Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
sie auf den Geräten anbringen konnten, nicht wahr? Wie war das denn mit dem Autopiloten, der gleich beim Testflug ausfiel. Was habt ihr mit dem gemacht?«
    »Weiß ich nicht. Ich gab ihn an den Swissair-Einkauf zurück.«
    »Und die haben ihn dann, mit einem Beschwerdebrief versehen, nach Long Beach zu McDonnell geschickt? Na, großartig. Haben Sie nicht mit der Swissair-Technik …«
    Brückner beendete seine Frage nicht – Enslin begann schlapp zu machen. Vielleicht war es der Schlag zuvor, als er ihn am Hals erwischte, vielleicht war er dieser Art von Verhör nicht gewachsen. Sein Gesicht war kalkweiß. Dicke Schweißtropfen erschienen auf der Stirn. Iris und Pupille drehten nach oben.
    Brückner schüttelte ihn. »Was ist los? Wollen Sie ein Glas Wasser?«
    Enslins Lippen bewegten sich. Er murmelte irgend etwas. Brückner konnte es nicht verstehen. Er schüttelte ihn ein zweites Mal. »Es ist gleich vorbei, Enslin. Gleich sind Sie mich los. Eine letzte Frage, hören Sie!«
    Wieder riß Enslin die Augen auf. Er versuchte das Zucken an seinem Mund zu beherrschen.
    »Wer hat die Geräte geliefert? Wo wurde der Schrott zusammenmontiert? Wer hat das gemacht? Woher kommen die Dinger?«
    »Miami«, flüsterte Enslin.
    »Der Name, Enslin.«
    »Global …«
    »Was Global?«
    »Global Wings.« Sein Kopf sackte zur Seite. Das Kinn hing herab. Die Augen schlossen sich.
    Brückner fühlte den Puls. Enslins Herz schlug zwar schwach, aber er würde wieder zu sich kommen. Bald.
    Brückner legte ihm die Beine hoch, damit der Kreislauf sich stabilisieren konnte, und ging hinüber in die Ecke, in der das Mädchen am Boden saß. Er betrachtete sie, holte aus dem Bad eine Schere, und schnitt ihr die Fußfesseln durch.
    Dann beugte er sich nach vorn und riß ihr mit einem Ruck das Pflaster vom Mund.
    Sie stieß einen Schmerzensschrei aus und sandte ihm einen ihrer langen, rabenschwarzen Blicke zu.
    »Schwein!«
    Brückner lächelte sie an. Es war sicher genau das Lächeln, das sie von ihm erwartet hatte. Dann tätschelte er ihre Wangen und sagte: »Entschuldigung für alles« – und ging.
    Den Clio konnte er genausogut in Mailand abgeben. Brückner bezahlte seine Rechnung im ›Reber‹.
    Er hatte es nicht sonderlich eilig. Die Entfernung von Locarno nach Mailand betrug 130 Kilometer. Der Verkehr war ziemlich dicht. Brückner ließ den Clio gemütlich auf der rechten Spur am Luganer See entlangschnurren und sagte sich, daß dies eigentlich auch eine ganz gute Wohngegend für einen pensionierten Flugkapitän sein könnte.
    Falls sich je die Chance dazu ergab.
    An das Haus an der Steilwand wollte er nicht zurückdenken. Er hatte getan, was zu tun war. Vielleicht hätte man auch eine andere Methode anwenden können, gewiß sogar, aber es war nun einmal so gelaufen. Nichts als ein brutaler Theatercoup? Vielleicht. Vielleicht auch ein bißchen mehr. Was sollte er darüber nachdenken, die Welt dort draußen war zu schön. Zu hell …
    Zwei Dinge zählten: Er hatte sein Ergebnis. Und er war sich sicher, daß er in wenigen Minuten ohne Schwierigkeiten in Chiasso die italienisch-schweizerische Grenze überschreiten würde, weil Enslin es sich nicht leisten konnte, ihm die Polizei auf den Hals zu schicken.

20. September , Autobahn Locarno-Mailand , Ortszeit: 15 Uhr 20
    In Chiasso stauten sich Personenwagen und LKWs. Männer der Guardia de Finanze gingen durch die Kolonnen, ließen sich Ladeklappen öffnen, prüften Papiere. Sie hatten Schäferhunde dabei. Wahrscheinlich ging es wieder mal um Drogen.
    Brückners Reihe, die der Maut-Passage entgegenrollte, blieb unbehelligt. So war es auch mit den Fahrzeugen neben ihm. Er warf einen kurzen Blick nach rechts: ein dunkelblaues Lancia-Sportcoupé. Zwei Männer darin. Der Fahrer sah starr geradeaus: Vogelprofil, schwarzes Bleistiftbärtchen, olivfarbener Teint. Der andere war nur ein Schatten. Süditaliener wahrscheinlich, Neapolitaner, Calabresen, Sizilianer auf dem Weg nach Hause.
    Er reihte sich in die Blechschlange ein, die die Bucht von Como umrundete und den Hügel zu den beiden Tunnels hochfuhr. Unten glitzerte der See, lag die Stadt. Ein hübscher Anblick. Wieder eine Serpentine. Als er einen Blick in den Rückspiegel warf, erkannte er den blauen Lancia hinter sich. Nun eine Gerade. Die anderen, schnelleren Fahrzeuge zogen an ihm vorbei, der Lancia blieb, wo er war. Brückner dachte sich nichts. Dies änderte sich, als sie den zweiten der beiden Bergtunnel durchfuhren: Scheinwerfer

Weitere Kostenlose Bücher