McDermid, Val
einfach um.« Seine
Stimme brach. »Wieso macht er das bloß? Was ist das für eine Bestie?«
»Er kann es so schnell machen,
weil er sie vorbereitet«, antwortete Carol. »Und weil er keine Zeit mit ihnen
verbringt, wenn er sie in seiner Gewalt hat. Wir werden ihn fassen, Kevin. Wir
schaffen das.« Sie versuchte, eine Zuversicht auszustrahlen, die sie selbst
nicht fühlte.
»Wenn Sie das sagen.« Er klang
resigniert. »Bis später dann.« Carol klappte ihr Handy zu und lehnte die Stirn
einen Moment gegen eine Marmorsäule, bevor sie sich sammelte und zu dem
geduldigen Pförtner und dem Aufzug zurückkehrte. Blake wartete bereits, als sie
aus dem Fahrstuhl trat. Sie vermutete, dass er etwas trug, das in seiner
Garderobe als salopp galt, ein klein kariertes Hemd mit offenem Kragen, das in
die beige Stoffhose gesteckt war, dazu Lederhausschuhe. Sie fragte sich, was
die anderen Mieter von jemandem hielten, dem so sehr fehlte, was hier als cool
galt. »DCI Jordan«, sagte er, und seine Stimme und sein Gesichtsausdruck waren
gleichermaßen griesgrämig. Also nicht erfreut.
»Niall Quantick ist gerade
gefunden worden«, berichtete sie. Er stürzte sich hoffnungsvoll auf ihre Worte.
»Lebend?«
»Nein. Sieht nach demselben
Mörder aus.« Blake schüttelte gewichtig den Kopf. »Kommen Sie herein. Meine
Frau ist übrigens hier.« Er drehte sich um und ging auf eine der vier Türen auf
der Etage zu.
Carol blieb etwas zurück. »Ich
bin nicht hergekommen, um mit Ihnen über Niall zu reden. Ich habe es gerade
selbst erst gehört. Sir, wir haben eine komplizierte Situation, und es ist mir
wichtig, dass Sie mir unvoreingenommen zuhören. Darüber vor Ihrer Frau zu
sprechen dürfte ausgeschlossen sein.« Er starrte über ihre Schulter. »Sie
möchten, dass ich ins Büro komme?«
Bevor sie antworten konnte,
öffnete sich die Tür vor ihm und ließ eine adrette Frau in einer Aufmachung
sehen, die Carol wiedererkannte. Beiger Kaschmirpullover, einreihige Perlenkette,
maßgeschneiderte Hose, Schuhe mit niedrigem Absatz und makellos gewelltes Haar.
Ihre Mutter hatte Freundinnen, die so aussahen, den Telegraph lasen und am Anfang von Tony
Blairs Zeit als Premierminister fanden, er sei doch ein äußerst netter junger
Mann. »James?«, fragte sie. »Ist alles in Ordnung?«
Blake stellte sie einander
vor, die Fassade der Höflichkeit war automatisch zur Stelle. Carol war sich
bewusst, dass Moira Blake sie abschätzte und einstufte, während ihr Gatte
sprach. »Ich fürchte, DCI Jordan hat mir etwas mitzuteilen, was nicht bis
morgen warten kann, Liebes.«
Moira neigte leicht den Kopf.
»Ich kann mir vorstellen, dass sie lieber mit dir allein sprechen möchte,
James.« Sie trat zur Seite und winkte Carol herein in die Wohnung. »Wenn Sie
mir einen Moment Zeit lassen, um meinen Mantel zu holen, dann gehe ich die
Nachbarschaft erkunden. Ich bin sicher, es gibt viele kleine Kostbarkeiten, die
mein Mann noch nicht entdeckt hat.« Sie verschwand hinter einem japanischen
Paravent, der die Schlafecke vom Wohnzimmer trennte, und ließ Blake und Carol
hinter sich, die einen verlegenen Blick tauschten. Moira kam mit dem
unvermeidlichen Kamelhaarmantel über dem Arm zurück und küsste ihren Gatten
auf die Wange. »Ruf mich an, wenn du wieder Zeit hast«, bat sie. Carol
bemerkte, wie Blakes Augen Moira mit einem Blick liebevoller Wertschätzung aus
dem Raum folgten, der ihn ihr sympathischer machte. Als die Tür sich hinter ihr
schloss, hüstelte er und führte sie zu zwei Sofas hinüber, die im rechten
Winkel zueinander standen. Der Couchtisch dazwischen war überhäuft mit den
Sonntagszeitungen. »Wir haben nicht oft einen Sonntag ohne die Mädchen«,
erklärte er und wies unbestimmt auf die Flut bedruckten Papiers. »Ihre Großmutter
hält dieses Wochenende die Stellung.«
»In diesem Beruf kann man nie
über seine Zeit verfügen. Aber ich wäre nicht hier, wenn es nicht um etwas
äußerst Wichtiges ginge.«
Blake nickte. »Dann schießen
Sie los.«
»Dr. Hill kam heute bei uns
vorbei«, begann Carol. »Ich dachte, ich hätte mich zu dem Thema deutlich ausgedrückt?«,
unterbrach sie Blake, und seine Wangen wurden intensiver rot als sonst.
»Durchaus. Ich habe ihn auch
nicht gebeten zu kommen. Ich habe ihm absolut nichts über unsere Fälle erzählt,
was er nicht in den Zeitungen hätte lesen können. Er kam, weil er glaubt, dass
die zwei Morde - jetzt drei -, an denen wir arbeiten, von demselben Täter
begangen wurden, zu dem er in
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