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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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niemand von uns, ausgenommen besagter Internist, hatte jemals so etwas gesehen. Wir hatten Tetanus nicht einmal erwogen, weil aus Dans Unterlagen hervorging, dass er dagegen geimpft war. Leider kam die Diagnose ein bisschen spät. Ihr Bruder bekam gefährliche Krämpfe der Bronchial- und Zwerchfellmuskulatur, die zu flacher Atmung und Blausucht führten. Er wurde komatös, und wir machten schließlich mehrere Gehirnszintigramme und Angiogramme, die den Hirntod bestätigten. Wir retteten, was noch zu retten war, und dann war Feierabend.« Dr. Wus Augen blickten eine Weile auf die unterste Zeile. »Wir taten, was wir konnten«, sagte er. »Ehrlich.«
    Dan schniefte. Es hatte auch schöne Zeiten gegeben, als sie Kinder waren. Gemeinsam hatten sie die glücklichsten Augenblicke ihres Lebens erlebt. Sie hatten Eltern, Lehrer und Freunde mit ihren Zwillingstricks an der Nase herumgeführt. Sie wussten immer, was der andere dachte. Wenn der eine einen Satz begann, konnte ihn der andere zu Ende sagen. Sie hatten gelacht und gespielt und immer zusammengehalten. Sie waren Verbündete im Kampf gegen das Schlechte in ihrer Welt. Und jetzt war Michael gegangen. Dans Partner, sein bester Freund, sein Bruder – es gab ihn nicht mehr.
    Dr. Wu stand auf und führte Dan hinaus auf den Gang. »Pater, ich weiß, das ist eine schwere Zeit für Sie«, sagte er. »Dans Arbeitgeber waren offenbar auch ziemlich schockiert.«
    »Seine Arbeitgeber?« Dans Stimme drohte zu kippen, als er die Frage stellte.
    »Ja. Wir informierten seine Firma, um Ihnen die Mühe zu ersparen.«
    »Ich verstehe.« Dan fürchtete, ohnmächtig zu werden.
    Dr. Wu blieb bei den Aufzügen stehen und drückte den »Abwärts«-Knopf. »Sie schickten ein halbes Dutzend Lilien«, sagte Dr. Wu, »und boten an, die Todesanzeigen drucken zu lassen. Fürsorgliche Leute, das muss man sagen.«
    Als sie in den Aufzug stiegen, kam Dan plötzlich ein erschreckender Gedanke. Er hielt Dr. Wu am Arm fest. »Hat er die Sterbesakramente bekommen?« Die Aufzugstüren schlossen sich.
    Dr. Wu blickte auf den Boden. »Ich glaube nicht, Pater.«
    Dan fürchtete, dass Michael ins Koma gesunken war, bevor er Gott für den Schwindel um Vergebung bitten konnte. Wenn es so war, dann war Michael gestorben, ohne mit Gott versöhnt zu sein, und Michaels Seele konnte, je nachdem, ob Versicherungsbetrug eine lässliche Sünde oder eine Todsünde war, vorübergehend im Fegefeuer oder für immer in der Hölle schmoren. Alle guten Werke von Michael – einfach ins Klo gespült! Und Dan wäre an allem schuld. Er schüttelte Dr. Wu.
    »Warum haben Sie keinen Priester zu ihm geschickt?«
    Dr. Wu zuckte die Achseln. »Laut Aufnahmeformular war Dan konfessionslos.«
    Dan ließ den Arm von Dr. Wu los. Daran hatte er nicht gedacht.
    Die Aufzugstüren öffneten sich, und Dr. Wu schob Dan in die Eingangshalle. »So, da wären wir«, sagte er. Er lieferte Dan beim vorderen Schalter ab, wo noch einige Unterschriften zu leisten waren. »Rufen Sie an, wenn Sie noch etwas brauchen.«
    Die Frau am Schalter blätterte ein Dutzend Computerausdrucke durch und wies auf die diversen Behandlungen und Medikamente hin, die Michael in seinen letzten Stunden erhalten hatte. Sie überreichte Dan eine Kopie ihrer Liste. Verblüfft wie ein naiver Gast, dem in einem Nepplokal die Rechnung präsentiert wird, las Dan die einzelnen Posten und ihren jeweiligen Preis. »Ihm wurden beide Beine amputiert?«, fragte er entgeistert. Er deutete auf eine Reihe enorm hoher Kostenpunkte auf Seite sechs.
    »Ach, das …« Die Frau lächelte. »Wir nennen das einen unbeabsichtigten Eingriff«, sagte sie, ohne mit der Wimper zu zucken. »Die Beine sollten einem Mr. Stone abgenommen werden, aber irgendwie haben sie stattdessen Ihren Bruder erwischt. Stone, Steele … Das kommt vor.« Sie blätterte zu Seite acht. »Sehen Sie«, sagte sie, »hier haben wir Ihnen den Betrag gutgeschrieben. Für die Beinamputation wird Ihnen nichts berechnet. Wie ich schon sagte, sie war nicht beabsichtigt. Aber es ist ja niemand zu Schaden gekommen, nicht wahr?« Dann schlug sie die letzte Seite auf und deutete auf die letzte Zeile. »Ich brauche Ihre Unterschrift hier – unter ›Nächster Angehöriger‹.«
    Dan nahm den Stift und erstarrte für einen Moment, als er den Rechnungsgesamtbetrag las: 329.442 US-Dollar und neun Cent.
    Die Frau faltete Dans Kopie der Krankenhausrechnung zusammen und steckte sie in einen Umschlag. »Gut, dass er anständig

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