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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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worn«, sagte sie mit einem sehr merkwürdigen Akzent. »Sch’eiße Ruth, und du?«
    Alissa drehte sich um und sah die alte Frau, die so komisch redete, mit großen Augen neugierig an. Aber sie hatte auch Angst. Sie drückte ihre Puppe fester an sich.
    Ruth nickte, als hätte sie eine Antwort gehört. »Alissa, stimmt’s? Ein schöner Name«, fuhr sie in ihrer komischen Sprechweise fort. »Ich hätte mein kleines Mädchen auch Alissa genannt, wenn ich eines gehabt hätte, aber ich hab nur Jungs – zwei Jungs genau genommen.« Ruth hatte Alissas ungeteilte Aufmerksamkeit, und sie dachte, wenn sie Alissa zum Lachen bringen wollte, musste sie es jetzt versuchen. Ruth klappte ihr Sandwich auf, deutete mit dem Finger auf den Käse und flüsterte Alissa verschwörerisch zu. »Ich sag dir was, Mädchen. Wenn ich noch einen Bissen Käse essen muss, verwandle ich mich in eine Maus!« Ruth spitzte den Mund und wackelte mit der Oberlippe, wobei sie pfeifende und schmatzende Mausgeräusche machte.
    Alissas Mund verzog sich zu einem winzigen Lächeln. »Ich weiß nicht, wie’s dir geht, aber ich wäre lieber keine Maus. Du vielleicht?«
    Alissa schüttelte ganz vorsichtig den Kopf und ließ die komische Frau nicht aus den Augen. Ihr gefiel, wie die Lady redete.
    »Das hab ich mir gedacht«, sagte Ruth. »Ich würde sagen, du bist der Trauertaubentyp, ein ziemlich geheimnisvoller Vogel, wenn du mich fragst.« Ruth gurrte ein paar Mal und versuchte, wie eine Trauertaube auszusehen. Alissa fand das blöd, aber sie ließ es sich nicht anmerken. »Was ich an Vögeln schön finde, ist, dass sie fliegen können«, sagte Ruth und nahm die Käsescheibe von ihrem Sandwich. »Sieh mal! Genau so!«
    Schwester Peg erschrak ziemlich, als die Käsescheibe auf dem Antrag zur Bereitstellung von Finanzierungshilfen landete, den sie gerade zu entziffern versuchte. Sie sah sich nervös um. Einen Augenblick später musste sie ein Lachen unterdrücken, was ihr seit Ewigkeiten nicht mehr passiert war. Sie blickte in die Richtung, aus der der Käse geflogen kam, sah Ruth, die eine Grimasse schnitt und mit dem Finger auf Alissa deutete, und Alissa, die den Kopf schüttelte und auf Ruth deutete. Und zum ersten Mal sah Schwester Peg eine lächelnde Alissa.
    Jetzt warteten alle am Tisch, was als Nächstes passieren würde. Schwester Peg tat das Einzige, was einer Respektsperson in einer solchen Situation übrig bleibt. Sie nahm einen Löffel voll Wackelpeter und zielte damit auf Ruben, der nicht mitbekommen hatte, was hier vorging. Der Wackelpeter landete auf seinem Schoß und überraschte ihn so, dass er auf seinem Stuhl nach hinten kippte und auf den Boden fiel. Er rappelte sich auf und revanchierte sich mit seiner Nachspeise, die Schwester Peg mitten auf die Nase traf. Sie wischte sich den Glibber aus den Augen, und als sie dann ihrem Lachen freien Lauf ließ, war dies der Auslöser für eine Saalschlacht jeder gegen jeden mit Käse, Brot und Wackelpeter.
    Alle kreischten vor Vergnügen. Menschen, die seit Jahren nicht mehr gelacht hatten, bekamen vor Lachen rote Gesichter.
    Es war ein herrlicher Anblick – pulsierendes Leben, wo eben noch dumpfe Verzweiflung geherrscht hatte. Sie lachten, bewarfen sich mit Essen und schmierten es sich gegenseitig ins Gesicht. Schwester Peg war mit Käse und farbigem Wackelpudding zugekleistert, und darunter war ihr warm ums Herz wie schon lange nicht mehr. Sie sah, wie Alissa sich mit einer Hand voll Glibberpudding von hinten an Ruth heranschlich.
    Ruth sah sie auch, aber sie ließ sich nichts anmerken. Alissa zupfte an Ruths Kleid. Ruth drehte sich mit gespielter Ahnungslosigkeit um und nahm den mitten in ihr Gesicht geklatschten Pudding hin wie ein gelernter Slapstickkünstler. In diesem Augenblick – und es war einer der sehr seltenen Art in ihrem kurzen Leben – sah Alissa wie das glücklichste Kind auf Erden aus.
    Schwester Peg dachte mit schlechtem Gewissen, dass sie gutes Essen verschwendeten, aber dann fand sie, dass es die Sache wert war. Ihre Seelen brauchten die Nahrung, die eine gute Essenschlacht lieferte. Als sie die ungehemmt kichernde Alissa sah, richtete Schwester Peg den Blick zum Himmel und dankte Gott.
     
    Für einen so schwachen Mann wie Dan war die Versuchung einfach zu groß. Sein Leben lang war sein Kopf voll von wiederholten bösen inneren Einflüsterungen, wie das in der Kirche hieß. Immer und immer wieder sagte die Stimme: »Nun mach schon. Tu es ganz einfach!« Als Dan darüber

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