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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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»Sie begreifen das nicht, oder? Die
einzige Person, die hier in der Klemme sitzen wird, sind Sie.« Er beugte sich
vor und tätschelte Tims Arm. »Ich verstehe, wie erschreckend Ihr erster echter
Fall ist. Das Bewusstsein, dass weitere Menschen sterben werden, wenn Sie und
Ihr Team einen Fehler machen. Sie gehen also auf Nummer sicher. Sie halten sich
an das, was Sie zu wissen glauben, und scheuen vor jedem Risiko zurück. Ich
habe dafür durchaus Verständnis.«
    »Ich stehe hinter meinem
Profil«, verkündete Tim, das Kinn vorgereckt, aber seine Augen blickten
erschrocken.
    »Das wäre ziemlich dumm«,
meinte Tony. »Da es in so gut wie jeder Hinsicht fehlerhaft ist, außer dem
wahrscheinlichen Altersbereich.«
    »Das können Sie nicht wissen,
außer wenn Carol Jordan Ihnen vertrauliche Informationen gegeben hat«,
entgegnete Tim. »Sie ist nicht der liebe Gott, wissen Sie. Es gibt Leute, denen
gegenüber sie sich verantworten muss, und die werden von mir erfahren, dass sie
versucht hat, meine Stellung zu untergraben.«
    Er konnte nicht wissen, dass
er seinen Kopf in den Rachen des Löwen streckte, indem er Carol so direkt
drohte. Tonys Stimmung wechselte von amüsierter Hilfsbereitschaft zu kaltem
Zorn. »Seien Sie doch kein Dummkopf. Der Grund, weshalb ich weiß, dass Sie
nicht recht haben, ist nicht, weil DCI Jordan mir Informationen gegeben hat.
Der Grund, dass ich es weiß, ist, dass Daniel Morrison nicht sein erstes Opfer
ist.« Er mochte sich nicht gerade dafür, aber er genoss Tims schockierten
Gesichtsausdruck.
    »Was meinen Sie damit?« Jetzt
sah der junge Mann verschreckt aus. Er fragt sich, dachte Tony, was er verpasst
hat, und wie. Tony suchte in der Plastiktüte herum, die er mitgebracht hatte.
Er zog eine Kopie seines Profils zum Fall Jennifer Maidment heraus. »Ich
versuche nicht, Sie in die Pfanne zu hauen, Tim. Zumindest nicht, solange Sie
nicht versuchen, Carol Jordan zu verleumden.« Er sah Tim direkt in die Augen.
»Sollten Sie das tun, sorge ich dafür, dass Sie es für den Rest Ihrer Karriere
bereuen.« Er hielt plötzlich inne, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf.
»Nein, da würden Sie nicht lang genug leiden ...« Er legte die Unterlagen vor
Tim hin. »Das ist mein Profil zu einem Fall, an dem ich unten in Worcester
arbeite. Wenn Sie zur letzten Seite blättern, werden Sie zehn Schlüsselpunkte aufgeführt
finden. Vergleichen Sie sie mit dem, was Sie hier haben, überarbeiten Sie Ihr
Profil so, dass Sie einige davon einbeziehen. Legen Sie es DCI Jordan vor, und
hauen Sie ab, zurück zur Fakultät, bevor Ihnen schwierige Fragen gestellt
werden.«
    Tim sah misstrauisch aus.
»Warum tun Sie das?«
    »Warum ich Sie nicht einfach
auf Kreuz lege, meinen Sie?« Eine lange Pause. »So ähnlich.«
    »Weil Sie die Zukunft sind.
Ich kann James Blake und seinesgleichen nicht daran hindern, billig statt gut
zu wählen. Ich kann nur versuchen, billig besser zu machen. Also, gehen Sie zur
Fakultät zurück, denken Sie über diesen Fall nach, und lernen Sie etwas
daraus.« Tony stand auf. »Sie haben noch einen langen Weg vor sich, Tim, aber
Sie sind nicht völlig unbrauchbar. Gehen Sie und machen Sie es besser. Denn
nächstes Mal bin ich wahrscheinlich nicht hier, um Ihnen die Hand zu halten.
Und Sie wollen doch nicht mit dem Bewusstsein leben, dass Menschen gestorben
sind, weil Sie keine Lust hatten zu lernen, Ihre Arbeit richtig zu machen.«
Tonys Augen wurden schmal bei der schmerzhaften Erinnerung an eine
vergleichbare Situation. »Glauben Sie mir, das sollten Sie nicht tun.«
     
    Laut Kevin, der immer
Verbindung mit der Klatsch- und -Tratsch-Zentrale hielt, hatte Blake seine
Familie noch nicht von Devon heraufziehen lassen. Seine beiden Töchter im
Teenageralter standen kurz vor wichtigen Prüfungen, und seine Frau hatte es
kategorisch abgelehnt, dass sie vor Ende des Schuljahrs die Schule wechselten.
»Wir zahlen seine Miete, bis sie im Sommer hier hochkommen«, hatte Kevin
erzählt, als Carol ihn anrief.
    »Ich wette, es ist keine
Einzimmerwohnung in Temple Fields«, erwiderte Carol trocken.
    »Es ist eins dieser umgebauten
Lagergebäude mit Aussicht auf den Kanal.«
    Einen Augenblick ergriff Carol
Nostalgie. Sie hatte früher eine dieser Dachwohnungen mit ihrem Bruder geteilt,
als sie gerade nach Bradfield gezogen war. Es kam ihr jetzt wie eine Erfahrung
aus einem früheren Leben vor. Sie fragte sich, wie es wäre, wieder in so einer
Wohnung zu leben. Sie hatte ihre Wohnung in Barbican

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