Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
in ihre Hände. Djuma hatte den Dieb freibekommen und er hatte ihr nichts gesagt. Die ganze Zeit bei Donato, bei Loru, in Myrddins Höhle, selbst auf dem Ritt zurück war er ihr gegenüber auf Abstand gegangen. Sie musste ihn mit ihrer Ablehnung zutiefst getroffen haben. Nur so konnte Mayra sich sein Verhalten erklären. Was hatte sie nur getan?
Mühsam stand Mayra auf und ging auf ihr Zimmer. Dort versuchte sie Fredi zu erreichen, doch selbst auf ihr Notsignal hin bekam sie nur dir Nachricht, dass der gewünschte Kommunikationspartner derzeit nicht erreichbar sei. Mayra setzte sich auf ihr Bett und blieb bewegungslos sitzen. Sie fühlte sich geschockt, wie betäubt, unfähig überhaupt irgendetwas zu tun. Ob Djuma absichtlich nicht geantwortet hatte, in Gedanken, weil er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte?
Was blieb ihr übrig zu tun? Fieberhaft suchte Mayra nach einer Lösung. Was konnte sie anderes tun, als sich wie das kleine Kind, als das ihr Großvater und auch Djuma sie bezeichnet hatten, zu ihren Eltern zurückschicken zu lassen? Was blieb ihr anderes, als Terrestra zu verlassen, Djuma zu verlassen, zurückzukehren nach Unionia? Unionia, wo sie wieder nur Fredi haben würde, der ihr zuhörte. Falls wenigstens der noch etwas mit ihr zu tun haben wollte. Fredi war noch nie unerreichbar für sie gewesen. Vielleicht mochte er sie jetzt auch nicht mehr? Unionia, wo kein Djuma war. Wo ihr Vater ihr eine zerstreute Aufmerksamkeit widmete und ihre Mutter an ihr rumzerrte so lange, bis Mayra wieder tun würde, als sei sie die, die ihre Mutter haben wollte! Bald würde die Schule wieder anfangen und bei dem bloßen Gedanken an dieses erstickende Schulgebäude blieb Mayra die Luft weg. Ganz zu schweigen davon, dass sie sich wieder vor Kareel und Cynthie lächerlich machen würde. Bei Djuma hatte sie sich nie lächerlich gefühlt. Aber Djuma war nicht da. Djuma würde nie wieder da sein.
Kapitel 51
Erst am nächsten Morgen verließ Mayra ihr Zimmer. Auf dem Flur traf sie Will und erkundigte sich nach dem Stand der Dinge. Das braungebrannte Gesicht der Maatin war angespannt. In knappen Worten erklärte Will ihr, dass bald Truppen eintreffen würden. Noch am selben Tag rechne man mit ersten Kampfhandlungen. „Tut mir leid, Mädchen, an deinen Rückflug ist derzeit nicht zu denken. Schiffe kommen rein, aber bis etwas zurückgeht Richtung Zivilisation, das wird dauern!“ Will grüßte knapp und weg war sie. Mayra blieb einfach stehen, allein auf dem Flur, völlig geschockt. Warum diesen Krieg anfangen? Warum Tod und Vernichtung riskieren? Für was? Um bestimmen zu können, was auf Terrestra passierte? Für wen war das gut? Mayra verstand weder König Philippus, den von seinem Volk anerkannten Herrscher von Terrestra, noch ihren Großvater und die Föderation.
Sie ging nach draußen und schaute nach Halda. Aber selbst das friedliche Grasen ihres Pferdes konnte Mayra diesmal nicht beruhigen. Zwei Schiffe flogen über sie hinweg und landeten zischend im Raumhafen nebenan. In Mayra zog sich alles zusammen. Die Schiffe waren Truppentransporter der Klasse A. Sie wusste, dass sie mehrere Hundertschaften an Soldaten, Fluggleiter und schweres Gerät trugen. Es waren zwar nur zwei Raumschiffe, aber Mayra fragte sich, was die Terrestraner den Laserwaffen der Föderationstruppen entgegenzusetzen hatten.
Mayra ging zurück in die Mission. Sie fand Ursula allein im Aufenthaltsraum. „Hast du gut geschlafen?“, erkundigte sich ihr Großmutter besorgt, aber auch ein bisschen zerstreut. Die Werbefilme für die schönsten Urlaubsplaneten waren verschwunden. Stattdessen übertrugen die Projektionsflächen an der Wand Livebilder aus dem Raumhafen. In geordneten Reihen marschierten die Föderationssoldaten von Bord.
„Ja, ja!“, murmelte Mayra.
An anderen Tagen hätte Ursula bei dieser vagen Antwort nachgefragt. Doch heute erklärte sie bedrückt: „Ich mache mir Sorgen um deinen Großvater. Er lässt sich nicht davon abhalten, die Truppen zu befehligen.“ Mayra sagte darauf nichts. In ihr kämpfte der Ärger über den Admiral, der ihrer Ansicht nach kräftig zu diesem Krieg beigetragen hatte, mit der Sorge darüber, ihrem Großvater könnte tatsächlich etwas passieren.
Nachdem sie schon den Tag zuvor kaum etwas gegessen hatte, war Mayra hungrig. Ihr Magen knurrte und so nahm sie sich ein Brötchen, obwohl sie eigentlich keinen Appetit hatte. „Sie sind heute Morgen in den Palast eingedrungen, aber es war keiner da.
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