Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
die aus der Hightech-Klasse, gehörten nun mal einer besonderen Spezies von Menschen an. In all den Jahren hatte er die unglaublichsten Typen erlebt: Technikfreaks, Musiker, Motorradrennfahrer, sogar einen ausgewachsenen Universitäts-Professor für Physik. Der kam aus Kolumbien und war Chef der Wartungscrew der British Caledonian Airways in Hongkong.
    Aber es gab noch immer Varianten. Hier zum Beispiel …
    Peter Bernier? Sein Alter war schwer zu schätzen. Fünfunddreißig, vierzig – kam wohl auf die Menge an, die er gerade intus hatte. Er war schlank, feingliedrig, hatte einen langen Hals und darauf einen Kopf, der mit den wirren, rot-grauen Haaren und der randlosen Brille auf den weit aufgerissenen Augen eher an einen Zirkusclown erinnerte, der die Konzertpianistennummer abzog. Er hatte volle rote, betrunkene und sehr feuchte Lippen, die er jetzt verächtlich verzog.
    »Weißt du was?« flüsterte er. »Es gibt Sachen, die träumst du bloß. Gerade will ich mein Baumann-Problem liquidieren. Und da kommst du rein und sagst: Der Baumann schickt mich!«
    Brückner schwieg.
    »Und was will er?«
    Brückner überdachte die Antwort. Vielleicht dauerte das Bernier zu lange. Er deutete auf die Grappaflasche, »'nen Schluck?«
    Brückner schüttelte den Kopf.
    »Solltest du aber. Ich sauf sonst nicht. Ein Bier ab und zu. Aber hier vergeht dir selbst das Bier. Hier in diesem Puff vergeht dir so ziemlich alles.«
    Er hatte graue Augen, die Brückner an den Jungen erinnerten, der ihn in das Zimmer gebracht hatte. Auch der Kopf, die roten Haare, die schlanken Finger. Vielleicht war der Junge Berniers Sohn?
    »Ich habe eine Entdeckung gemacht«, verkündete Bernier.
    »So?«
    »Grappa hilft. Im Grappa liegt der Schlüssel zur Erkenntnis. – Manchmal.«
    Er griff die Flasche am Hals und goß ein Glas ein. Seine Hand war überraschend sicher.
    »Da. Wie heißt du?«
    »Paul.«
    »Peter und Paul«, kicherte Bernier. »Na prima!«
    Brückner nahm einen Schluck. Schlimmer als jetzt konnte es schließlich nicht mehr kommen. Das Resultat überraschte ihn: Es wurde ihm schlagartig besser. Er hatte das Gefühl, als erweiterten sich die Gefäße in seinem Schädel, als käme etwas wie Klarheit und Kraft zurück. Der Lärm des Hammerwerkes in seiner rechten Stirnseite jedenfalls wurde leiser, um dann völlig zu erlöschen.
    »Was ist denn mit Baumann? Was haben Sie eigentlich gegen Ihren Chef?«
    »Was ich gegen den habe? Was kann man gegen einen Holzkopf schon haben? Ein Erbsenzähler. Aber das sind diese Ingenieure alle. Eigentlich habe ich gar nichts gegen ihn. Eigentlich hab' ich was gegen mich. Ich sag' doch: Du hast mich auf dem linken Fuß erwischt. Und dazu am falschen Tag.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Willst du auch noch wissen? Du, was bist du überhaupt für ein Paul? Pilot?« Er neigte den Kopf schief.
    Brückner nickte.
    »Sieht man euch Typen doch gleich an, Pilot also … Was passiert ist? Ich hab' meine Frau verloren. Guck nicht so! Passiert doch den meisten Männern mal, oder?«
    Wieder nickte Brückner.
    Bernier griff erneut nach der Flasche. Diesmal nahm er Wein. Und während er ihn trank, mit kurzen, kleinen, vorsichtigen Schlucken, fing er an zu reden. Brückner nahm die Geschichte nur am Rande wahr: ein Schweizer Ehedrama, eine typische Niederdorf-Story, erzählt im Suff … Berniers Frau schien ihm den gemeinsamen Sohn Hansi und das gemeinsame Lokal ›Kiste‹ hinterlassen zu haben, um mit irgendeinem windigen Walliser, der ihr die Finanzierung einer Luxuspension am Ufer des Genfer Sees versprochen hatte, zu verschwinden.
    »Sie stand schon immer auf die verdammten Welsch-Schweizer«, sagte Bernier. »Ich hab' nur den französischen Namen. Die aber wollte einen echten. Und das Niederdorf ging ihr schon immer auf den Geist. Sagt sie. Ausgerechnet sie, die Nutte! Vielleicht war es auch, daß ich die ganze Woche in Basel hockte, um irgendwelches Blech zurechtzuschustern. Und das über Jahre. Du als Pilot mußt das ja auch kennen.«
    Wieder nickte Brückner. Er setzte sich an den Glastisch.
    Bernier schob ihm sein Glas zu. »Noch einen?«
    »Noch einen halben.«
    »Halben? Hier gibt's keine Halbheiten, Paul. Also, was will Baumann?« Er griff zum Telecomander und löschte die hin und her jagenden Fußballspieler vom Schirm. »Was will der von mir?«
    »Ich will was von dir.«
    Berniers Augenbrauen rutschten in die Höhe.
    »So? Und was?«
    Brückner erklärte.
    Bernier starrte ihn an, griff sich mit beiden

Weitere Kostenlose Bücher