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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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in London vermietet, aber
der Vertrag würde bald auslaufen. Sie konnte mit einem ordentlichen Gewinn
verkaufen, selbst bei der momentanen Situation auf dem Immobilienmarkt. Das
würde ihr mehr als genug einbringen, um sich ein Loft in einem ehemaligen
Lagerhaus leisten zu können. »Ich nehme an, du hast keine Adresse?« Kevin
brauchte sieben Minuten, bis er sich bei ihr mit Blakes Adresse meldete. Carol hatte
seine Mobilnummer, aber hier ging es um ein Gespräch, das sie persönlich mit
ihm führen wollte. Sie nahm ihre Tasche, ging auf die Tür zu und bemerkte
dabei, dass Tony bereits weg war, Tim Parker aber noch mit rotem Kopf dasaß.
Sie fragte sich, wie das Gespräch zwischen ihnen verlaufen war. »Ma'am«, rief
er bekümmert. »Wir müssen über mein Profil sprechen.«
    Sein Selbstbewusstsein war
wirklich unerschütterlich, dachte sie. Er hatte Tony kommen sehen, er hatte
mitbekommen, dass sie zusammensaßen. Er hatte sich anhören müssen, wie Tony ihm
den Marsch geblasen hatte. Aber er hatte immer noch nicht verstanden. »Nein,
das lassen wir«, entgegnete Carol, als sie die Tür öffnete. »In der Kantine
läuft Fußball.« Es war nicht weit zu Blakes Wohnung, und es wäre schneller, zu
Fuß zu gehen, befand Carol und genoss die Nachmittagssonne, die die Backsteine
der hohen Fabrikgebäude und Lagerhäuser am alten Duke-Waterford-Kanal wärmte.
Sie wurde von den hohen Fenstern zurückgeworfen und ließ diese wie schwarze
Platten aussehen, die sich von den verwitterten roten und ochsenblutfarbenen
Backsteinen absetzten. Carol erreichte Blakes Wohnhaus und lief die
abgetretenen Steinstufen hoch, die in eine kunstvoll verzierte viktorianische
Eingangshalle führten. Jeder hätte dies für eine ehemalige Handelsbank oder ein
Rathaus gehalten statt für ein Lagerhaus für gewebte Wollstoffe, dachte sie,
als sie die aufwendigen Marmorfliesen sah.
    Anders als bei den meisten
umgebauten Wohnungen gab es in diesem Gebäude statt einer Sprechanlage
tatsächlich einen Pförtner in einem gediegenen dunklen Anzug. »Kann ich Ihnen
helfen?«, erkundigte er sich, als sie näher kam. »Ich möchte James Blake
sprechen.«
    »Werden Sie erwartet?« Der
Pförtner fuhr mit dem Finger von oben nach unten in einer Kladde, die offen vor
ihm lag. »Nein, aber ich bin sicher, er wird sehr erfreut sein, mich zu sehen.«
Carol warf ihm einen herausfordernden Blick zu, der schon stärkere Männer als
ihn umgehauen hatte. »Ich rufe ihn an«, erklärte er. »Wen soll ich melden?«
    »Carol Jordan, Detective Chief Inspector Carol Jordan.« Jetzt konnte sie sich ein
charmantes Lächeln leisten. »Mr. Blake? Ich habe Carol Jordan hier, die Sie
sehen möchte ... Ja ...Gut, ich schicke sie rauf.« Er legte den Hörer auf und
führte sie zum Aufzug. Als sich die Tür öffnete, griff er an ihr vorbei und
drückte auf den Knopf für das oberste Stockwerk. Bevor sie einsteigen konnte,
klingelte ihr Handy. Sie hielt einen Finger hoch. »Sorry. Ich muss das kurz
annehmen.« Sie entfernte sich ein paar Schritte von ihm. »Kevin«, sagte sie.
»Was ist los?«
    »Sieht aus, als hätten wir
Niall gefunden.« Seine belegte Stimme sagte ihr, dass der Junge nicht mit
einem unschuldigen Lächeln in der Wohnung seiner Mutter aufgetaucht war. »Wo?«
    »Zwischen Bradfield und
Manchester, auf einer Forststraße beim großen Stonegait-Stausee.«
    »Wer hat ihn gefunden?«
    »Das wissen wir nicht. Es war
ein anonymer Anruf bei der Notrufnummer. Von einer Telefonzelle in Rochdale. Ich
bin mit einem Team vom Bezirk Süd hingefahren. Wir haben ihn gleich gefunden.
Sieht aus, als hätte er schon ein paar Stunden dort gelegen. Diverse Wildtiere
haben sich bedient. Sieht nicht hübsch aus.«
    »Gleiche Vorgehensweise?«
    »Identisch. Das ist Nummer
drei, ich hab da keine Zweifel.« Carol massierte sich die Kopfhaut, denn sie
spürte am Nacken dumpfe Kopfschmerzen aufsteigen. »Okay. Bleib dran. Ich
spreche gleich mit Blake. Tony hatte einiges Interessante zu sagen. Ist Sam
noch bei der Mutter?«
    »Ich glaube schon. Stacey
auch. Allerdings sollte man sie wohl besser nicht beauftragen, die
Todesnachricht zu überbringen.«
    »Ruf die psychologische
Opferbetreuung im Bezirk Süd an, jemand von dort soll mit Sam Verbindung
aufnehmen. Ich bin zurück im Büro, sobald ich mit Blake gesprochen habe. Das
ist ja alles ein Alptraum«, seufzte sie. »Diese armen, armen Kinder.«
    »Er ist im Blutrausch«, meinte
Kevin. »Er macht jetzt kaum noch eine Atempause. Er legt sie

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