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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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Aufsicht des Jugendamts stand, hatte acht Kinder, die sie alle nachweislich misshandelte. Sie bestrafte sie mit brennenden Zigaretten oder indem sie sie tagelang in einen Schrank sperrte und hungern ließ. Die Sozialarbeiterin entschuldigte sich und sagte, ihre Abteilung könne hier leider nichts tun.
    »Warum nicht?«, fragte Schwester Peg.
    »Wir haben dafür weder das Geld noch das Personal«, sagte die Sozialarbeiterin. »Und glauben Sie mir, wir haben eine Menge Fälle, die schlimmer sind als dieser.« Die Frau war nicht ohne Mitgefühl. Sie nahm Schwester Pegs Meldung auf und sagte – ohne eine Spur von Zynismus: »Immerhin wird Sonia ein Fall für die Statistik.«
    Schwester Peg war so empört, dass sie das Problem selbst in die Hand nahm. Sie schrieb an die Politiker, die sie gewählt hatte, und setzte jemandem bei der L.A. Daily Times so lange zu, bis er der Sache nachging. Die Zeitung brachte schließlich eine zweiteilige Story, in der sie die Behörde kritisierte, weil sie bis zu 25 Prozent der Meldungen über Misshandlungen nicht überprüfte.
    Plötzlich standen die örtlichen Amtsinhaber vor einem Problem. Weil sie bestimmt nicht wieder gewählt würden, solange die Presse mit solchen Statistiken um sich werfen konnte, blieb ihnen nichts anderes übrig, als die Messlatte für das, was juristisch als Kindesmisshandlung zu gelten hat, höher zu legen. Stadtrat und Aufsichtsbehörde genehmigten die dazu nötigen Schritte, und im Handumdrehen untersuchte die Sozialbehörde bis auf lächerliche zwei Prozent alle Meldungen über Kindesmisshandlung.
    Einige Monate später brachte die Zeitung einen zweiten Artikel über Sonia. Sie war tot aufgefunden worden, nachdem sie mit einem Gasanzünder gefoltert und von ihrer Mutter von einer Brücke auf den Freeway geworfen worden war. In dem Artikel beklagte jemand aus der Sozialbehörde das Schicksal des Mädchens und meinte, schuld seien die Kürzungen im Budget. Ein Mitarbeiter an einem Sozialprogramm wurde ebenfalls zitiert; er behauptete, Crack habe das Mädchen getötet, nicht die Mutter. Die Mutter sei nicht verantwortlich; sie sei machtlos gewesen. Abschließend lieferte der Autor des Artikels ein treffliches Beispiel für eine der ungewöhnlichen Anwendungen für das Wort »Glück« in Los Angeles, indem er schrieb, alles in allem könne Sonia von Glück reden, dass sie tot sei.
    Die meisten Menschen hätten angesichts eines solchen Wahnsinns kapituliert und begriffen, dass sie nur ihre Zeit verschwendeten, wenn sie versuchten, hier etwas zu ändern. Aber Schwester Peg kapitulierte nicht. Sie fühlte sich für Sonias Tod verantwortlich. Sie fand, sie hätte etwas tun können. Sonia war einer der Gründe, warum Schwester Peg nicht bereit war, das Care Center aufzugeben. Sie wusste nicht, wie sie es anstellen würde, aber das nächste Mal – und ein nächstes Mal war so sicher wie das Amen in der Kirche – würde Schwester Peg tun, was immer es sie kosten würde, damit es in ihrer Welt keine weiteren Sonias gab. An dem Abend, als sie in der Zeitung von Sonias Tod las, konnte sie nur beten. Sie betete für Sonias Seele, und dann bat sie Gott um Vergebung, weil sie dem Autor des Zeitungsartikels zustimmte, dass Sonia in gewisser Hinsicht Glück hatte.
     
    Dan spielte in Gedanken die Szenarios durch, die ihm seine Anwältin geschildert hatte, und entschied sich für das kleinere Übel. Ich werde meinen Namen ändern müssen, dachte er. Daraufhin ging er ins Bad und trennte sich von seinem Bart.
    Er durchwühlte den Medizinschrank und die Schubladen der Badezimmerschränke, bis er hinter abgelaufenen Medikamenten und verklebten Halspastillen seine alten Kontaktlinsen fand. Er warf seine Armani-Brille in den Papierkorb und setzte sich die harten Linsen ein. Er zwinkerte und verzog das Gesicht, bis er wieder klar sehen konnte.
    Dann zog er Michaels Priesteranzug an und stellte sich vor den großen Spiegel. Während er den Kragen zurechtrückte, überkam ihn ein seltsames, nicht ganz unangenehmes Gefühl. Es war verführerisch und hatte etwas mit der Kleidung zu tun. Dan fühlte, dass sie gewisse Erwartungen und Ansprüche an ihn stellte. Dieser Anzug forderte auch einen gewissen Respekt, sowohl von der Person, die ihn trug, als auch von denen, die dieser Person begegneten. Es war eine interessante Dynamik und eine, die Dan bekannt war. Sie war der Grund, warum man in der Werbung »Autoritätspersonen« einsetzte. Die richtige Aufmachung bedeutete automatisch die

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