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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mit dem Pick-up davongefahren.«
    »Mach doch keine Witze!«
    »Ich mach' ganz gerne Witze«, sagte Bruno Konietzka. »Damit jedoch nicht.«
    Etwa fünfhundert Meter vor der Flughafenauffahrt waren sie vom Airport Expreß Way in eine kleine Straße abgebogen, hatten ein Betonfeld umrundet, auf dem ein ganzer Berg verlassener Flugcontainer vor sich hingammelte, und gerieten dann auf eine gerade, schmale Straße, die wieder Richtung Flughafen führte.
    Konietzkas Le Mans schüttelte in den Schlaglöchern. Brückner beobachte, wie dort drüben im Licht eine DC-9 über das Betonband zischte, Fahrt zulegte, um dann steil in den Nachthimmel zu entfliehen.
    Bruno schien keine Lust zu weiteren Erklärungen zu haben. Er, Brückner, hatte keine Lust zu weiteren Fragen.
    Doch dann hörte er wieder seine Stimme: »Guck dir den Zaun dort an. Guck ihn dir genau an. Soweit das jetzt noch möglich ist.«
    Brückner gehorchte.
    »Rohrhalterungen«, sagte Konietzka. »Maschendraht. Billigste Ware. Oben hast du noch zwei Linien Stacheldraht. Das Ganze ist genau zwei zwanzig hoch.«
    »So«, sagte Brückner.
    Sie fuhren jetzt parallel an dem kilometerlangen Zaun entlang, der den Flughafen Miami International umgab. Er lag im Dunkel. Die Lanzettformen von Agaven deckten ihn teilweise ab. Auch rechts des Weges wuchsen Agaven, und so fuhren sie durch ein ganzes Spalier, auf ein flaches, weißgetünchtes Ziegelgebäude zu, das, von einigen Tiefstrahlern beleuchtet, auf sie zu warten schien.
    Bruno Konietzka ließ den Le Mans über den Kies des Parkplatzes knirschen, stoppte und stieg aus. Brückner sah sich um.
    In Miami gab es alles, vor allem Art- déco , echt oder nachgemacht, in › Opa- Locka ‹ fand man sogar arabische Minarette, der spanische Kolonialstil blühte sowieso an jeder Ecke. Dies hier war eine mexikanische Hacienda oder eine mexikanische Taco -Bude, aber unter dem schweren, von Holzsäulen getragenen Vordach ließ es sich abends ganz gut sitzen. Zumindest wirkte es gemütlich. Und auch die Mariachi -Musik war leise genug gestellt, um nicht auf die Nerven zu gehen. Außerdem – was sollte sie gegen die Turbinen drüben auf dem Airport ausrichten?
    »Na komm!« Zielbewußt steuerte Bruno voran, griff sich Brückners Oberarm und sagte: »Die machen einen prima Lammbraten. Ein ›Cordero‹ wie hier hast du noch nirgends gegessen!«
    Brückner versuchte das Publikum einzuschätzen: wenig Latinos, dafür jede Menge Yuppies und andere Eierköpfe. Die Frauen waren hübsch. Wahrscheinlich Angestellte irgendwelcher Fluggesellschaften oder anderer Branchen, die dazugehörten. Die paar Latinos in der Ecke flüsterten. Wie immer waren sie in strenges Schwarz gekleidet. Und wie meist hielten sie die Köpfe zusammengesteckt.
    »Don Bruno! Buenas tardes.«
    Sie ließen sich von einem dürren, pferdegesichtigen Oberkellner mit schwarzglänzender Pomadefrisur und roter Schärpe einen Tisch auf dem vom Flugplatz abgewandten Terrassenteil zuweisen, bestellten zwei Sherrys, zwei Flaschen San Miguel und nahmen die Karte in Empfang.
    » Onofré Sanchez?« fragte Bruno. »Ist er da?«
    »Aber sicher, Don Bruno. Um diese Zeit doch immer. Wollen Sie ihn sprechen?«
    »Hat Zeit. Erst mal wollen wir was essen. Mein Freund hat einen gewaltigen Hunger. Hast du doch, oder?«
    »Ich glaube.«
    Brückner wußte es wirklich nicht. Er wußte nur eines: er mußte seine verdammten Kopfschmerzen loswerden. Und das bald. Und möglichst für die gesamte Zeit seines Aufenthalts in Miami. Voll Sehnsucht dachte er an die Grappaflasche, die ihm damals bei dem Gespräch mit Peter Bernier so gut geholfen hatte. Was der wohl machte? Uninteressant …
    Eine Kellnerin kam und brachte einen Vorspeisenteller: Steinkrabben, Meeresfrüchte, dazu eine scharfe Chilisauce. Brückner ließ den Sherry stehen, drückte eine Krabbe in die Sauce und überlegte sich, ob es nicht gut wäre, das ganze Zeug mit einem Tequila oder irgendeinem anderen Schnaps runterzuspülen. Er ließ es dann doch sein und merkte mit Genugtuung, daß die Höllensauce half. Er sah wieder einigermaßen klar. Er folgte den Maschinen, die dort drüben landeten und starteten, und fühlte sich eigentlich ganz wohl unter all den vertrauten Flughafengeräuschen: das Dieselgetucker eines Schleppers, das Singen der Turbinen im Leerlauf, das Kreischen einer Bremse – und dann, immer wieder, das fauchende Heulen beim Start, das Donnern der Schubumkehr bei der Landung. Alles hübsch auf Abstand. Seine

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