McJesus
nachdachte, wurde ihm klar, dass dieser Aspekt der Versuchung gleichbedeutend war mit dem, was sie in der Werbung Wiederholungseffekt nannten.
In einer mediengesättigten Welt kommt es vor allem auf die Wiederholung an, um einen Teil des Gedächtnisses des von so vielen Dingen abgelenkten Verbrauchers zu erobern. Je öfter die Wiederholung, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass die Versuchung zur Tat führt, sei es nun Sünde oder Konsumwut oder, wie in diesem Fall – beides. Deshalb kann der Teufel nicht einfach mal jemanden versuchen und weiterziehen. Anreize müssen wiederholt werden, um zu wirken. Mögliche Ausnahmen dieser Regel sind Beamte und Abgeordnete. Bei seinem kurzen Ausflug ins Priesterseminar hatte Dan gelernt, dass Versuchung eine Aufforderung zur Sünde ist und durch Überredung oder das Angebot einer Belohnung geschieht. Als er zur Prescott Agency kam, lernte er, dass Werbung eine Aufforderung zum Kaufen ist und durch Überredungskunst und das Versprechen, etwas Gutes oder Angenehmes zu bekommen, geschieht. Gewiss – die Aufforderung in jeder beliebigen Werbung lautete: »Geh hin und kaufe«, und nicht »Geh hin und klaue«. Problematisch wurde es erst, wenn man kein Geld hatte. Dann konnten einen diese wiederholten bösen inneren Einflüsterungen versuchen, gegen das siebte Gebot zu verstoßen. Dan wusste und kannte das alles, aber deswegen war er noch lange nicht gegen Versuchung gefeit. Seit Dans Vater das Weite gesucht hatte, wünschte sich Dan materielle Dinge, all das, was versprach, ihn glücklich zu machen – so glücklich wie die Leute im Werbefernsehen. Das Streben nach diesen Dingen war ihm zur Gewohnheit geworden. Er brauchte das Glück, das ihm der Konsum bescherte. Und er glaubte, dass er es verdiente.
Dan sah die Sache so: Er hatte versucht, jemandem, der in Not war, zu helfen, und für seine Mühe war er für tot erklärt worden. Darüber hinaus wurde er von einem Versicherungsdetektiv verfolgt, der ihn ins Gefängnis bringen wollte. Das einzig Gute an dieser Geschichte war, dass Dan jetzt wusste, was mit dem »Fluch der guten Tat« gemeint war. Er kam zu dem Schluss, dass sich die Frage nach gut oder böse ebenso wenig auf die Kreditkartensituation anwenden ließ wie auf die Mächte, die ihn dahin gebracht hatten, wo er jetzt war. Wenn er schon für seine gute Tat leiden musste, dann wollte er das wenigstens auf stilvolle Weise tun. Außerdem hatte ihn vor einigen Monaten ein Angestellter seiner Kreditkartengesellschaft telefonisch verleitet, eine Ausfallversicherung abzuschließen, die im Fall seines Todes ein überzogenes Konto ausgleichen würde. Dan fand, dass er seiner Kreditkartenfirma für ihre unmoralischen Verkaufspraktiken ruhig etwas heimzahlen konnte – ein Argument, das vom moralischen Standpunkt aus anfechtbar war, aber immerhin stand Dan zu diesem Zeitpunkt unter erheblichem Stress.
Abgesehen von seinen Betrachtungen über den Zusammenhang zwischen Versuchung und Werbung, musste Dan auch die möglichen Gefahren bedenken, die sich für ihn ergaben, wenn er seine Kreditkarten jetzt noch benützte. Nachdem er xeine Weile hin und her überlegt hatte, fand er, dass er sich deswegen keine Sorgen zu machen brauchte. Alle Kontenbelastungen würden zeitlich vor seiner Beerdigung liegen. Und überdies hatte die Kreditkartenfirma keinen Grund, ihm nachzuspüren, weil die Versicherung ja seine Miesen bezahlen würde.
Dank seinem Studium der Liturgie wusste Dan, dass Gott den Menschen nicht versuchte. Er erlaubte nur, dass Versuchung geschah, und Er bot Dan eine Möglichkeit, sich in Mannestugend und Selbstbeherrschung zu üben. Leider war Dan ein schwacher Mensch – ein schwacher Mensch mit Kreditkarten.
Er kaufte einen ganzen Stapel CDs und einiges an Freizeitkleidung, und dann machte er sich auf, um den Altar zu kaufen, vor dem die meisten Amerikaner beten – die allmächtige elektronische Unterhaltungsanlage.
Er hatte das Geschäft kaum betreten, als eine Verkäuferin auf ihn zukam. Dan wusste genau, was er wollte, und deutete auf den riesigen Schrein aus schwarzen elektronischen Geräten in der Mitte des Ladens. »Ich nehme das ganze Fujioka-Paket«, sagte er.
» More is more! « , sagte die Verkäuferin wie aus der Pistole geschossen. Sie rief sofort im Lager an und bat, die Anlage in Pater Michaels Bus zu laden, während sie die Preise in die Kasse eintippte. Sie zog die Kreditkarte durch und wartete auf die Freigabe. Dan gab dem jungen Mann vom Lager die
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