Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
Glatzköpfiger, der Liam hieß, nahm Mayra unter seine Fittiche. Er zeigte ihr, wie sie Halda das Springen beibringen konnte und wie man bei den Wendungen auf dem Parcours sich am besten zwischen den Stangen hindurch wand. Die sonst so faule Halda nahm vor allem die Herausforderung der Slalomstrecke mit Begeisterung an.
Mittags machten sie Pause. Djuma legte Holzäste in einem kleinen Kreis aus Steinen übereinander. Plötzlich züngelten Flammen hoch, fing das Holz an zu brennen und das, obwohl niemand etwas gemacht hatte. „Wow!“ entfuhr es Mayra.
Djuma lachte. „Magie!“, grinste er. Keiner der Soldaten interessierte sich für das Feuer, das sich scheinbar selbst entzündet hatte. Für die Terrestraner war das offensichtlich selbstverständlich.
„Mach das noch mal!“, rief Mayra. Sie war fasziniert und völlig verblüfft.
Djuma nahm einen Ast, der noch nicht brannte, sah ihn konzentriert an – und der Ast ging in Flammen auf! Schnell warf Djuma ihn ins Feuer. An seinem Zeigefinger zeigte sich eine Brandblase. „Ein bisschen aufpassen muss man schon“, meinte er.
„Aha?“ Mayra war ein wenig durcheinander. Sie war in der Schule in Physik eine der besten Schülerinnen. Aber für das, was sie gerade gesehen hatte, fand sie in ihrem ganzen Wissen keine Erklärung.
Glen, Liam und die anderen kamen herüber und setzten sich zu ihnen. Die Soldaten hatten Proviant dabei, Brot, in das Nüsse eingebacken waren, Käse und Äpfel. Über das Feuer hingen sie eine Kanne, und bald gab es Tee. Mayra schlug ihre ganze, von ihrer Mutter anerzogene Vorsicht, was Viren, Pilze und Bakterien betraf, in den Wind und langte herzhaft zu. Sie musste gründlich kauen, das Brot war härter, als sie es gewöhnt war. Dafür schmeckte es mit dem Käse einfach nur köstlich.
In der Runde wurde auch klar, dass es seine Kameraden gewesen waren, die dem Prinzen den Namen Djuma gegeben hatten. „Den Namen, den einem die Eltern geben, den hat man einfach. Ob er zu einem passt oder nicht“, erklärte ihr Liam. „Wer ihn sich verdient, der bekommt einen Kampfnamen.“
Es war Glen, der merkte, dass Mayra es noch nicht ganz verstanden hatte. So führte er weiter aus: „Der Kampfname ist, hm, man könnte sagen, ein Seelenname. Wenn man sich bewährt hat als Mann, als Kämpfer, dann verleihen die Älteren, Erfahrenen dem Jüngling einen neuen Namen, einen Rufnamen in der Truppe.“
„Aha, und warum heißt du dann Djuma?“, wollte Mayra von Ragnar wissen.
„Eine völlig unwichtige Geschichte!“, versuchte der abzuwiegeln.
Aber Liam ging nicht darauf ein. Geradezu genüsslich erzählte er: „Als unser Prinz hier gerade mal gelernt hatte, einen Speer nicht ganz krumm zu werfen, ritt er allein in den Wald. Das sollten Prinzen eigentlich nicht tun. Aber wann hätte unser Kleiner sich je daran gehalten, was die Älteren ihm sagen. Nun jedenfalls, er passt nicht auf und sieht nicht die schwarze Raubkatze, die auf einem Ast im Baum auf Beute lauert! Die Djuma springt auf ihn hinunter und reißt ihn vom Pferd! Und, was, Mayra, passiert, wenn eine Djuma einen Menschen anfällt?“
Mayra, überrascht so direkt angesprochen zu werden, brachte nur ein: „Keine Ahnung!“ heraus.
Liam machte eine Bewegung quer über die Kehle. „Grks!“, sagte er. „Nichts geht mehr!“ Alle hörten ihm gespannt zu, obwohl die Soldaten die Geschichte ja schon kennen mussten. „Nicht so bei unserem Hauptmann hier!“, rief Liam. „Zack! Springt die Djuma ihn an. Er geht zu Boden, doch er windet sich aus ihrem Griff noch im Fallen – und schleudert sie vor den nächsten Baum! Betäubt bleibt das Tier liegen. Er schenkt ihr das Leben und verlässt die Kampfstätte als Sieger!“
„Ja, ja!“, brach Djuma die Stimmung. „Und du hast vergessen zu erzählen, dass es eine noch ganz junge und kleine Katze war, und mit Magie ist der Sieg so schwierig dann auch nicht. Eher peinlich, dass ich sie trotz magischer Fähigkeiten nicht gesehen habe!“
„Und Kampfnarben hat er davon getragen!“ Liam ließ sich in seiner Begeisterung nicht stören. Er langte über das Feuer und wollte Djumas Haare an der rechten Schläfe zur Seite schieben. Djuma wich der Bewegung aus, aber Mayra konnte auch so an Djumas Haaransatz drei tiefe Kratzer erkennen. Sie hob die Hand, um die alte Verletzung zu berühren, doch Djuma zuckte zurück, und sie ließ es. Währenddessen schloss Liam seine Erklärungen mit: „Und so hatte sich der Junge die Aufnahme in die Männerrunde
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