «
Er lächelte sie freundlich an.
»Ja, kleine Dame? Haben wir Mums Kleider anprobiert?«
Kirsty kniff die Augen ein wenig zusammen.
»O je«, flüsterte Johnny.
»Was ist denn?« wollte Yo-less wissen.
»Na ja, du weißt doch, wie du auf ›Sambo‹ reagiert hast. So ergeht es Kirsty mit Bezeichnungen wie ›kleine Dame‹.«
»Ich hab mich gerade gefragt«, sagte die kleine Dame, so gut das durch zusammengebissene Zähne möglich war, »wie diese große Sirene da funktioniert.«
»Oh, darüber solltest du dir nicht den Kopf zerbrechen, Liebes«, sagte der Polizist. »Das ist sehr kompliziert. Du würdest es bestimmt nicht verstehen.«
»Sucht schon mal was, wohinter wir uns verstecken können«, sagte Johnny. »Einen anderen Planeten oder so.«
Dann klappte ihm der Unterkiefer herunter.
»Es ist nur, daß ich mir
solche
Sorgen mache«, sagte sie in einem zuckersüßen Tonfall, oder was sie für einen zuckersüßen Tonfall hielt. »Ich bin sicher, daß Mr. Hitler heute nacht Bomber herschickt, und dann wird die Sirene nicht funktionieren. Ich werde vor lauter Angst nicht schlafen können!«
Der Polizist legte eine Hand auf die Schulter des Mädchens, das aus dem Karateverein von Blackbury ausgetreten war, weil sich keiner mehr in ihre Nähe gewagt hatte.
»Das können wir natürlich nicht zulassen«, sagte er. »Siehst du dort den Blackdown-Hügel? Also, Mr. Hodder und seine tapferen Männer sind jede Nacht dort oben und halten Wache. Wenn sich heute nacht ein Flugzeug nähert, wird er auf der Stelle hier anrufen, keine Sorge.«
»Aber was, wenn das Telefon nicht funktioniert?«
»Oh, dann wird er ganz schnell mit seinem Rad hier unten sein.«
»Rad? Auf einem Rad? Das ist
alles
?«
»Es ist ein Motorrad«, sagte der Polizist und warf ihr einen dieser nervösen Blicke zu, mit denen jeder Kirsty früher oder später bedachte.
Sie starrte ihn nur an.
»Es ist eine Blackbury Phantom«, fügte er hinzu, als wäre er der Ansicht, das sollte sogar auf ein Mädchen gehörigen Eindruck machen.
»Wirklich? Das ist aber eine Erleichterung«, sagte Kirsty. »Jetzt, nachdem ich das weiß, geht es mir schon viel besser, wirklich.«
»Dann ist es ja gut. Es gibt auch keinen Grund, sich Sorgen zu machen, Liebes«, sagte der Polizist glücklich.
»Ich glaube, dann gehe ich wieder heim und spiele mit meinen Puppen«, sagte sie.
»Eine gute Idee. Du kannst ihnen ja eine schöne Tasse Tee kochen«, sagte der Polizist, der offenbar auch gegen den mörderischsten Hohn immun war.
Kirsty ging wieder über die Straße zurück zu den Jungs.
»Ja, ich sollte wirklich mit meinen Püppchen spielen«, sagte sie und starrte die Blumen im Blumenbeet wütend an.
Yo-less warf Johnny über ihren Kopf hinweg einen Blick zu.
»Was ist denn?« fragte er.
»Hast du nicht gehört, was dieser lächerliche Polizist gesagt hat?« fauchte Kirsty. »Ehrlich, dieser Dummkopf glaubt, nur weil ich ein Mädchen bin, hätte ich das Hirn eines Kleinkinds. Also wirklich! Man stelle sich eine Zeit vor, in der die Leute so denken durften, ohne daß man sie dafür anzeigen konnte!«
»Man stelle sich eine Zeit vor, in der eine Bombe durchs Dach fallen kann«,
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