Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
Keiner von der Königsfamilie. Nur ein paar Diener“, erklärte ihr Ursula. „Dann haben sie Aufklärungsdrohnen steigen lassen, und es sieht so aus, als ob sich Philippus und seine Leute in die Berge zurückgezogen haben, in eine kleine Steinfestung. Dort, schau!“, Ursula zeigte auf eine der Projektionen, wo nun ein von grauen Steingebäuden umgebener Turm zu sehen war, der auf halber Höhe der Berge auf einer Anhöhe stand. Das Brötchen in Mayras Mund schmeckte plötzlich wie Staub.
„Wollen sie die Anlage einfach wegschießen?“ fragte sie besorgt.
Ursula verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. „Nein. Der Plan ist, kein Blutvergießen zuzulassen, jedenfalls dann, wenn es sich vermeiden lässt!“
„Na klar, wir wollen ja schließlich als die Guten dastehen!“ Mayras Ton war sarkastisch, aber Ursula entschied sich, nicht darauf zu reagieren.
Eine der Kameras zoomte auf einen Trümmerhaufen direkt neben der Burg.
„Was ist denn das? Das sind doch keine Steine!“ Mayra war verblüfft. Das ausgebrannte Metallgerippe eines kleinen Fluggleiters wurde nun deutlich erkennbar.
„Ganz am Anfang, als wir Terrestra gerade erst wieder entdeckt hatten, ist da eines von unseren Geräten runter. Bei einem Erkundungsflug. Unsere erste Begegnung mit Terrestras instabilem Magnetfeld“, erklärte Ursula.
Mayra und Ursula blieben vor den Monitoren sitzen, auch wenn es über Stunden kaum etwas anderes zu sehen gab als Soldatinnen und Soldaten, die hin- und herliefen mit Aufträgen, deren Sinn von außen nicht zu erkennen war. Schließlich hoben sechs Transportgleiter ab und flogen Richtung Berge. Plötzlich fingen die Bilder der Übertragung an zu schwanken. Die Flieger gerieten ins Trudeln. „Oh, nein!“, entfuhr es Ursula. Alle Gleiter stürzten ab, fielen wie Steine zu Boden, waren von ihren Besatzungen nicht mehr zu kontrollieren. Hart schlugen sie auf. Zu ihrer Erleichterung erfuhren Mayra und Ursula aus der Kommunikation vom Einsatzort, dass es nur Sachschäden gab und keine menschlichen Verluste.
Wie gebannt saßen Ursula und Mayra vor den Bildschirmen und beobachteten, wie die Truppen diszipliniert in Marschformation ausrückten. Die Formation hielt nicht lange. Da sie mitten im Wald abgestürzt waren, mussten die Föderationssoldaten sich durch unwegsames Gelände vorwärtsschlagen. Gestrüpp versperrte ihnen den Weg. Wildwasserbäche, für deren Überquerung sie nicht ausgerüstet waren, zwangen sie zu Umwegen. Derart unkultiviertes Terrain war in der Ausbildung und in den Einsatzmanualen der Föderationstruppen nicht vorgesehen. Von den Terrestranern war nichts zu bemerken, so lange bis aus dem Nichts heraus ein Baum auf zwei Soldaten niederkrachte und sie sofort tötete! Weit hinten sah Mayra für einen Augenblick Silvio, den Halbruder von Djuma, sich hinter Zweige verstecken.
In den folgenden Stunden wurde klar, dass das die Taktik der Terrestraner war. Mit Magie, mit Telekinese, erschlugen die Männer aus der Königsfamilie, die mit psychischen Kräften begabt waren, ihre Gegner mit Bäumen und schleuderten Steine auf sie. Gleichzeitig schossen die terrestranischen Soldaten auf ihre Gegner aus dem Schutz des Waldes heraus mit Pfeil und Bogen. Bald feuerten die Soldaten der Föderation auf alles, was sich bewegte. Manchmal streikten die Strahlenwaffen. Oft genug aber trafen sie ihr Ziel. Wenn ein Vermeiden von Blutvergießen wirklich das Ziel gewesen war, hatte die Föderation dies nicht erreicht. Ursula drängte Mayra, von den Projektionen und den brutalen Bildern weg auf ihr Zimmer zu gehen. Doch die schüttelte nur den Kopf. Da Ursula von der Situation zu gestresst war, um die Kraft aufzubringen sich durchzusetzen, gelang es Mayra zu bleiben.
Langsam, aber unaufhaltsam rückten die Föderationssoldaten vor. Philippus war noch nirgendwo gesichtet worden. Man vermutete, dass der König sich in der Burg aufhielt. Am Rand einer Lichtung erkannte Mayra plötzlich Djuma, sah, wie er im letzten Bruchteil einer Sekunde einen Strahlenblitz abblockte und dann zwischen den Bäumen verschwand. „Mir reicht es. Mir reicht es jetzt einfach!“ dachte Mayra.
Ohne dass Ursula es registrierte, verließ Mayra den Aufenthaltsraum. In ihrem Zimmer setzte sie sich an den Computer. Wieder versuchte sie Fredi zu erreichen. Wieder reagierte er nicht. Mayra fluchte innerlich. Wenn sie ihn einmal brauchte mit seinem ganz speziellen Hobby! Mayra überlegte, was sie sonst tun könnte. Fredi hatte sie über Jahre
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