Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
vorkam, die aber tatsächlich wohl nur eine Viertelstunde gedauert hatte, öffnete sich der Wald zu einer Lichtung, die sich an den Fuß eines kleinen Hügels schmiegte. In dem Hügel war der Ausgang einer Höhle zu erkennen, davor hackte ein alter Mann Holz. Das musste Myrddin sein. Mayra trieb Halda neben Djuma. „Wie war das noch? Weiß dein Freund, dass wir kommen?“, fragte sie etwas ängstlich. Bevor Djuma antworten konnte, wurden sie von Myrddin entdeckt. Der hob grüßend die Hand, legte die Axt zur Seite und kam ihnen entgegen.
Mayra schätzte ihn auf gut 60 Jahre. Myrddin war schlank, ohne dürr zu sein. Haar und Bart waren grau und kurz geschnitten. Gekleidet war er in einer bauchigen, dunklen Hose und einer Art Unterhemd, das die Arme und Schultern unbedeckt ließ. Er nickte Djuma zu und zog fragend und ein bisschen spöttisch die Augenbrauen hoch, bevor er sich Mayra zuwandte. „Ein Mädchen nicht nur aus fremden Gebieten, sondern von fremden Sternen. Womit verdiene ich diese Ehre?“ Er sprach Terrestranisch und Mayra verstand ihn der Spur nach.
Djuma saß ab und griff in Haldas Zügel. Entspannt antwortete er, ebenfalls auf Terrestranisch, an Mayras statt: „Nun verschreck unseren Gast nicht sofort! Das ist Mayra. Sie interessiert sich für Heilkünste. Deswegen habe ich sie hergebracht.“
„Ah, nur deswegen!“, kam es von Myrddin, während er Mayra weiter anschaute. Plötzlich lächelte Myrddin ihr zu. „Was willst du wissen, Mayra?“.
„Ähm. Alles!“, antwortete Mayra auf Terrestranisch. Djuma guckte erstaunt.
„Du lernst unsere Sprache?“ Mayra nickte, etwas befangen. „Ich bin beeindruckt!“ Djumas Miene sagte, dass er das auch so meinte.
„Komm!“, forderte Myrddin sie auf, und Mayra folgte ihm zum Feuer. Über dem Feuer hing ein Tonkessel, in dem Wasser dampfte. In der Mitte durchgesägte Baumstämme auf Pflöcken lagen im Viereck um das Feuer herum, und Myrddin setzte sich auf den zur Höhle hin gelegenen. Als Mayra unsicher stehen blieb, lud er sie mit einer Handbewegung ein, ebenfalls Platz zu nehmen, was sie tat. Djuma lächelte ihr aufmunternd zu. Dann nahm er beide Pferde und brachte sie in eine kleine, teils überdachte Umzäunung an der Felswand.
Mayra nahm ihren Mut zusammen und sagte dann, so gut sie es auf Terrestranisch konnte: „Vieles ist ganz neu für mich hier auf diesem Planeten. Zu Hause gibt es Diagnosecomputer, Maschinen, die den Ärzten sagen, was dem Kranken fehlt. Aber Sie haben keine Maschinen.“
„Es geht auch ohne Maschinen“, antwortete Myrddin ruhig. Er hob seine Hände und streckte sie Mayra entgegen, die Handflächen nach oben. Als Mayra nicht sofort verstand, was er wollte, bedeutete er ihr, ihre Hände auf seine zu legen. Mayra folgte seiner Aufforderung. Myrddins Hände waren groß, trocken und warm, viel wärmer als ihre.
Aus den Augenwinkeln heraus nahm Mayra wahr, dass Djuma zu dem Block mit der Axt hinüberging und anfing, Holz zu hacken. Sie konzentrierte sich auf Myrddin, der sie aufmerksam ansah. Es war eine seltsam intensive, aber dabei nicht unangenehme Begegnung, wie er so ihre Hände leicht in den seinen hielt. „Hast du irgendwelche Beschwerden, tut dir etwas weh?“
Mayra schüttelte den Kopf. „Ich werde nur zu schnell rot“, kiekste sie und errötete prompt. Sie rechnete damit, dass Myrddin über ihre Bemerkung lachen würde oder sonst eine ablehnende Reaktion zeigen würde.
Aber das tat er nicht. Myrddin schaute sie unverändert weiter an und hielt dabei ihre Hände. „Deine Hände sind kühl“, meinte er. „Hast du oft kalte Füße? Hindert dich das manchmal am Einschlafen?“
Überrascht nickte Mayra. „Stimmt.“
Sanft strich Myrddin mit dem Daumen über ihre Handflächen und sagte dabei: „Es ist keine Schande unsicher zu sein. Das sind wir alle manchmal. Und es ist in Ordnung, Gefühle zu zeigen. Mit und ohne Erröten.“ Mayra zuckte zusammen und schaute weg. Myrddin hatte ihren wunden Punkt getroffen. „Für die Durchblutung gibt es einen Tee“, sagte Myrddin, so als ob Mayras Reaktion die normalste Sache der Welt wäre. „Den mache ich dir jetzt, und den nimmst du mit. Vier Beeren in eine Tasse heißes Wasser, morgens und abends.“ Myrddin löste sich, stand auf und strich ihr sanft über die Wange, bevor er sich umdrehte und in Richtung Höhle ging.
Mayra atmete tief durch und sah zu Djuma hinüber. Der hackte nicht zum ersten Mal Holz. So viel war klar. Da saß jeder Schlag. Es war eine
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