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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Brückner.
    »Wieso bist du denn so scharf auf den Enslin?«
    »Das verrate ich dir noch.« Scharf? Und ob! Vielleicht kam hier eine Spur oder zumindest das Ende eines Fädchens zutage. Vielleicht?
    »Nach dem Spielsalon mit Puff ging's um eine Liegenschaft am Züriberg«, sagte Bernier. »Da wollte Enslin ein Appartementhaus hochziehen. Was ihm dazu fehlte, war nur der Kies. Und so rannte er auf der ganzen Welt herum, kam zu mir und auch zu den älteren Kollegen, die was auf der Kante hatten, und faselte von der Chance, von der ›todsicheren Chance‹. Und ein solventer Geldgeber stehe auch hinter dem Unternehmen. Ein Libyer. Mit Kies ohne Ende. Na, kannst du dir denken, für den Enslin und seinen Libyer rückten wir nichts raus.«
    »Ein Libyer?«
    »Arabische Geschäftemacher laufen hier in Zürich doch dutzendweise rum. Übrigens kam der auch mal auf die Werft raus. Mit dickem Mercedes, sonst ziemlich unauffällig. Enslin hat ihn mir sogar vorgestellt. Jedenfalls, mit dem Haus am Züriberg ist es nichts geworden. Deshalb mußte es was in Italien sein. San Remo, nicht weniger. Und gleich eine ganze Urbanisation. Für die hat er sogar Prospekte drucken lassen, so richtig schicke Prospekte mit Projektzeichnungen und Steuerabzugsberechnungen. Jeder, der reinzog, war Besitzer, aber konnte sein Appartement natürlich das ganze Jahr auch an andere vermieten. Du kennst das doch.«
    »Und daraus wurde wieder nichts?«
    »Daraus wurde wieder nichts, wenigstens soweit ich weiß. Er hat so oft den Dienst geschwänzt, hat's so toll getrieben, daß die Crossair ihn rausschmiß. Und da hat sie weiß Gott gut daran getan!«
    Bernier sah einer Katze nach, die mit einem eleganten Schwung auf der glatten Mauer neben ihm aufsetzte.
    Dann schüttelte er den Kopf. »Schon ein Vogel, der Enslin …«
    Sie schwiegen.
    Brückner drückte seine Zigarette aus. »Sag mal, würdest du ihm zutrauen, daß er Ersatzteile verschiebt oder sie irgendwie manipuliert, damit er sie verschieben kann? Ich meine, wenn ein Geschäft drinsteckt?«
    Bernier sah ihn an und überlegte. Er nahm die Brille ab, wischte darüber, setzte sie wieder auf. »Enslin? – Eigentlich gehöre ich nicht zu denen, die jedem alles zutrauen. Noch nicht, Gott sei Dank! Aber dem Enslin schon. Bloß, wie soll er das angestellt haben?«
    »Wäre das so schwierig?«
    »Schwierig?« Bernier schüttelte den Kopf. »Wir haben schon unsere Kontrollen. Aber wenn einer geschickt vorgeht – warum nicht?«
    Paul Brückner saß im Frühstücksraum des Hotel du Théâtre und breitete eine Karte vor sich aus. Es war eine Karte des Kantons Tessin. Aurigeno? Wo lag dieses verdammte Aurigeno?
    Er wartete, bis der Kellner den Brotkorb und die Reste seiner Käseplatte abgeräumt hatte, strich die Karte erneut glatt und beugte seine Nase darüber.
    SC – das bedeutete Sopraceneri. Die Gegend um Locarno also? Hier, das war der See. Ja, hier las er es: ›Maggia-Tal‹. Und nun konnte er auch den Ortsnamen entziffern. Der Ort lag zwischen zwölfhundert Meter hohen Bergen etwa fünfzehn Kilometer südwestlich von Locarno.
    Brückner faltete die Karte zusammen, lehnte sich zurück und griff schon wieder nach seiner Zigarettenschachtel. Er schüttelte den Kopf und rührte sie nicht an. Sonst war er durchaus zufrieden mit sich. Seinen ersten Kaffee hatte er kurz nach acht draußen auf dem Bellevue-Platz genommen. Er hatte die erste Zigarette geraucht und nachgedacht. Daraufhin war er zu Fuß in die Bahnhofsstraße gegangen, um das Gebäude der Schweizerischen Volksbank zu betreten. Dort im zweiten Stock hatte er bei der Empfangssekretärin nach Fritz Rahmer gefragt.
    »Sie meinen Direktor Rahmer?«
    »Direktor? Vermutlich.«
    Aus irgendwelchen, Brückner nicht ganz begreiflichen, Gründen stand auf dem eleganten schwarzen Marmortisch des Empfangs neben einer mit Sand gefüllten Kristallschale das Kästchen einer Gegensprechanlage, und so konnte er nach vielen Jahren wieder Rahmers polternden Baß vernehmen.
    »Was? Brückner? Der LH-Kapitän? Gibt's doch nicht! Schicken Sie ihn sofort zu mir. Ja, und noch was: Fragen Sie ihn, was er haben will. Whisky, Kaffee oder Orangensaft. Fragen Sie ihn in dieser Reihenfolge.«
    Das Lächeln der Rothaarigen am Empfang wurde bedeutend freundlicher. »Also?«
    »Mineralwasser«, sagte Brückner.
    Am Ende des langen Korridors hatte Fritz Rahmer die gepolsterte Tür seines Chefbüros bereits selbst geöffnet. Nun ruderte er heftig mit den Armen. Umarmung, Küsse

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