Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maya und der Mammutstein

Maya und der Mammutstein

Titel: Maya und der Mammutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Allan
Vom Netzwerk:
geschickt.«
    Rattes Augen weiteten sich. »Es muß es gewußt haben«, sagte er.
    Ehrfurcht schwang in seiner Stimme. Und wenn Faust gewußt hatte, daß so viele des anderen Stammes umgekommen waren, wäre es dann möglich, daß er dies heraufbeschworen hatte? Ratte entsann sich der erstaunlichen Ankündigung des Schamanen: daß das Bisonvolk vielleicht ins Grüne Tal ziehen werde, anstatt weiter flußabwärts zu wandern.
    »Wir sollten umkehren. Er wird es ohne Verzug erfahren wollen.«
    »Ja«, stimmte Karibu ihm zu. Er überlegte. »Ich möchte noch einen zweiten Blick nach unten werfen«, sagte er. Und schlich sich wieder zum Klippenrand vor. Diesmal sah er, wie die breite Zeltklappe des Mysterienhauses aufflog und drei Männer ins Freie traten. Zwei von ihnen waren ältere Jäger, der dritte jung und in der Blüte seiner Manneskraft. Irgend etwas an dem jungen Mann kam ihm bekannt vor, erinnerte ihn an jemanden, doch Karibu vermochte dieser seltsamen Einbildung - denn mehr konnte es schließlich nicht sein - nicht auf den Grund zu gehen. Die drei Männer blieben stehen. Sie schienen auf etwas zu warten. Nach einem Augenblick trat ein Vierter aus dem großen Zelt.
    Karibu leckte sich die Lippen. Diesen da hatte er bei seinem letzten Besuch nicht entdecken können, obwohl er nach ihm Ausschau gehalten hatte. Der Mann trug als Kopfschmuck ein Karibugeweih und dazu einen langen, wundervoll gearbeiteten Umhang. Er führte eine kleine Trommel mit sich, auf die er mit den Fingern der rechten Hand zu schlagen begann.
    Der Schamane des anderen Volkes. Karibu bemerkte, daß der Schamane hinkte. Das erinnerte ihn an die Mißbildung von Gebrochener Faust. Die Trommel verstummte, und der Schamane wandte sich den anderen drei Männern zu und sprach zu ihnen. Er schien sie eindringlich zu ermahnen.
    Schließlich erwiderte der Älteste der drei, ein Jäger von Karibus Statur, etwas. Es lag etwas Wildes in der Art, wie er redete und gestikulierte.
    Seine Hand schnitt einmal durch die Luft, dann noch einmal.
    Worum auch immer sich das Gespräch gedreht hatte, als es zu Ende war, kehrten die drei Männer dem Schamanen den Rücken und eilten mit weitausgreifenden Schritten zum ersten der Seen hinab. Sie trugen Speere und Schultersäcke bei sich, doch Karibu wußte, daß sie zu wenige für einen Jagdtrupp waren. Sie zogen aus, um etwas zu erkunden, und Karibu glaubte zu erahnen, was das Ziel ihres Erkundungszugs war. Er wich wieder vom Klippenrand zurück.
    »Schnell«, flüsterte er. »Und lautlos. Entlang der Klippenspitze zurück.
    Ich will vor ihnen an der Talöffnung sein.«
    »Vor wem?« wollte Ratte wissen.
    »Es sind drei von ihnen«, beschied ihn Karibu. »Ich glaube, sie suchen nach uns.«
    Speer, Stein und Wolf hatten sich nach Norden gewandt, sie schritten weit aus und erreichten den Fluß, der immer noch das Wasser der Eisschmelze mit sich führte, bei Einbruch der Dämmerung. Sie schlugen kein Lager auf, schliefen in ihren Fellüberwürfen und entzündeten auch kein Feuer.
    Als der Morgen dämmerte, erwachten sie durchgefroren, all ihre Glieder .
    schmerzten; Wolf ging zum Flußufer hinunter, hockte sich auf einen nassen Felsen und hob eine Handvoll Wasser an seine Lip pen.
    »Kalt«, erklärte er.
    Speer, der zu ihm gekommen war, sagte: »Beeil dich. Ich will ihr Lager erreichen, bevor die Sonne hoch am Himmel steht.«
    Wolf nickte. Über ihnen krächzte ein schwarzer Vogel, der durch ihre Anwesenheit aufgeschreckt worden war. Er schien ein schlechtes Omen zu sein. »Glaubst du, daß sie da ist?« fragte Wolf.
    Speer zog eine seiner ergrauten Augenbrauen hoch. »Deine Schwester?«
    Die Vorstellung schien ihn nicht gerade glücklich zu machen. »Könnte schon sein, schätze ich. Wir haben sie nie gefunden. Obwohl das nicht viel bedeuten muß. Im Tal gibt es auch Sümpfe. Vielleicht hat sie aber auch einer der Löwen weggeschleppt.«
    Wolf beendete seine Waschungen. »Ich hoffe, sie ist da«, sagte er.
    »Warum?« Speer teilte die Hoffnung des Jüngeren nicht. Und er verstand auch nicht, warum es dem Schamanen so wichtig war, das verschwundene Mädchen zu finden. Was konnte ein einziges Mädchen, das von einem bösen Ge ist besessen war, mit dem Unheil zu tun haben, das das Volk heimgesucht hatte? Und wenn Maya für dieses Unheil verantwortlich war, würde dann nicht alles noch schlimmer werden, wenn sie sie tatsächlich fanden? Wenn sie lebt, dachte Speer, töte ich sie eher, als daß ich zulasse, daß Geist sie zu

Weitere Kostenlose Bücher