Mayday
längeren Pause.
Berry ignorierte ihre Frage. Er sah sich nach der Tür um. Irgend jemand drückte von außen dagegen, so daß sie sich etwas weiter schloß. Er stellte befriedigt fest, daß die geschlossene Tür ihnen vorerst genug Rückendeckung bot. Berry kehrte auf den Pilotensitz zurück und sagte: »Linda, du behältst bitte die Tür im Auge. Sharon, dein Platz ist hier vorn rechts.«
Crandall setzte sich. »John, was ist mit Barbara … und Harold Stein? Können wir die beiden nicht …«
Er schüttelte ungeduldig den Kopf. »Die beiden kannst du abschreiben!« Seine Hände zitterten. Er zündete sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. »Stein … Stein ist nach unten zu seiner Familie gegangen, und ich glaube nicht, daß er jemals zurückkommt. Barbara … na ja, sie hat sich anscheinend doch zuviel zugetraut.«
Crandall nickte schweigend.
Daniel McVary starrte die Tür zum Cockpit an. Mehrere Halbgedanken beschäftigten ihn. Er wollte vor allem Wasser. Er hatte Durst und erinnerte sich daran, an dem Ort hinter der Tür getrunken zu haben. Er hatte zwischen großen Fenstern in einem Sessel gesessen und aus Tassen getrunken. Allmählich erinnerte er sich an immer mehr. Er erinnerte sich daran, daß dieser Sessel ihm gehörte. Vor seinem inneren Auge standen klare, farbige Bilder, ohne daß er ihre ganze Bedeutung erfaßt hätte.
McVarys Gehirn funktionierte noch auf vielen Ebenen, zwischen denen jedoch große abgestorbene Teile lagen, die jegliche Speicherkapazität verloren hatten. Aber sein Gehirn überbrückte diese Teile, so daß Gedanken entstanden, Wünsche erkannt wurden und aktives Handeln vorbereitet wurde.
Kopilot McVary konzentrierte sich auf das Bild, das er hinter der Tür gesehen hatte, bevor sie geschlossen wurde. Jemand hatte neben seinem Sessel gestanden. Eine Frau. Er wollte zu seinem Sessel zurück. Der Mann, der ihn so hart angefaßt hatte, war auch dort drinnen. McVarys Arm tat noch immer weh. Er bewegte sich auf die Tür zu.
»John!« kreischte Linda Farley.
Berry warf sich herum und sprang auf, aber seine Reaktion kam zu spät. Der Kopilot war bereits im Cockpit. Berry stürzte sich auf ihn; McVary wich aus und stieß dabei gegen das Schaltpult des Flugingenieurs.
John Berry hielt den Atem an. Er sah wie gelähmt zu, wie der andere die Knöpfe und Schalter streifte, und wagte nicht, ihn jetzt anzugreifen, weil er genau wußte, daß er die Schalter nie mehr in die ursprüngliche Stellung zurückbringen konnte.
McVary fand sein Gleichgewicht wieder, drehte sich um und erwartete den Angriff in geduckter Haltung. Berry kam vorsichtig näher, weil er merkte, daß der andere sich einen Teil seiner Beweglichkeit und sogar eine gewisse Gerissenheit bewahrt hatte. Sie umkreisten einander in dem engen Cockpit.
Vor der Tür hatten sich Fluggäste versammelt, die sich die Hälse verrenkten, um besser sehen zu können.
Linda Farley wich zurück und kletterte auf den Pilotensitz, Sharon Crandall stand langsam auf und bemühte sich, in eine Position zu gelangen, in der sie John helfen konnte.
Berry glaubte, ein Mann mit den geistigen Fähigkeiten, die McVary offenbar verblieben waren, müsse vernünftigen Argumenten zugänglich sein. »McVary. McVary. Verstehen Sie mich? Können Sie sprechen?«
Der andere schien zuzuhören, aber er blieb nicht stehen. Er öffnete den Mund. »Ich … ich … ich …«
John Berry nickte. »Ja. Bitte gehen Sie. In den Salon hinaus. In den Salon!«
McVary hob den Kopf, warf einen Blick nach draußen … und stürzte in der nächsten Sekunde auf seinen angestammten Platz zu.
Sharon Crandall schrie auf und versuchte auszuweichen. McVary stieß sie beiseite. Dann riß Berry ihn von hinten nieder. Dabei prallte er mit dem Kopf gegen die Sitzschiene und war vor Schmerzen benommen.
Berry merkte, daß er auf dem Boden lag, während der Kopilot stand. Er wußte, daß Linda und Sharon zu schwach waren, um McVary niederzuringen, aber er konnte nicht aufstehen. Blut lief ihm über die Stirn und übers Gesicht. Er sah McVarys Beine ganz in der Nähe. Als er den Kopf hob, erkannte er, daß Sharon sich verzweifelt gegen den Kopiloten wehrte. Vor seinen Augen verschwamm alles. Dann hörte er ein lautes Zischen, als sei irgendwo ein Dampfrohr gebrochen. McVary schrie auf.
Als nächstes spürte Berry, daß Sharon ihn stützte, damit er sitzen konnte. Er sah sich um. McVary war fort. Die Tür war wieder geschlossen. »Wie habt ihr das geschafft?«
Sharon
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