Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
Fragen beantworten, Mayra. Was möchtest du wissen?“, fragte Myrddin.
Entschlossen nahm Mayra die Chance wahr. Sie sammelte ihre Gedanken und, ohne sich wie sonst oft zu verhaspeln, erklärte sie Myrddin erst die Grundzüge der Medizin in der Sternenföderation und stellte von da aus ihre Frage nach seiner Art, Kranken zu helfen. Myrddin schüttelte verständnislos den Kopf darüber, dass die Ärzte in der Föderation den Körper als eine Art Maschine betrachteten, wo es bei Krankheit nur Teile auszutauschen oder zu reparieren galt. Mayra verstand nicht alles, was der Alte ihr erklärte. Aber was sie begriff war, dass Myrddin meinte, dass die Seele eines Menschen für Krankheit oder Gesundheit wichtiger sei als der Körper, der die Seele nur spiegle. „Seele“ tauchte in den Stichwortregistern von Diagnosecomputern nicht auf. Trotzdem ahnte Mayra, was der terrestranische Heiler meinte.
Eine ganze Zeit arbeiteten sie so zusammen, enthülsten die Samen und sprachen über Myrddins Art zu heilen und über das, was Mayra über das medizinische System der Föderation wusste. Schließlich waren sie mit den Samen der Sonnenblüte fertig, und Myrddin brachte sie in die Höhle. Wieder schaute Mayra zu Djuma hinüber, den sie auch während der Medizinlektion immer wieder beobachtet hatte. Nun hörte Djuma mit dem Holzhacken auf und ging zu einem Apfelbaum, der am Waldrand stand. Mayra stand auf und ging zu ihm hinüber.
Djuma stand inzwischen neben dem Baum, hatte die linke Hand an den Baumstamm gestützt und sah hoch zu den reifen Früchten. Plötzlich lösten sich drei Äpfel gleichzeitig und fielen zu Boden. Mayra stand fast neben ihm, als sie fragte: „Wie hast du das gemacht?“
Djuma schaute überrascht auf. Er hatte sie nicht kommen hören. Fast schien es, als ob er ein schlechtes Gewissen hatte. Jedenfalls schien es Mayra, als ob er sich verstellte, als er scheinbar naiv zurückfragte: „Wie habe ich was gemacht?“
„Na, dass die Äpfel vom Baum fallen!“ Mayra schaute nach oben. Die anderen Früchte saßen fest an ihren Stängeln.
Djuma bückte sich und hob die herabgefallenen Äpfel auf. Einen davon bot er Mayra an: „Hier probier! Die Sorte ist echt lecker!“ Mayra nahm den Apfel und war ein bisschen unschlüssig. Djuma biss herzhaft in einen der Äpfel, und Mayra machte es ihm nach. Der Saft lief ihr über die Lippen, und sie musste lachen. Sie blickte hoch zu Djuma, der sie ansah.
Irgendetwas passierte in diesem Moment. In Mayra war es plötzlich ganz still. Sie und Djuma blickten sich an, und Mayra hatte das Gefühl, dass sie durch diesen Blick wie verwoben waren, dass sie eins wurden. Ohne dass sie es merkte, fiel Mayra der Apfel aus der Hand. Sie hörte nichts mehr, sah nichts mehr außer Djuma. Gleichzeitig machten sie und Djuma einen Schritt aufeinander zu, ihre Hände berührten sich. Mayras Herz fing an zu rasen, da rief plötzlich eine schrille Stimme: „Mayra!“
Mayra und Djuma zuckten zusammen. „Ich bin es, deine Mutter!“ Es war Cassiopeias Stimme. „Jetzt klapp endlich deinen Transponder auf, damit ich dich sehen kann, Kind. Ich habe nicht ewig Zeit!“ Die Stimme kam aus Mayras Hosentasche. Mayra holte den Transponder heraus und drehte sich so, dass ihre Mutter kein Bild von Djuma durch die im Transponder eingebaute Kamera bekam. „Na endlich!“, rief Cassiopeia, deren kleines Hologramm nun über dem Transponder schwebte. „Mayra, ich will dass du auf dieser Tributzeremonie morgen gut aussiehst! Deswegen habe ich dir ein Paket mit einem Hosenanzug nach Terrestra geschickt. Wieder eine Kreation von Bayan. Ich denke, das wird das Richtige für diesen Anlass sein. Du hast doch nichts anderes eingepackt als die lange Robe und diese, hm …!“ Cassiopeia unterbrach sich kurz und betrachte Mayras Hose und Pullover. „… diese etwas bäuerische Kleidung. Mach mir morgen alle Ehre, ja?“ Mayra nickte. „Gut! Küsschen!“, kam es von Cassiopeia zufrieden. Die Projektion verschwand.
Einen Augenblick starrte Mayra auf den nun schweigenden Transponder und steckte ihn dann wieder weg. Sie wandte sich Djuma zu, der während ihrem Gespräch ein paar Schritte zur Seite gegangen war. „Du bist morgen auf der Tributzeremonie?“, fragte er und Mayra war ein bisschen verwirrt. Djumas Ton klang seltsam.
„Ja, wieso? Ich gehe dort mit meinem Großvater hin. Ist das ein Problem?“
Djuma schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht.“ Aber er war immer noch sehr ernst, als er
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