McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
irgendein Verlangen nach Rache, das sein Handeln bestimmte. Es war ein geradezu fanatischer Gerechtigkeitssinn, der ihn bewog, die Banditen für ihre Verbrechen zur Verantwortung zu ziehen. Das geschriebene Gesetz war zu schwach, um von ihnen Rechenschaft zu fordern. Also unterwarf er diese Outlaws dem gnadenlosen Gesetz der Wildnis, jenem Gesetz, das kein Entgegenkommen, keine Gnade und kein Erbarmen kannte, das nur zwei Möglichkeiten zuließ: Töten oder getötet werden.
Eine raue Stimme ertönte: »Wer bist du? Was willst du von uns?«
»Mein Name ist McQuade. Kannst du dir nicht denken, was ich von euch will?«
»Was ist mit meinem Freund Roper?«
»Er hat bekommen, was er verdient hat. Ich denke, er ist tot. Mit wem spreche ich?«
»Mit Rufus Moore. Wir werden dich in die Hölle schicken, McQuade. Nur eine Frage noch: Bezahlt dich diese Stadt?«
»Man muss mich nicht bezahlen, damit ich Halsabschneidern wie euch empfindlich auf die Zehen trete.«
»Okay, McQuade. Du hast es herausgefordert. Am Ende werde ich auf deinen Leichnam spucken. Wenn du in der Hölle ankommst, bestelle Roper schöne Grüße von mir.«
McQuade hatte sich darauf eingestellt, gedankenschnell zu reagieren. Er lehnte mit dem Rücken an der Saloonwand, links von ihm war die Tür, rechts war noch ein Stück des Vorbaus, und dort, wo er endete, führte eine Gasse am Saloon vorbei zu den Wirtschaftsgebäuden hinter der Häuserzeile, die die Main Street säumte.
Um die Ecke des Saloons trat jetzt ein Mann. Er hatte dunkle Haare, die bis auf seine Schultern fielen. Sein Gesicht war bärtig, ein unstetes Leben außerhalb von Recht und Ordnung hatte es geprägt, in den dunklen Augen glitzerte die Mordlust. Er und McQuade feuerten fast gleichzeitig. Der Kopfgeldjäger spürte den sengenden Hauch des Geschosses an der Wange, der Bandit bekam seine Kugel zwischen die Augen. Die Wucht des Treffers riss seinen Kopf in den Nacken, wie eine Marionette, deren Schnüre man loslässt, stürzte er zu Boden.
»Nummer zwei!«, rief McQuade. Er zeigte nicht die Spur einer Gemütsregung.
»Du verdammter Hund!«, heulte Rufus Moore auf. Er kauerte hinter der Platte des umgestürzten Tisches. Seine Zähne knirschten übereinander. Der Hass kam bei ihm in rasenden, giftigen Wogen – ungezügelter Hass, der aus seinen Augen brach und jeden Zug seines Gesichts prägte.
Und er überwältigte den Banditen. Seine Gestalt wuchs in die Höhe, sein Revolver begann zu dröhnen. »Wir verschwinden!«, brüllte er überschnappend und rannte zum Hinterausgang. Seine Kugeln pfiffen durch die Tür und zerfetzten die Lamellen der Pendel. Als der Hammer auf eine abgefeuerte Patrone schlug, sprang er in den Flur.
Stan Olson jagte ebenfalls einige Schüsse zur Tür und erreichte den Korridor, den Rufus Moore schon durchquert hatte. Moore riss die Tür zum Hof auf und stürmte hinaus. Olson hinterher. Wie von Furien gehetzt eilten sie zum Tor, in der dahinter liegenden Gasse wandten sie sich stadtauswärts. Zwischen Corrals, Koppeln und Pferchen hindurch erreichten sie einen Buschgürtel, der den schmalen Creek säumte, den die Stadt ihren Namen verdankte.
Ihre Lungen pumpten, die Anstrengung hatte ihre Gesichter gerötet. Schweiß perlte auf ihrer Stirn und rann über ihre Wangen. Hastig luden sie ihre Waffen nach. »O verdammt!«, keuchte Rufus Moore. »Der Hurensohn hat Perkins und Roper umgelegt. Dafür werde ich ihm das Fell über die Ohren ziehen.«
»Ich möchte wissen, wer er ist«, murmelte Stan Olson zwischen stoßweisen Atemzügen. »Und wo kam dieser Bastard plötzlich her?«
»Ich denke, das spielt keine Rolle!«, schnappte Moore und stieß den Revolver ins Holster. »Ich will ihn tot sehen.«
Die tödliche Besessenheit sprach aus jedem seiner Züge. Ein hässliches Funkeln stieg aus der Tiefe seiner Augen.
*
Menschen kamen aus ihren Häusern und näherten sich dem Saloon. Gemurmel erhob sich. Sie rotteten sich zusammen. McQuade war zum Ende des Vorbaus gelaufen, unter dem Geländer hindurchgetaucht und in die Gasse gesprungen. Er brauchte den Puls von Mel Perkins nicht zu fühlen, um festzustellen, dass der Bandit tot war. Das kleine, schwarze Loch in der Stirn des reglosen Burschen ließ keinen anderen Schluss zu. Dort, wo die Kugel ausgetreten war, hatte sie ihm Hinterkopf eine grässliche Wunde gerissen.
Jemand rief: »Der hier lebt noch!«
McQuade bahnte sich einen Weg durch die Menschenansammlung und ging bei John Roper auf das linke
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