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Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Titel: Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Grimke
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Sein Züchter war ein bisschen enttäuscht von ihm, weil er zu leicht gebaut ist für harte Arbeit auf dem Feld oder für ein Kriegspferd. Aber zum Reiten ist er wunderbar, intelligent und trittsicher.“ Djuma lächelte sie an. Dann ließ er Thandril anspringen.
    „Na warte!“, rief Mayra ihm zu. Sie drückte Halda die Fersen in die Flanken, und in vollem Galopp preschten sie übermütig durch den Wald.
    Nach ein paar Minuten war Halda nass geschwitzt, und Djuma zügelte sein Pferd. Sie fielen wieder in Schritt. „Du kannst wirklich gut reiten“, meinte er zu Mayra. „Das nächste Mal muss ich dir ein anderes Pferd mitbringen.“
    Mayra freute sich, dass es ein nächstes Mal geben würde. Aber sie wollte nicht, dass Djuma das sah, und so beugte sie sich hinunter, um den Hals ihrer Stute zu tätscheln. „Nein, bitte nicht. Ich mag Halda!“ Wie zur Bestätigung schnaubte das Pferd.
    Djuma nickte und zeigte dann auf einen kaum sichtbaren Trampelpfad, der rechts vor ihnen vom Weg abbog. „Da müssen wir lang.“ Er trieb Thandril vor Mayra auf den Pfad, der zu schmal war, um nebeneinander zu reiten. Es wäre unbequem gewesen sich so zu unterhalten und beide schwiegen für eine Weile.
    Für Mayra war es ein angenehmes Schweigen. Mayra unterschied zwischen Menschen, bei denen es ihr egal war, wenn nichts gesagt wurde, weil man sich nicht oder kaum kannte. Dann gab es das Schweigen, das sie enorm anstrengte, wenn sie das Gefühl hatte, sie müsse etwas sagen, um nicht unhöflich oder ungeschickt zu wirken. Und dann gab es das Schweigen zwischen guten Freunden. Mit Fredi konnte sie in der Mensa sitzen und die ganze Pause über nicht mehr sprechen als: „Gib mir mal bitte den Würzer!“ Mit Fredi und mit ihrem Onkel Ryan konnte sie wunderbar schweigen. Obwohl sie ihn kaum kannte, war es mit Djuma genauso. Sie hatte nicht das Gefühl, dass sie etwas sagen müsse, nur um nicht unwillkommen zu sein. So war Mayra einfach froh, dass sie nicht in der Mission unter der Kuppel eingesperrt war oder, noch schlimmer, mit ihrer Mutter auf einem ihrer lästigen Empfänge.
    Langsam und zuverlässig bewegte Halda sich unter ihr. Das mochte Mayra einfach an Pferden. Die waren so gutmütig. Wenn sie nicht schwer misshandelt worden waren, hatte man nichts von ihnen zu befürchten. Außerdem zeigten sie ehrlich ihre Laune. Haldas Ohren waren entspannt zur Seite gerichtet, ihr Rücken schwang unter ihr ohne Verkrampfung. Das Tier fühlte sich wohl und es würde seine Reiterin auch weiter sicher tragen. Mayra sog die Gerüche um sie ein. Halda roch leicht nussig nach Pferd, der Wald nach nassem Moos und nach einem zitronigen Blumenduft. Als sie näher an eine der Schlingpflanzen herankamen, die sich um manche der Bäume wickelten, konnte Mayra den Geruch den orangefarbenen Blüten zuordnen.
    Sonnenlicht strömte durch die Zweige und malte Schatten auf den Bäumen, auf dem Boden, auf den zwei Reitern. Mayra war wieder fasziniert davon, dass nur manche der Blätter grün und die anderen blau waren. Es raschelte neben ihr, und Mayra erhaschte einen Blick auf einen kleinen Vogel, der mit seiner blauen Tarnfarbe im Laub kaum zu erkennen war. Schnell verschwand er im Geäst. Vor ihr hatte Djuma die Zügel in die linke Hand genommen. Seine rechte ruhte entspannt auf seinem Oberschenkel. Thandril war ein aufgewecktes, noch sehr junges Pferd. So ruhig er unter Djuma ging, war Mayra sich nicht sicher, ob sie mit ihm zurechtkäme oder ob Thandril sofort ihre mangelnde Erfahrung spüren und sie abwerfen würde.
    Plötzlich öffnete sich der Wald, und ein kleiner See lag vor ihnen. Mayra ritt neben Djuma und staunte. Der See war nahezu kreisrund, und Mayra schien er fast wie ein Gemälde. Das Blau des Himmels spiegelte sich in ihm. Die Bäume zeichneten ihr Ebenbild auf das Wasser, sodass die Welt dort Kopf stand. Vor ihnen lag ein kleiner Strand mit hellweißem Sand. Das Schönste aber waren die kleinen Tiere mit hauchzarten, strahlend blauen Flügeln von der Größe eines Handtellers, die in einem Schwarm über das Wasser flogen. Nein, nicht flogen, tanzten! „Ist das schön!“, brach es aus Mayra heraus. Ihr kam der Satz sofort kitschig vor, und sie schaute zu Djuma herüber, ob er das auch so fand. Doch der nickte nur zustimmend.
    Beide saßen sie ab. Djuma nahm ihr die Zügel ab, und während Mayra ganz verzückt zu den blauen Tierchen über das Wasser schaute, band er beide Pferde an lange Seile, sodass sie grasen konnten. Dann setzte er

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