McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Rechte hatte sich am Kolbenhals regelrecht festgesaugt. McQuade spürte den Pulsschlag der tödlichen Gefahr.
Ohne von einem bewussten Willen geleitet zu werden parierte er das Pferd. Sein Blick glitt die Abhänge hinauf und heftete sich auf den Felsen vor sich.
Da peitschte auch schon ein Schuss. Wie vom Blitz getroffen brach das Pferd unter McQuade zusammen. Im letzten Moment konnte der Kopfgeldjäger die Steigbügel abschütteln, er landete hart am Boden und rollte sofort in die Deckung des toten Tieres. Dem Aufruhr seiner Gefühle ausgesetzt hörte es der Texaner ein zweites Mal krachen, heftiger Schmerz durchzuckte seinen linken Oberarm, als ihn das Geschoss durchschlug. McQuade saugte durch die zusammengebissenen Zähne die Luft ein. Der Schuss war über ihm auf dem Hügelrücken gefallen, wo einige Felsen und Büsche dem Schützen Schutz boten.
McQuade bot sich seinen Gegnern dar wie auf einem Präsentierteller. Siedendheiß durchfuhr ihn die Erkenntnis, und er verspürte ein intensives Kribbeln zwischen den Schulterblättern. Er begriff aber auch, dass sie nicht vorgehabt hatten, ihn mit einer schnellen Kugel aus dem Hinterhalt abzuservieren. Sie wollten ihn leiden sehen. Ihr Hass stellte sie auf eine Stufe mit reißenden Raubtieren, dazu gesellte sich ein hohes Maß an unmenschlichem Sadismus, an grausamer Begierde.
Eine hohntriefende Stimme erklang: »Heute sind wir am Drücker, McQuade. Es war ein tödlicher Fehler, sich einzumischen. Du hast deinen letzten Dreck gemacht, Hombre. Fang an zu beten, falls du ein Gebet kennst.«
Fieberhaft suchte McQuade nach einer Chance. Kalte Augen beobachteten ihn über Kimme und Korn der Gewehre, bei jedem der Banditen genügte ein Fingerdruck, um ihm den bleiernen Tod zu schicken. Er spürte es mit der erschreckenden Intensität eines Mannes, nach dem der Sensenmann die knöcherne Klaue ausstreckte. Und obwohl es schon ziemlich heiß war, kroch ihm ein eisiger Schauer über den Rücken und er verspürte Gänsehaut.
Der Schmerz von seinem linken Oberarm tobte bis unter seine Schädeldecke. Es war ein glatter Durchschuss, eine mehr oder weniger harmlose Fleischwunde. Das Hemd saugte sich über den Wunden voll Blut und klebte an seiner Haut. McQuade knüpfte sein Halstuch auf, schlang es um den Oberarm und zurrte es mit Hilfe der Zähne zusammen.
»Wie stellt ihr es euch vor?«, rief er.
Wieder erklang die Stimme des Sprechers von eben. Der Bandit schrie: »Du wirst unter der sengenden Sonne austrocknen, McQuade. Und wenn du vor Durst halb wahnsinnig bist, holen wir dich. Wir haben beschlossen, dich an den Beinen aufzuhängen. Dein Kadaver wird verrotten, und was die Aasgeier von dir übrig lassen, gehört den Kojoten.«
Es war ein tödliches Versprechen, erschreckend in seiner Unmissverständlichkeit, und es entsprang einem Strom von vernichtender Brutalität, gegen den anzuschwimmen geradezu aussichtslos war. McQuade schluckte würgend. Sein Blick schweifte nach links, nach rechts, erfasste einige Büsche auf den Abhängen, dazwischen waren einige Felsen, allenfalls hüfthoch und rundgeschliffen von der Erosion.
Etwa fünfzehn Schritte bis zu einem dünn belaubten Strauch, dessen armdicke Äste sich dicht über dem Boden verzweigten und der alles andere als hundertprozentigen Schutz gegen Gewehrkugeln bot.
Fünfzehn Schritte, und jeder konnte der letzte sein.
Du hast nichts zu verlieren, McQuade! Besser von einer schnellen Kugel getötet zu werden, als hier in der Sonne zu verdorren und am Ende der sadistischen Brutalität der beiden Strolche ausgeliefert zu sein.
Du musst alles auf eine Karte setzen, McQuade!
Den Tod durch die Kugeln der Banditen vor Augen schnellte der Kopfgeldjäger auf die Beine, geduckt und Haken schlagend wie ein Hase hetzte er zu dem Busch, der ihm notdürftige Deckung versprach.
Sofort stimmten die Banditengewehre ihr höllisches Lied an. McQuades Muskeln arbeiteten fast automatisch, sein Instinkt wurde geweckt, er glaubte das Pfeifen der Geschosse zu vernehmen, stieß sich immer wieder kraftvoll ab, flog mal nach links, dann wieder nach rechts. Der Texaner rannte, als säße ihm der Leibhaftige auf den Fersen. Dann warf er sich hinter den Strauch. Noch zwei – drei Kugeln sengten heran, eine bohrte sich einen der armdicken Äste. Einige Blätter regneten auf McQuade herunter. Er lag da, flach auf den Boden gepresst. Zwischen seinen Zähnen knirschte feiner Sand. In der Zwischenzeit durchdrang das Blut, das trotz des Halstuches
Weitere Kostenlose Bücher