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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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und Zeigefinger. »Ich sehe nicht ein, warum Sie das nicht tun sollten.
Aber es geht auf West Mercias Rechnung. Sie haben ihn gerufen. Sie können ihn
bezahlen.« Er setzte das erste aufrichtige Lächeln auf, das sie an ihm heute
Nachmittag gesehen hatte. »Sie können ihnen sagen, das ist der Eintrittspreis
zum Schützenfest.«
     
    32
     
    Die Gruppe von Polizisten, die
in Brucehill von Tür zu Tür ging, brauchte nicht lange, bis sie die beiden
pakistanischen Jungen gefunden hatte, die tags zuvor am Nachmittag mit Niall
an der Bushaltestelle gestanden hatten. Es war von Anfang an offensichtlich,
dass dieser Mord nichts zu tun hatte mit den Gewaltakten, die in der
Sozialsiedlung täglich vorkamen. Dadurch war klar, dass sich niemand hier
bedroht zu fühlen brauchte, wenn er mit der Polizei redete. Die normalen
Verhaltensregeln galten diesmal also nicht. Es stimmte schon, dass manche sich
aus Prinzip weigerten, mit der Polizei zu reden, aber es gab viele, die
meinten, die Ermordung eines Vierzehnjährigen, der nichts mit einer der Gangs
aus der Siedlung zu tun hatte, sollte nicht ungerächt bleiben. Es hatten sich
genug Leute gefunden, die bereitwillig angaben, wer die Zeugen waren.
    Also wurden innerhalb von zwei
Stunden, nachdem Nialls Leiche entdeckt worden war, Sadiq Ahmed und Ibrahim
Mussawi zur Befragung ins Polizeipräsidium des Bezirks Süd gebracht. Sam, der
Stacey und die Kollegin von der Opferbetreuung bei Nialls Mutter
zurückgelassen hatte, besprach sich kurz mit Paula, wie sie vorgehen sollten.
Beide wollten nicht mit einem Partner zusammenarbeiten, den sie nicht kannten,
aber die Alternative war, dass sie einen Zeugen vernahmen und den beiden
Kollegen von der Kripo Bezirk Süd, über deren Fähigkeiten sie nichts wussten,
den anderen überließen. »Was meinst du?«, fragte Sam.
    »Schau dir ihre Akten an.
Mussawi hat ein halbes Dutzend Verhaftungen wegen kleinerer Sachen hinter sich,
er hat schon mal vor Gericht gestanden. Er kennt das System und wird sich nicht
besonders anstrengen, uns zu helfen. Aber Ahmed ist ein Neuling. Noch nie
verhaftet, schon gar nicht angeklagt. Ich glaube, er wird wollen, dass es so
bleibt. Wir sollten ihn uns vornehmen, du und ich. Überlassen wir Mussawi doch
den Kollegen von hier und hoffen wir, dass sie Glück haben«, schlug Paula vor.
    Sie fanden Ahmed in einem
Vernehmungsraum. Seine schlaksigen Glieder steckten in einer Kapuzenjacke und
tief sitzenden Designerjeans, um den Hals trug er eine Goldkette, an den Füßen
hatte er übergroße Markensportschuhe mit offenen Schnürsenkeln. Der Gegenwert
von zweihundert Pfund an einem Fünfzehnjährigen. Na, das ist ja eine Überraschung,
dachte Paula. Dad arbeitet in einem Restaurant hier, Mum ist mit fünf anderen
Kindern zu Haus. Paula glaubte nicht, dass Ahmed sich sein Taschengeld mit
Zeitungaustragen verdiente. Während Sam die Vorstellung übernahm, lehnte sie
sich zurück.
    »Ich will'n Anwalt, klar?«
    Paula schüttelte den Kopf mit
dem Blick, der eher Bedauern als Ärger ausdrückte. »Siehst du, da geht's schon
los. Du tust, als ob du an irgendetwas Schuld hättest, bevor wir dich auch nur
nach Namen und Adresse gefragt haben.«
    »Ich hab nichts getan, ich
will'n Anwalt. Ich kenne meine Rechte. Und ich bin minderjährig, Sie müssen
'nen Erwachsenen holen, der zu mir gehört.« Sein schmales Gesicht war so
aggressiv, dass es nur aus scharfen Kanten und zuckenden kleinen Muskeln um den
Mund herum zu bestehen schien.
    »Sadiq, Mann, entspann dich«,
meinte Sam. »Niemand denkt, dass du Niall etwas angetan hast. Aber wir wissen,
dass du mit ihm an der Bushaltestelle standest, und wollen von dir wissen, was
sich da abgespielt hat.«
    Ahmed zuckte gleichgültig mit
den Schultern und versuchte lässig zu wirken. »Ich muss euch gar nix sagen.«
Paula wandte sich halb zu Sam hinüber. »Er hat recht. Er braucht uns überhaupt
nichts zu sagen. Wie angenehm, meinst du, wird sein Leben in der Gegend hier
sein, wenn wir verbreiten, dass er uns hätte helfen können, einen eiskalten
Killer zu fangen, sich aber geweigert hat?«
    Sam lächelte. »Genauso
angenehm, wie er es verdient hat.«
    »Also, da hast du's, Sadiq.
Jetzt hast du die einmalige Chance, uns einen Gefallen zu tun, ohne dass das
hinterher negative Konsequenzen für dich hat.« Paulas Stimme war bei weitem
nicht so freundlich wie ihre Worte. »Wir haben keine Zeit, lange
herumzutrödeln, weil der Kerl weiter töten wird. Und nächstes Mal wirst
vielleicht du es

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