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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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umdrehte.
    Randolf Hennings stellte ein schwierigeres Problem dar. Solange der Alte mit seinen aufgestauten Schuldgefühlen lebte und atmete und sprach, würde James Sloan nie mehr ruhig schlafen können und nie mehr wissen, ob die Aufforderung, zu Kapitän z. S. Diehl zu kommen, seine Verhaftung ankündigte. Das durfte James Sloan nicht zulassen. Um keinen Preis.
    Die Aussicht aus dem Cockpit der Straton 797 war spektakulär. Berry starrte die schwarze, brodelnde Wolkenwand in der Ferne wie hypnotisiert an. Sie hatte sich zuerst als vager Dunst am Horizont bemerkbar gemacht. Je näher sie der Wand kamen, desto gefährlicher und drohender wirkte sie. Berry hatte ein flaues Gefühl im Magen.
    Er beugte sich nach vorn und suchte den Horizont ab. Die Gewitterfront erstreckte sich rechts und links so weit das Auge reichte wie eine massive Wand zwischen Himmel und Meer. Sie verdeckte den Horizont vor ihnen und ragte so hoch auf, daß Berry wußte, daß die Straton sie nicht überfliegen konnte.
    Sharon berührte seinen Arm. »Eine so schlimme Front habe ich schon lange nicht mehr gesehen«, flüsterte sie besorgt.
    Berry hatte noch nie eine so schlimme Gewitterfront erlebt. Die einzigen Vorteile auf ihrer Seite waren das gute Flugwetter und das Tageslicht gewesen, auf die er sich bisher verlassen hatte. »Bist du schon mal durch eine Gewitterfront geflogen?«
    »Ein paarmal. Und du?«
    »Noch nie. Nicht mit einem Verkehrsflugzeug.«
    »Mit deiner Skymaster?«
    »Nein.« Mit der Skymaster wäre er einfach umgekehrt und hätte einen Ausweichflugplatz angeflogen. Aber hier draußen gab es keine Ausweichplätze.
    Crandall warf einen Blick auf den Wetterradarschirm in der Mitte des Instrumentenbrettes. »Siehst du eine Lücke zwischen den Wolken?«
    Berry starrte den Radarschirm an. Ein dünner grauer Strich bewegte sich wie ein Zeiger einmal in der Minute über den Schirm und ließ ein Muster aus Farbflecken zurück. »Tut mir leid, ich weiß nicht, wie man das Ding bedient und das Bild deutet.« Er warf einen Blick auf die Gewitterfront und sah dann wieder auf den Radarschirm. Die bunten Flecken sollten das darstellen, was er durch die Windschutzscheibe sah, aber Berry war außerstande, das Radarbild zu deuten. »Ich habe Artikel über Wetterradar gelesen, aber ich weiß nicht, wie man das Gerät bedient.«
    Crandall hörte ein Geräusch hinter sich und drehte sich danach um. Linda hockte ans Schaltpult des Flugingenieurs gelehnt auf dem Boden, hatte ihren Kopf auf die hochgezogenen Knie gelegt und schien zu schlafen. Sharon starrte die Tür an. Ein ganzer Arm hatte sich bis zur Schulter durch den Türspalt gezwängt, und die Hand tastete die Cockpittür auf der Innenseite ab. Die Hand berührte die Nylonstrumpfhose und zog daran, so daß die Tür sich etwas weiter öffnen ließ. Nun zwängte sich die ganze Schulter durch den Spalt. Crandall sah die blauen Schulterstücke des Kopiloten, dessen Gesicht jetzt hinter dem Türspalt zu erkennen war. »John.«
    Berry drehte sich um. »Um Himmels willen!« Er stand zögernd auf, trat an die Tür und überzeugte sich davon, daß der Knoten hielt. Dann packte er den Arm und versuchte, ihn durch den Türspalt zurückzuschieben, aber die Hand griff nach seinem Hemd. Berry wich zurück. Dieser nach ihm greifende Arm hatte etwas Groteskes an sich. Er sah sich um und entdeckte ein Zündholzbriefchen auf dem Arbeitsplatz des Flugingenieurs. Berry riß ein Streichholz an, zögerte und berührte dann damit McVarys Hand. Der Kopilot stieß einen lauten Schrei aus und riß den Arm zurück. Berry begegnete Sharons Blick, aus dem jedoch kein Tadel, sondern nur Verständnis sprach.
    Er kniete neben Linda nieder, die aufgeschreckt war. »Am besten versuchst du, weiterzuschlafen.«
    Sie schloß die Augen. »Ich bin so durstig …«
    Berry tätschelte ihre Wange. »Bald. Denk einfach nicht daran.« Er stand auf und ging an seinen Platz zurück.
    Sharon zeigte auf das Radargerät. »Gehören alle diese Knöpfe dazu?«
    Berry warf ihr einen prüfenden Blick zu. Sie hatten sich im Cockpit stillschweigend darauf geeinigt, nicht über die anderen zu reden. Er nickte. »Ja – Antennenneigung, Reichweite, Helligkeit, Modus … Und hier steht sogar ›Löschgeschwindigkeit‹. Davon hab’ ich noch nie gehört!«
    Crandall sah nach vorn, wo die dunkle Wetterwand vor ihnen aufragte. Sie war näher herangerückt, so daß die dunkelgrauen, fast schwarzen Wolkenformationen, die starke Turbulenzen ankündigten,

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