Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
in die Zuständigkeit seines Bruders Silvio. Das ist doch verrückt!“ Bitter lachte er auf und knurrte: „Es ist ein Wunder, dass diese Gesellschaft so lange überleben konnte!“
Mayra verabschiedete sich aus dem Aufenthaltsraum so früh, wie es auf höfliche Weise möglich war. Die Stimmung dort war ihr zu angespannt. In ihrem Zimmer stellte sie eine Verbindung zu Fredi her. Ihr Freund war immer noch sehr blass. Doch er war wieder zu Hause und erzählte munter von den Computerprogrammen, die er entdeckt hatte. Mayra lächelte und ließ ihn reden. Sie war froh, dass es Fredi wieder besser ging. Von ihrem eigenen Abenteuer war sie noch zu angefüllt, um jetzt schon davon berichten zu können. Nach der Unterhaltung lernte sie noch ein bisschen Terrestranisch. Sie mochte die Sprache.
Kapitel 28
Am nächsten Tag kam Djuma wie verabredet zur Mission. Neben seinem Pferd führte er ein Pony an der Hand, eine rundliche Schimmelstute. „Das ist Halda“, stellte Djuma das Pony vor und gab Mayra die Zügel in die Hand. „Sie ist nicht Ireen und sicher nicht so schön. Aber sie ist zuverlässig“, meinte er und sah Mayra ein bisschen fragend an, so als ob er sich nicht sicher war, ob es eine gute Idee gewesen war, ihr ausgerechnet eine Stute in den Farben von Mayras gestorbenem Lieblingspferd mitzubringen. Doch Mayra freute sich. „Danke!“, sagte sie und lächelte Djuma an.
Halda drückte sich an Mayra und suchte nach Essbaren in ihrer Kleidung. Mayra lachte. „Ich habe gar nichts für dich dabei, du Liebe!“ Sie rubbelte der Stute mit der Hand über die Stirn, was die sich gerne gefallen ließ.
„Es gibt einen Ort im Wald, den ich sehr mag. Wo ich hinreite, wenn ich allein sein möchte. Den würde ich dir gerne zeigen. Magst du?“
Ein bisschen schüchtern nickte Mayra. „Gerne.“
Djuma bestand darauf, dass Mayra erst aufsaß und ein paar Runden um ihn herum auf dem Pony ritt. Mayra mochte die kleine Stute und genoss das lange vermisste Gefühl, sanft und warm getragen zu werden. Halda war ein gutmütiges Tier, das willig auf ihre Schenkel- und Zügelhilfen reagierte. „Überzeugt?“, fragte Mayra ein bisschen herausfordernd. Djuma nickte und zusammen machten sie sich im Schritttempo auf Richtung Wald.
Mayra schossen tausend Fragen durch den Kopf. Es gab so vieles, was sie wissen wollte. Doch es war Djuma, der ein Gespräch anfing und sie dazu brachte, lange und ausführlich von ihrem Leben auf Unionia zu erzählen, von ihren Eltern, von Fredi, der Schule. Mayra konnte sich gerade noch bremsen, ihre Schwärmerei für Kareel zu erwähnen. Sie waren schon eine ganze Weile im Wald unterwegs, und als Djumas Fragen gar nicht mehr aufhören wollten, rief Mayra mit gespielter Verzweiflung: „Stopp! Jetzt bin ich dran!“
„Aber wieso denn? Gerade wenn es interessant wird!“, grinste Djuma.
„Was bitte ist an dem Leben eines Schulmädchens interessant?“ Mayra war ehrlich verblüfft.
„Na“, meinte Djuma, „das Schulmädchen lebt auf einem Planeten, den ich nicht kenne. Das ist interessant. Und außerdem bist das Schulmädchen du.“
Mayra wusste nicht recht, was sie von dieser Antwort halten sollte. Bevor Djuma eine neue Frage stellen konnte, fragte sie nun schnell: „Und du, wo wohnst du?“
„Oben in der Stadt!“, kam es von Djuma leicht ausweichend.
„Aha, allein?“ Mayra ließ nicht locker.
Djuma grinste. „Nein, nicht allein. Ich wohne zusammen mit meinem Vater, zusammen mit meinem Halbbruder und einer älteren Halbschwester, ihrem Mann und ihren zwei Kindern.“
„Und deine Mutter ist noch bei den Mecheni?“ Djuma nickte wortlos.
„Das muss aber ein großes Haus sein, wenn ihr da alle zusammen wohnt“, überlegte Mayra laut. Was sie gerne gewusst hätte, aber sich nicht traute zu fragen war, ob Djuma eine Freundin hatte. Verheiratet war er anscheinend noch nicht.
„Und was tust du so den ganzen Tag? Also was arbeitest du?“, erkundigte sie sich stattdessen.
„Oh, ich reite!“, kam es frech von Djuma.
„Haha!“
„Nein, nicht nur so wie mit dir jetzt!“ Djumas Augen blitzten. „Ich reite junge Pferde ein, bilde sie aus.“
„Ach, das würde ich auch gerne tun. Jedenfalls lieber als in Lernkammern zu sitzen, monatelang!“, brach es aus Mayra heraus. „Und die beiden Pferde hier, bildest du die auch aus?“
„Nein. Halda gehört schon lange meiner Familie und der hier“, Djuma klopfte seinem Braunen den Hals, „das ist mein persönliches Reitpferd. Thandril.
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