Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
merkte, dass sie keine Ruhe fand, und klopfte virtuell bei Fredi an. Der wollte gerade los zu einem Termin bei seinem Gesundheitsgymnasten, doch als er sah, wie aufgelöst Mayra war, meinte er: „Da muss ich sowieso immer warten. Also erzähl schon!“
In rasender Geschwindigkeit berichtete Mayra, was passiert war. Fredi unterbrach sie immer wieder, wenn er nicht mehr mitkam. Aber schließlich war alles draußen, und Mayra fragte mit einer Stimme, die nach oben wegkippte: „Und was, wenn du Recht hattest, und er ist wirklich ein Verbrecher?“
„Moment mal!“, verteidigte sich Fredi. „Ich habe nie gesagt, dass er ein Verbrecher ist. Ich hab dir nur gesagt, du sollst nicht ganz so naiv Männern in den Wald folgen, die du überhaupt nicht kennst!“
„Bin ich aber – und jetzt das!“, rief Mayra aufgebracht.
„Mayra, ganz ruhig!“ Fredi war auf einmal energisch. „Du weißt noch nicht mal, was die Soldaten von deinem Freund wollten. Sie haben ihn nur gesucht. Das kann sonst was bedeuten. Außerdem scheint Terrestra ja schon ein bisschen seltsam zu sein, so wie du erzählst. Königsherrschaft und so. Wer weiß denn, ob das wirklich was Schlimmes ist, also für uns Schlimmes, was Djuma da gemacht hat oder auch nicht, für das sie ihn heute gesucht haben!“
„Ja!“ seufzte Mayra. „Ich weiß überhaupt nicht, was ich machen soll!“ Sie war verzweifelt.
„Na, erst mal gar nichts. Oder hast du inzwischen eine Adresse?“, kam es trocken von Fredi.
„Nein“, musste Mayra zugeben.
„Einen Nachnamen, eine Verwandtschaftsangabe?“, fragte Fredi nach.
Mayra schüttelte den Kopf.
„Kombiniere!“, kam es von Fredi. „Die einzige Anlaufstelle, die du überhaupt hast, ist dieser Heiler. Wie heißt der noch mal? Ach, Myrddin. Entweder dieser Djuma schickt eine Nachricht oder taucht wieder auf – oder du musst Myrddin ausquetschen.“ Mayra nickte. Etwas Anderes oder Besseres fiel ihr auch nicht ein. Fredi musste jetzt wirklich los. Sie winkten sich zum Abschied zu und Mayra fiel auf, wie sehr Fredis Hand zitterte. Sein Tremor war offenbar schlimmer geworden.
Nachdem die Übertragung beendet war, ließ Mayra sich wieder aufs Bett fallen. Unaufhörlich kreisten ihre Gedanken. Nun machte sie sich auch noch Sorgen um Fredi. Sie hoffte so, so sehr, dass das mit den Soldaten nicht so übel war, wie es ausgesehen hatte, und dass Djuma schon am nächsten Morgen wieder vor der Mission stehen würde.
Kapitel 36
Doch das war nicht der Fall. Mayra war früh aufgestanden und hatte eine virtuelle Nachricht an ihre Großeltern gesandt, sie sei ausreiten. Als kein Djuma zu sehen war, sattelte sie Halda. Draußen ließ sie ihr Pferd zunächst im Schritt gehen. Nachdem Halda sich aufgewärmt hatte und ihre Bewegungen geschmeidiger geworden waren, wechselte Mayra das Tempo und es ging im Galopp Richtung Wald. Was Mayra in ihrer Nachricht nicht mitgeteilt hatte, war, dass der Ausritt ein bisschen länger werden würde. Sie wollte zu Myrddin, war sich allerdings alles andere als sicher, ob sie den Weg zu dem alten Heiler wiederfinden würde.
Zum ersten Mal ritt sie alleine über den Waldweg. Sie erinnerte sich nicht mehr genau, wie weit es war, bis der Pfad zu Myrddin abbog, und achtete sorgfältig auf den Baum mit dem großen weißen Stamm. Schließlich sah sie ihn, parierte Halda durch und trieb sie vom Weg hinunter durch das Gebüsch auf den Pfad. Danach folgte Mayra mehr ihrem Instinkt als einer konkreten Erinnerung bei der Entscheidung, welchen der sich kreuzenden Wildpfade sie nahm. Und tatsächlich, nach einer Viertelstunde, die Mayra wie eine Ewigkeit vorkam, öffnete sich der Pfad zu der Lichtung vor Myrddins Höhle. Zusammen mit einem Mann und einer Frau, beide schon alt, mit grauen Haaren, saß der Heiler auf den Bänken. Erleichtert seufzte Mayra auf und tätschelte Haldas Hals. „Haben wir gut gemacht!“, meinte sie zu ihrer Stute, die darauf nicht reagierte, sondern einfach nur brav weiter vorwärtsging.
Als sie in Hörweite waren, bemerkte Myrddin sie. Er schaute auf, erkannte sie und lächelte, was Mayra als Einladung interpretierte näher zu kommen. Myrddin war damit beschäftigt, die rechte Hand der Frau mit einem Schwämmchen zu reinigen, während der Mann dabei ängstlich zusah. Der Heiler beachtete Mayra zunächst nicht weiter und kümmerte sich um seine Patientin. Mayra brachte die Stute in die Einzäunung und sattelte sie ab, löste die Trense. Dann trat sie zögernd näher. Obwohl er sie
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