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Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)

Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Mayas Tagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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verknallt, wie die übrigen Mädchen auch, aber viel zu stolz, um das zuzugeben. Andere waren schon nachts heimlich zu ihm ins Zimmer geschlichen und freundlich zurück in ihr Bett geschickt worden; Steve war ein Genie darin, jemanden abblitzen zu lassen. Freiheit. Endlich. Ich würde mich wieder in die Welt der Normalen einklinken, alles nachholen, was mir an Musik, Büchern und Filmen durch die Lappen gegangen war, mich bei Facebook anmelden, worauf wir im Internat alle scharf waren, weil es von den sozialen Netzwerken das angesagteste war. Ich schwor mir, bis ans Ende meiner Tage keinen Fuß mehr in den Staat Oregon zu setzen.
    Zum ersten Mal seit Monaten dachte ich an Sarah und Debbie und fragte mich, was aus ihnen geworden war. Mit etwas Glück würden sie ihren Abschluss gemacht haben und wären auf Jobsuche, denn dass sie aufs College gingen, war eher unwahrscheinlich, dafür fehlte ihnen der Grips. Debbie war immer schwer von Begriff gewesen, und Sarah hatte zu viele Schwierigkeiten; wenn sie ihre Bulimie nicht überwunden hatte, war sie wahrscheinlich sowieso auf dem Friedhof.
    Dann lud mich Angie eines Morgens zu einem Spaziergang unter den Bäumen ein, reichlich verdächtig, denn das war so gar nicht ihre Art, und sie erklärte mir, sie sei sehr zufrieden mit meiner Entwicklung, das hätte ich alles aus eigener Kraft geschafft, das Internat habe mich darin lediglich unterstützt, und ich könne jetzt an die Universität gehen, auch wenn in meinem Wissen verschiedentlich Lücken klafften. »Lücken ist gut: Krater«, fiel ich ihr ins Wort. Sie ließ das mit einem Lächeln an sich abgleiten und erinnerte mich daran, ihre Aufgabe bestehe nicht wie bei einer herkömmlichen Bildungsanstalt vor allem in der Vermittlung von Kenntnissen, sondern sei wesentlich heikler, sie müssten den jungen Menschen das emotionale Rüstzeug an die Hand geben, um das eigene Potenzial bestmöglich zu entfalten.
    »Du bist reifer geworden, Maya, darauf kommt es an.«
    »Du hast recht, Angie. Mit sechzehn wollte ich einen millionenschweren Tattergreis heiraten, ihn vergiften und sein Vermögen erben, inzwischen will ich Vicuñas für den Verkauf züchten.«
    Sie fand das nicht lustig. Über einige Umwege kam sie zu dem Vorschlag, ich könne den Sommer über als Sportlehrerin und Helferin in der Kunstwerkstatt im Internat bleiben; im September könne ich dann direkt aufs College gehen. Mein Vater und Susan seien ja, wie ich wisse, dabei, sich scheiden zu lassen, und mein Vater habe eine Flugroute in den Mittleren Osten bekommen.
    »Deine Lage ist kompliziert, Maya, du brauchst in der Übergangszeit Stabilität. Hier hattest du einen geschützten Raum, aber in Berkeley fehlt dir eine feste Struktur. Du solltest nicht in dein altes Umfeld zurückkehren.«
    »Ich werde bei meiner Großmutter wohnen.«
    »Deine Oma ist nicht in einem Alter, um …«
    »Du kennst sie nicht, Angie! Sie hat mehr Power als Madonna. Und nenn sie nicht Oma, ihr zweiter Name ist DonCorleone, wie im Paten. Meine Nini hat mich mit Kopfnüssen erzogen, wie viel Struktur willst du noch?«
    »Wir werden uns nicht über deine Großmutter streiten, Maya. Zwei oder drei weitere Monate hier können für deine Zukunft entscheidend sein. Denk darüber nach.«
    Da begriff ich, dass mein Vater das längst mit ihr vereinbart hatte. Er und ich hatten uns nie sehr nahgestanden, als ich klein war, war er fast immer weg gewesen, meine Nini und mein Pop hatten mich am Hals, er hielt sich raus. Als es nach dem Tod meines Großvaters zwischen uns schwierig wurde, schob er mich ins Internat nach Oregon ab und wusch seine Hände in Unschuld. Jetzt hatte er eine Flugroute in den Mittleren Osten, die kam ihm wie gerufen. Wozu hatte er mich in die Welt gesetzt? Er hätte bei der Prinzessin aus Lappland ein bisschen aufpassen können, wenn sie schon beide keine Kinder wollten. Gummis gab es da ja bestimmt bereits. All das fegte wie eine Bö durch meinen Kopf, und schnell war mir klar, dass ich gar nicht versuchen musste, mich zu weigern oder mit ihm zu feilschen, weil er, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, stur ist wie ein Esel, also musste eine andere Lösung her. Ich war achtzehn, rein rechtlich konnte er mich nicht zwingen, im Internat zu bleiben; deshalb hatte er sich mit Angie verbündet, deren Wort einer medizinischen Diagnose gleichkam. Wenn ich ablehnte, würde das als Problemverhalten gewertet, und mit der Unterschrift des hiesigen Psychiaters konnte man mein Programm

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