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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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– starb heute im St. Luke’s Hospital«, sagte der Nachrichtensprecher. »Der sechsunddreißigjährige Werbefachmann …«
    Das war alles, was Scott von der Nachrichtensendung mitbekam. Sein Kopf füllte sich plötzlich mit einer apokalyptischen Kakophonie pochender, kreischender, mahlender Geräusche undefinierbarer Herkunft. Die Nachricht war ein vernichtender Schlag für Scotts Psyche. Nicht nur, dass der Bastard seine Idee geklaut hatte! Jetzt starb er auch noch und machte sich zur Legende. Gleichzeitig sah sich Scott um seine Rache gebracht, die das Einzige war, wofür es sich für ihn noch zu leben gelohnt hatte. Als bloßliegende Nerven und Demütigung zusammentrafen, explodierte etwas in Scotts Kopf, und er drehte durch.
    Er hob den 44er-Magnum und ließ den Fernseher in Einzelteilen durch die Luft fliegen. Bei der doppelten Pulvermenge schlug der 44er aus wie ein Senator, der vor einem Ethik-Komitee aussagen soll. Der Hahn knallte gegen Scotts Stirn, was zu einem haarfeinen Riss im vorderen Stirnbein führte.
    Zwischen Scotts Augen rieselte Blut, aber er schien es nicht zu bemerken. Er starrte nur auf den glühenden Schrott seiner Flimmerkiste.
    Scotts Wahnsinn legte sich ebenso schnell, wie er gekommen war. Die Wohnung war plötzlich totenstill. Kein Fernseher lief. Die misstönenden Geräusche in seinem Kopf waren verstummt. Der Donnerschlag des 44er hatte jedes Geräusch aus dem Zimmer vertrieben. Während eine bläuliche Rauchfahne friedlich zur Zimmerdecke stieg, sackte Scott in sich zusammen. Aller Wind war ihm aus den Segeln genommen. Er sah aus wie ein Kind, das die Wahrheit gesagt hat und dem niemand glaube.
    »Es war meine Idee«, flüsterte er.
     
    Dan war erschöpft. Er hatte seit 36 Stunden nicht mehr geschlafen. Er war verstört und wütend. Langsam fand er sich mit der Tatsache ab, dass Michael tot war, doch was dies für seine Zukunft bedeutete, hatte er sich noch nicht eingestanden.
    Er war zurück in seiner Wohnung in Santa Monica und versuchte zu überlegen, was er als Nächstes tun sollte, als ihm plötzlich einfiel, dass jetzt Cinema on Demand kommen sollte.
    Dan hatte die endgültige Fassung des Rechtsanwalt-Spots noch nicht gesehen und war neugierig, wie er geworden war. Und weil er ohnehin nicht wusste, was er im Augenblick tun sollte, ließ er sich auf das Sofa fallen, schaltete den Fernseher ein und wartete auf den Beginn der Show.
    Sein Spot eröffnete mit der Außenaufnahme einer regennassen Straße in der City. Polizeifahrzeuge mit Blinklicht sperrten den Verkehr, während die Cops einen Mann im Adamskostüm festnahmen. Nur war diesmal der nackte Mann Dan, und der Polizist war Scott Emmons. »Sie sind betrunken … Sie sind nackt … und Sie haben Ihre Krankenversicherung betrogen«, sagte Scott.
    Schnitt in den Gerichtssaal. PENG! Der Richter ließ den Hammer niedersausen. »Schuldig!«
    Schnitt in eine überfüllte Gefängniszelle. PENG! Die Tür schlug zu. Ein großer und gefährlich aussehender Mann schob sich neben Dan und legte den Arm um ihn. »Ich zeig dir die Duschen«, sagte er. »Wir haben Dove. «
    Ein anderer Insasse trat dicht an ihn heran. »Du weißt schon, die Seife, die deine Haut beim Waschen cremt.«
    Dan schreckte aus seinem Albtraum auf. Schlagartig war er sich bewusst, dass er bis zum Hals in Schwierigkeiten steckte.
    Im Fernseher lief das Kinderprogramm von COD, was bedeutete, dass Dan die ganze Nacht und den halben Vormittag geschlafen hatte. Er stand auf, machte sich Kaffee und überdachte seine Lage, bevor er den Anruf seiner Anwältin beantwortete.
    Eine Stunde später saß Dan im Büro von Dr. Karen Vaughey.
    Sie hatte ihren Doktor in Stanford gemacht und war absolute Spitzenklasse, eine scharfe Blondine, die sich in allen Bereichen des Rechts auskannte. Zielgruppe Elite: Rechtsanwältin, Mitte vierzig, Erste-Kasse-Fliegerin, Jogurtesserin, Theaterbesucherin, Gewinnanteilsscheine, drei Videorecorder.
    Dan hatte den Priesterrock abgelegt und sich für Jeans, ein T-Shirt und eine Baseballmütze entschieden. Er saß gegenüber von Karens Schreibtisch, lutschte ein Zitronenbonbon, das er sich aus der Schale am Empfang genommen hatte, und erklärte Karen, dass er daran dachte, den Behörden zu sagen, was passiert war.
    »Eine ausgesprochen schlechte Idee«, sagte Karen.
    »Warum? Was habe ich zu erwarten?«
    Miss Vaughey blickte auf den Inhalt eines Schnellhefters, während sie antwortete. »Nun, nachdem die Krankenhausrechnung bezahlt ist, würde der

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