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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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sein oder einer deiner Cousins.«
    Ahmed schaute sie an, und die
Berechnung stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Wenn ich das tu, krieg ich dann
'ne Freikarte von euch, ihr Saftärsche?«
    Sam stürzte sich auf ihn,
packte ihn am Kragen und riss ihn fast vom Stuhl. »Du nennst mich noch einmal
Saftarsch, und die einzige Freikarte, die du kassierst, ist für die Notaufnahme.
Kapiert?«
    Ahmed riss die Augen auf, und
seine Füße suchten Halt auf dem Boden. Sam stieß ihn zurück, der Stuhl kippte
rückwärts und fiel dann wieder auf alle vier Beine zurück. »Meeensch!«,
beklagte Sadiq sich.
    Paula schüttelte langsam den
Kopf. »Siehst du, Sadiq? Du hättest auf mich hören sollen. Du musst anfangen,
höflich mit uns zu reden, sonst könntest du sehr bald einen Anwalt brauchen,
weil DC Evans dich wegen Behinderung der Polizeiarbeit anzeigt. Wann genau
kamt ihr, du und Ibrahim, zur Bushaltestelle?«
    Ahmed rutschte einen Moment
nervös herum, dann blickte er ihr in die Augen. »Gegen halb vier, zwanzig vor
vier«, antwortete er. »Wohin wolltet ihr?«
    »In die Stadt. Nur dort
rumhängen, okay? Nichts Besonderes.«
    Ein paar leichte Diebstähle.
»Und wie lang wart ihr dort, bevor Niall kam?«
    »Wir waren auch gerade erst
angekommen.« Er lehnte sich auf dem Stuhl zurück und gab sich wieder großspurig.
»Kanntest du Niall?«, fragte Sam.
    Ein Achselzucken. »Ich wusste,
wer er war. Aber wir haben nicht miteinander abgehangen, das nicht.«
    »Hast du mit ihm geredet?«,
wollte Paula wissen. Wieder Achselzucken. »Vielleicht.«
    »Spar dir das
>vielleicht<. Hast du?«
    »Ibrahim fragt ihn: >Wo
gehst'n hin, Bruder?< Und er sagt, er geht in die Stadt und will mit seiner
Clique abhängen. Aber wir wissen genau, dass er keine Clique hat, das ist also Schwachsinn.
Da nennt ihn Ibrahim Mof.«
    »Der diskrete Charme der
Bourgeoisie«, meinte Sam ironisch.
    »Was?«
    »Nichts. Was hat er gesagt,
als ihr ihn Mof genannt habt?« Ahmed fuhr sich mit dem Finger ins Ohr und
betrachtete ihn dann ausführlich. »Nix könnt er sagen, oder? Weil, da war ja
schon das Auto.«
    »Beschreib mir das Auto«,
forderte Paula ihn auf. »Es war silbermetallic.«
    Paula wartete, ob noch mehr
käme. »Und? Du musst doch noch was bemerkt haben.«
    »Warum sollte ich? Es war
einfach eine Schrottkiste. So 'ne silberne Karre mit Fließheck. Mittelgroß.
Voll langweilig. Total uninteressant.« Natürlich. »Was ist dann passiert?«
    »Das Fenster geht runter, und
der Fahrer sagt so was wie: >Du bist doch Niall, stimmt's?<«
    »Er kannte bestimmt Nialls
Namen?« Wenn Ahmed recht hatte, bewies dies, dass es vorsätzlich geplant war.
Der Junge verdrehte die Augen und sah sie mit einem Blick an, der >dumme
Tusse< verkündete. »Sag ich doch, oder?«, nuschelte er. »Er hat auf jeden
Fall den Namen Niall gesagt.«
    »Was war dann?« Sam mischte
sich wieder ein. Paula wünschte, er würde die Klappe halten. Jetzt wäre es ihr
fast lieber gewesen, mit einem der Kollegen vom Bezirk Süd zusammenzuarbeiten,
denn den hätte sie einschüchtern und zum Schweigen bringen können.
    »Niall steckte den Kopf ins
Fenster, deshalb hab ich nicht gehört, was sich zwischen ihnen tat. Niall
fragte so was wie: Woher wusste der Kerl, dass Niall da sein würde. Aber ich
bekam die Antwort nicht mit.«
    Warum musste es immer so
laufen?, fragte sich Paula. Ein Schritt nach vorn, einer seitwärts und dann einer
zurück. »Wie hat er sich angehört, der Fahrer?«
    Ahmed verzog das Gesicht. »Was
meinen Sie damit, wie er sich angehört hat?«
    »Dialekt? Hohe Stimme, tiefe
Stimme? Gebildeter Typ oder nicht?«
    Sie sah, dass Ahmed
angestrengt versuchte, sich daran zu erinnern. Was bedeutete, dass seine
Antwort wahrscheinlich wertlos sein würde. »Sie war nicht, also, tief.
Eigentlich ganz normal. Wie alle hier reden. Aber so wie alte Leute, wie meine
Eltern reden, wissen Sie? Nicht wie jemand von uns.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Eigentlich nicht. Er hatte
'ne Baseballmütze auf. Und lange braune Haare, bis auf den Kragen.«
    Wahrscheinlich eine Perücke. »Wie sah die Mütze aus? Welche
Farbe? Irgendein Aufdruck?«
    »Sie war grau und blau. Ich
hab nicht genau hingeguckt, wissen Sie? Warum sollte mich das interessieren?
Irgendein Kerl hält an und redet mit jemand, den ich kaum kenne, warum sollte
ich darauf achten?« Er lehnte sich zurück und seufzte. »Es ist dermaßen zum
Kotzen, dass ich hier rumhocken muss.«
    »Was ist danach passiert?«,
fragte Paula. »Niall steigt

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