MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
17:16 Uhr. Ich schrieb meiner Mom eine Notiz, in der ich ihr mitteilte, dass ich heute Abend etwas später nach Hause kommen würde, und heftete sie ebenfalls an den Kühlschrank. Anschließend holte ich meine Jacke sowie den Zettel mit den Fragen aus meinem Zimmer, schlüpfte in meine Schuhe, nahm meinen Schlüssel und verließ das Haus. Ich wählte Marcs Nummer. Direkt nach dem ersten Klingeln hörte ich seine Stimme.
„ Hallo Maya. Das ging ja schneller als erwartet!“, sagte er in seinem üblich, freundlichen Ton.
„ Können wir uns treffen? Ich muss mit dir reden!“, antwortete ich eisig.
„ Klar! Hast Du die Antworten etwa schon?“
„ Ich kann dir nicht sagen, ob ich DIE Antworten habe, aber ich habe Antworten. Und um eines klarzustellen, wenn du noch einmal versuchst, mir solche Angst wie gestern einzujagen, garantiere ich für nichts!“
„ Das lag nicht in meiner Absicht und es tut mir wirklich leid.“ Es klang ehrlich. „Ich bin daheim, komm doch einfach vorbei.“
„ Entschuldige, aber nach gestern Abend würde ich mich gerne mit dir im Charlies treffen.“
Man konnte ihn regelrecht schlucken hören. Warum war er darüber so verwundert? Warum verstand er nicht, dass ich mich lieber in der Öffentlichkeit mit ihm treffe wollte, als bei ihm zu Hause.
„ Ja, okay. Ich bin sofort da“, sagte er ziemlich geknickt.
„ Alles klar! Bis gleich.“
Ich legte auf und lief etwas schneller. Ich wollte vor Marc dort sein. Als ich die Hauptstraße entlang eilte, zweifelte ich an meiner Entscheidung. Ich wusste, dass es nicht leicht werden würde, Marc diese mitzuteilen. Bei Charlies angekommen, sah ich Marc an einen der Nischentische sitzen. Ich hielt kurz inne und beobachtete ihn durch die Scheibe. Er saß dort mit hängendem Kopf. Seine Tasse mit beiden Händen fest umschlungen. Er sah nicht sonderlich glücklich aus. Ich gab mir einen Ruck und betrat das Charlies. Bei Rosi, der Kellnerin, bestellte ich mir meinen üblichen Café Latte. Marc hatte mich noch nicht bemerkt, denn er saß weiterhin völlig abwesend an seinem Platz. Ich lief zu ihm und blieb an der Tischkante stehen. Er hob seinen Kopf. Das Lächeln auf seinem Gesicht war unsicher.
„ Hallo Maya!“ Er stand auf und es sah so aus, als wollte er mich umarmen. Mit den Händen in der Jackentasche und versteinerter Miene trat ich einen Schritt zurück. Er sah mich schockiert an. Dann setzte er sich wieder und ließ sein Kinn auf die Brust sinken. Ich griff in die Innentasche meiner Jacke, holte den Zettel mit den Fragen heraus, knallte sie ihm auf den Tisch.
„ Hier sind meine Antworten.“
Ich setzte mich auf die Bank ihm gegenüber.
„ Du wolltest mit mir sprechen?“, sagte er so leise, dass ich es kaum hören konnte.
„ Wie wäre es, wenn du dir erst meine Antworten durchliest?“
Wortlos, ohne seinen Blick zu heben, faltete er den Zettel auseinander und begann zu lesen. In der Zwischenzeit kam Rosi mit meinem Café Latte und stellte ihn auf den Tisch. Ich nahm einen Schluck, während ich Marcs Gesicht beobachtete. Er las mit ausdrucksloser Miene.
1. Warum, konnte Kevin an seinem ersten Schultag so sicher sein, dass es dein Kugelschreiber war?
er hat gesehen, wie er mir runterfiel!
2. Warum wirst du seit Freitagabend immer wieder von Kopfschmerzen und Übelkeit geplagt?
vielleicht ist eine Grippe im Anmarsch oder es hat was mit dem Wetter zu tun!
3. Warum hast du seit ein paar Tagen seltsame Träume?
weil du mich zur Weißglut bringt und ich Streitereien grundsätzlich nicht verkrafte. Sie beschäftigen mich und solche Sachen verarbeite ich in Träumen.
4. Warum wachst du nachts um 3:33 Uhr auf?
keine Ahnung einfach nur Zufall!
5. Vertraust du mir!
nach dem letzten Vorfall? Eine selten dämlichere Frage hättest du mir wirklich nicht stellen können. Wenn Du sie dir nicht selbst beantworten kannst: NEIN!
Als er fertig war faltete er den Zettel wieder zusammen und legte ihn in die Mitte des Tisches. Jetzt sah er mir das erste Mal direkt in die Augen.
„ Das sind also die Antworten auf meine Fragen?“
Mit hängenden Schultern und gerade zu mitleidigem Blick schaute er mich an. Allein dieses Verhalten löste in mir erneut einen Anflug von Wut aus. Ich spürte, wie die Emotionen in mir zu brodeln begannen.
„ Ja, genau! Das sind meine Antworten. Aber deinem Gesicht nach zu urteilen, gefallen sie dir offenbar nicht“, blaffte ich ihn an.
„ Sagen wir’s mal so, es ist nicht das, was ich mir erhofft
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