Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
dass du in der Mission bleiben sollst. Und nicht nächtelang wegbleiben!“ Rogers Kopf war nun knallrot.
Wütend sprang Mayra auf. „Ragnar war bei mir! Der Prinz, der Statthalter von Terrestra! Ragnar hätte nie zugelassen, dass mir etwas passiert!“, brüllte sie ihren Großvater an.
„Ach ja?“, kam es vom Admiral verächtlich. „Du bist dir also so sicher, dass der Prinz sich für dich entschieden hätte, gegen seinen Vater!“
Diese Antwort traf Mayra wie ein Schlag. Djuma und sie hatten über einen Krieg nie miteinander gesprochen. Was würde Djuma tun? Würde er gegen die Föderation, würde er gegen sie kämpfen? Mayra wusste es nicht. Verzweifelt und mit aller Intensität versuchte sie, Djuma telepathisch zu erreichen, während sie weiter ihren Großvater anstarrte. Sie machte das gleiche, das sie in Danatos Haus gemacht hatte, wo Djuma sofort geantwortet hatte.
Hier aber, in der Mission, nach der Kriegserklärung Terrestras an die Sternenföderation fühlte sie nur ein Rauschen und es baute sich kein Gedankenkontakt zu Djuma auf. In Mayras Schweigen hinein sagte der Admiral: „Ich habe die Schleusen so programmiert, dass sie dich nicht mehr hindurch lassen. Deine Mutter und ich sind uns einig, dass du mit dem nächsten Schiff zurückfliegst nach Unionia.“ Ohne ein weiteres Wort drehte sich Rogers um und ging. Mayra war der Appetit vergangen. Sie schob den Teller von sich weg.
Will kam wieder herein. Während sie den Tisch abdeckte, meinte die Unteroffizierin: „Krieg gefällt keinem. Aber wenn ich mir so anhöre, was unsere Informanten uns zutragen, ist es vielleicht das Beste, wenn wir hier auf Terrestra mal so richtig aufräumen!“
„Wieso? Was sagen sie denn?“, wollte Mayra wissen.
Will blieb mit dem Tablett in der Hand neben ihr stehen. „Erstens lassen sie verurteilte Verbrecher laufen. Ein Pferdedieb ist aus dem Gefängnis entkommen. Was bitte sagt das über den Zustand eines Gemeinwesens aus? Zweitens gibt es Gerüchte, dass der König für die Flucht des Sträflings einen seiner Söhne verantwortlich gemacht hat. Darüber sei der König so wütend gewesen, dass er die Beherrschung verlor und seinen eigenen Sohn schwer verletzte. Unser Informant wollte uns weismachen, der König habe diesen Ragnar mit, hm, Magie gegen die Wand geschleudert. Das ist natürlich Unsinn. Aber allein, dass es solche Gerüchte gibt und dass die Leute sie glauben, zeigt doch, dass Terrestra auf einem Stand ist, wo wir geradezu verpflichtet sind, einzugreifen!“ Will setzte sich das Tablett auf die Hüfte und ging.
Mayra war wie vor den Kopf geschlagen. Der zum Tode verurteilte Pferdedieb war frei. Vor ihrem inneren Auge sah Mayra deutlich sein Gesicht, wie verzweifelt er im Gerichtssaal gewesen war. Nun konnte dieses grauenhafte Urteil nicht vollstreckt werden. Djuma war verletzt gewesen. Er hatte so starke Prellungen und Abschürfungen, dass er kurz das Bewusstsein verloren hatte und noch in Myrddins Höhle unter Schock stand. Djumas Worte auf Mayras Nachfrage, was er habe, waren „ein Unfall“ gewesen, ohne dass er genauer gesagt hatte, was das für ein Unfall gewesen sein mochte. Wenn sowohl der Teil des Berichts des Informanten stimmte, dass der Pferdedieb entkommen war, und wenn Mayra wusste, dass Prinz Ragnar verletzt war, dann lag es nahe, auch den Mittelteil des Berichts durch den Zuträger zu glauben. Wenn das so war, dann hatte Djuma dafür gesorgt, dass der Pferdedieb freikam. Kaum einer der terrestranischen Untertanen hätte dazu die Macht gehabt. Ihr Streit mit Djuma um sein Urteil kam Mayra in den Sinn. Was hatte sie da noch in Bezug auf Djumas Vater gesagt? „Meine Güte, er wird dich schon nicht umbringen!“, waren ihre Worte gewesen.
Djuma hatte darauf gelacht, und sein Lachen hatte sie verletzt. Sie war darüber so sauer gewesen, dass sie Djuma an den Kopf geknallt hatte, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte! Jetzt verstand sie, dass sie mit ihrem Ausspruch nahe an die Wahrheit gekommen war, ohne es zu merken. Es war gefährlich, es war lebensgefährlich, sich König Philippus zu widersetzen, sogar für seinen eigenen Sohn. Djumas Worte klangen in ihr auf: „Du machst es dir zu einfach, kleines Sternenmädchen!“ Mayra gab ihm nun Recht, sie gab ihm vorbehaltlos Recht. Sie hatte es sich zu einfach gemacht. Sie hatte gehandelt wie ein kleines Kind, das unfähig war zu begreifen, dass die Welt anders lief, als es das haben wollte! Stöhnend stützte Mayra den Kopf
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