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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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besser war, ein Lügner zu sein, der etwas Gutes tat, als zu gestehen und eventuell im Gefängnis zu landen. »Ich weiß Ihre Anteilnahme zu schätzen, Schwester. Er war mein …« Beinahe hätte er gesagt »Zwillingsbruder«. »Er war mein einziger Bruder. Ich weiß nicht, wie ich es Mom sagen soll.«
    Schwester Peg schüttelte ein wenig den Kopf. »So etwas ist nie einfach«, sagte sie. »Aber Sie finden bestimmt einen Weg.« Mit einer Handbewegung forderte sie ihn auf, ihr zu folgen. »Gehen wir in mein Büro.« Schwester Peg fragte sich, was Pater Michael über sie wusste. Sie hatten sich beim ersten Mal nur so kurz gesehen, dass sie sich praktisch noch wie Fremde gegenüberstanden. Als Monsignore Matthews mit ihr vereinbart hatte, dass Pater Michael im Care Center arbeiten sollte, hatte er Schwester Peg ein paar Dinge aus Pater Michaels Vergangenheit erzählt. Sie fragte sich, ob der Monsignore Pater Michael auch etwas über sie erzählt hatte.
    Dan ging mit Schwester Peg durch den Flur, während er sich im Geist notierte, was hier alles zu tun war. Das Haus war in einem trostlosen Zustand. In der Trockenmauer waren Löcher, die geflickt werden mussten; eine Tür hing schief in den Angeln; und die graue Farbe musste verschwinden.
    Sie betraten das voll gestopfte kleine Büro von Schwester Peg. Ihr Schreibtisch war übersät mit Papieren. Überall klebten Merkzettel mit Namen und Telefonnummern – größtenteils von den Neuzugängen in ihrem Netzwerk aus hilfreichen Polizisten, Leitern von Lebensmittellagern und möglichen freiwilligen Helfern. Handbücher über staatliche Sozialleistungen und ein halbes Dutzend Bücher über die richtige Abfassung von Anträgen, Gesuchen und Bittbriefen waren wie Backsteine übereinander gestapelt und bildeten auf einer Seite des Schreibtisches eine regelrechte Mauer. Schwester Peg nahm einen Stoß Papiere von einem Stuhl und bat Dan, Platz zu nehmen. Sie wollte ein paar freundliche Worte mit ihm wechseln, bevor sie ihn an die Arbeit schickte. »War Ihr Bruder krank?«, fragte sie.
    »Er hat nie etwas davon gesagt. Es kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel.« Dan dachte einen Augenblick darüber nach. Würde Michael noch leben, wenn Dan an dem Tag, als Michael bei ihm aufgetaucht war, gründlicher nachgefragt hätte, warum er so schlecht aussah?
    Schwester Peg neigte den Kopf leicht zur Seite. »Was hat er gemacht?«, fragte sie. »Ich meine – beruflich.« Ihre Halswirbel knackten.
    »Er arbeitete in der Werbung«, sagte Dan. »Aber er hat es gehasst.« Es war das erste Mal, dass Dan dies zugab. Es überraschte ihn, aber es war die Wahrheit. Dieser ganze Druck, der irrsinnige Wirbel, der veranstaltet wurde, um ein Light-Bier von einem praktisch identischen anderen Light-Bier zu unterscheiden – er hatte es gehasst. »Der kreative Teil seiner Arbeit hat ihm gefallen, und er war gut darin – jedenfalls was ich so mitbekommen habe.«
    »Hört sich nach einem netten Jungen an«, sagte Schwester Peg.
    »Er hatte seine guten Seiten.« Dan war sehr unbehaglich zumute, als er von sich sprach, als wäre er tot. Aber in diesem Fall konnte er nicht einfach das Thema wechseln. Also sprachen sie noch ein wenig länger über den verstorbenen Dan Steele, bis Dan das Gespräch auf seine Pflichten und die Bewohner des Care Centers lenkte. Er hätte sich gern über das kleine Mädchen erkundigt, aber nachdem Schwester Peg möglicherweise schon mit Michael über das Kind gesprochen hatte, spielte er den Zerstreuten und fragte nur nach ihrem Namen.
    »Alissa«, sagte Schwester Peg. »Sie ist ein bisschen aus ihrem Schneckenhaus herausgekommen, seit Sie sie zuletzt gesehen haben. Vor ein paar Tagen hat sie sogar gelächelt – dank Ihrer Mom. Aber sie sitzt immer noch die meiste Zeit in ihrem Zimmer.« Schwester Peg wühlte in den Papieren auf ihrem Schreibtisch, bis sie den entmutigenden Brief vom Büro des Staatsanwalts fand. »Ich versuche noch immer, eine richterliche Verfügung zu bekommen, die dem Vater das Umgangsrecht verbietet, wenn er wieder entlassen wird. Aber beim Gericht scheint man die Ansicht zu vertreten, Kinder sollten bei ihren Eltern sein, egal, was das für Eltern sind.«
    Dan nickte. Es gab ein paar Dinge – nicht viele –, bei denen für Dan die Toleranz aufhörte. Misshandlung oder Vernachlässigung von Kindern standen auf dieser Liste ganz oben. Er wusste jedoch, dass hier im Augenblick nichts zu machen war; deshalb lenkte er seine Energie in eine andere Richtung. Er

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