MAYA LINDON: Und die Macht der Magie (German Edition)
besessen, als dass er dir freiwillig weh tut oder dir Angst macht.“
Sie sagte das alles absolut überzeugt und ich kam mir plötzlich extrem mies vor. Eigentlich hatte sie Recht, und zwar mit allem! Wir schauten uns einen Moment wortlos an. Zustimmend nickte ich ihr mit zusammengepetzten Lippen zu, als es völlig unerwartet an meiner Tür klopfte. Wir zuckten beide kurz zusammen.
„ Ja?“
Die Tür ging auf und Mom steckte ihren Kopf herein.
„ Hallo! Habe ich doch richtig gehört.“ Sie lächelte Nina an.
„ Schön, dass du wieder da bist. Hattest du Spaß bei deiner Oma?“
„ Na ja, wie Ferien bei Omas ebenso sind.“ Sie rümpfte die Nase. „Aber dafür kann ich jetzt Bridge spielen.“
„ Na, immer hin. Bleibst du zum Abendessen?“
Mom schaute uns beide fragend an.
„ Nicht nur das, sie hat sich gleich für die nächsten Tage hier einquartiert“, sagte ich zwinkernd.
„ Natürlich nur, wenn das für Sie in Ordnung ist.“
Nina warf mir einen kurzen, bissigen Blick zu.
„ Selbstverständlich! Also Abendessen für vier Personen?“
„ Ja, danke Mom.“
„ Dann lass ich euch wieder alleine. Bis später. Ich ruf euch, sobald das Essen fertig ist!“
Sie zog ihren Kopf aus dem Türspalt und schloss sie.
„ Okay und wie gehen wir jetzt vor?“, fragte ich Nina grinsend, um die Atmosphäre etwas zu lockern.
„ Das ist eine sehr gute Frage … lass uns einen Punkt nach dem anderen abarbeiten. Wir werden alles Mögliche in Betracht ziehen. Marc hatte an dem Abend, als du ihm den Arschtritt verpasst hast, gesagt, er wollte dich mit den Fragen auf den richtigen Weg bringen. Für mich sind diese Fragen der Schlüssel!“
Sie schüttelte ungläubig den Kopf und wedelte mit dem Blatt.
„ Er sprach über Antworten, die du nicht hören willst, über hellseherische Fähigkeiten und benutzte den Ausdruck
Skrulks
. Wenn ich über das alleine schon nachdenke und nicht davon ausgehe, dass Marc durchgeknallt ist, so wie du, dann …“
Nina hörte abrupt auf, zu reden.
„ Dann was?“
Mit leicht zur Seite geneigtem Kopf schaute ich sie an. Jetzt war sie genau an dem Punkt, an dem auch ich ein paar Tagen zuvor war. Ich war gespannt, auf welches Resultat sie kommen würde. Sie holt tief Luft.
„ ... dann muss es etwas Übernatürliches sein!“
Ich ließ meinen Kopf auf die Brust sinken. Hatte sie das eben tatsächlich gesagt?
„ Du willst mich doch auf den Arm nehmen, oder?“, fragte ich gequält.
„ Glaub mal nicht, dass ich das normal finde, aber es scheint mir wirklich am Naheliegendsten zu sein.“
Ich stand auf, um mich erneut auf mein Bett zulegen. Nina tat es mir gleich. Gemeinsam guckten wir wortlos an die Decke. Dann fingen wir an, alles wieder und wieder durchzukauen. Je öfter wir die einzelnen Zwischenfälle durchspielten, umso bizarrer erschienen sie mir.
Nina setzte sich auf und sah mich an.
„ Hast du versucht, irgendetwas über das Internet herauszubekommen?“
„ Nein!“, erwiderte ich. Daran gedacht hatte ich zwar, aber ich wusste nicht, was es bringen sollte.
„ Hm … das wäre doch ein guter Anfang, meinst du nicht?“
Ich schaute sie an. Ich wusste, dass sie von ihrem Vorhaben nicht abzubringen war, also beschloss ich, sie zu unterstützen.
„ Ja, mal schauen, was wir dort alles finden.“
Bevor wir aufstehen konnten, hörten wir Mom rufen.
„ Okay! Erst das Essen, dann die Arbeit“, sagte ich und sprang vom Bett.
Wir gingen hinunter in die Küche. Der Geruch von frischen Tomaten füllte den gesamten Raum aus.
„ Das riecht aber lecker!“, sagte Nina, die kurz vor dem Hungertod stand, zumindest nach dem Knurren ihres Magens zu urteilen. Dad, der bereits am Küchentisch saß, begrüßte uns mit einem strahlenden Lächeln.
Mom drückte jedem von uns einen Teller mit Spaghetti in die Hand.
„ Hier bitte schön! Ich vermute stark, ihr zieht es vor, oben zu essen, anstatt bei uns in der Küche“, sie zwinkerte.
„ Danke, Mom, wir bringen das Geschirr runter, wenn wir fertig sind.“
Auf dem Absatz drehten wir uns um und gingen zurück in mein Zimmer. Auf dem Boden sitzend, über die Teller gebeugt, aßen wir unsere Nudeln.
„ Ich bin total enttäuscht, dass du mir das alles nicht schon letzte Woche erzählt hast“, sagte Nina mit vollem Mund.
„ Tut mir leid!“, erwiderte ich nur leise.
„ Hast du wirklich noch nicht mal das Wort
Skrulks
nachgeschlagen? Ich meine das World Wide Web hat auf fast alles eine Antwort?“
Kauend
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