McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
provisorischen Verband an.
Der Kopfgeldjäger entschied sich, dem Lauf des Creeks zu folgen. Nach einer kurzen Pause stapfte er los. Er hatte sich den Mantel wieder angezogen und den Stetson auf die nassen Haare gestülpt. Nun hoffte er inbrünstig, bald auf eine Farm oder eine Ranch zu stoßen, wo er Hilfe erwarten konnte.
Zwanzig Minuten später stand er vor einem Maisfeld. Der Mais war fußhoch. McQuade spürte Erleichterung. Zwischen Maisfeld und Creek setzte er seinen Weg fort. Die Blasen, die er sich gelaufen hatte, stachen, als würden sich ihm glühende Pfeile ins Fleisch bohren. Jeder Schritt wurde zur Tortur.
Das Maisfeld endete, ein Acker schloss sich an. Und nach weiteren fünfzehn Minuten lagen die Gebäude einer Farm vor McQuade. Zwei Wohnhäuser, einige Schuppen, eine Scheune, ein Stall. Ein leichtes Fuhrwerk stand am Rand des Hofes. In einem Pferch tummelten sich Schafe und Ziegen, auf einer Koppel weideten zwei Milchkühe, in einer Fence standen zwei schwere Pferde. Kaltblüter …
McQuade taumelte in den Hof. Sein Ziel war ein Tränketrog. Er lehnte das Gewehr dagegen, zerrte sich die Stiefel von den Füßen und hielt erst den linken Fuß, dann den rechten in das kühlende Wasser. Das Stechen von den aufgerissenen Blasen wurde erträglicher.
Der Kopfgeldjäger schaute sich um. Hinter einem Staketenzaun badeten Hühner im Staub. Ein schwarzer Hund war aus seiner Hütte gekrochen und trottete langsam auf ihn zu. Das Holz, aus dem die Gebäude errichtet waren, hatte eine graue Färbung angenommen. Die Fenster waren unverglast, aber es gab Blendläden, die man in der Nacht schließen konnte.
Und jetzt kam aus einem der Häuser eine Frau von etwa fünfundzwanzig Jahren. Ihr grobes Leinenkleid war knöchellang, darüber hatte sie sich eine ausgewaschene Schürze gebunden. Sie trug die blonden Haare hochgesteckt, eine Locke hing ihr in die Stirn. Ihr Gesicht konnte man nicht als schön, nicht einmal als hübsch bezeichnen. Um ihren schmalen Mund lag ein herber Zug.
McQuade stand in Socken vor ihr. Er nahm den Hut ab, deutete eine leichte Verbeugung an und sagte mit kratzender Stimme: »Mein Name ist McQuade, Ma'am. Ich komme von Rough Creek herüber und habe kurz vor der Felswüste mein Pferd verloren. Dem Himmel sei dank, dass ich auf diese Farm gestoßen bin.«
Die Frau musterte ihn aufmerksam, dann ließ sie ihre Stimme erklingen: »Sie sind auf der Beecher-Farm gelandet, McQuade. Mein Schwiegervater erzählte uns gestern von einem Mann, der einen langen, braunen Staubmantel trägt, den er einige Meilen vor Rough Creek getroffen hat. Sie könnten dieser Mann sein.«
McQuade nickte. »Richtig. Ich sprach mit einem Mann, der zu seiner Farm wollte. Sein Name ist Beecher?«
»Ja, Andrew Beecher. Ich bin Nancy. Im Haus befinden sich meine Schwiegermutter und meine drei Kinder. Mein Mann und sein Vater sind auf einer Wiese, westlich von hier, sie mähen Gras. – Sie haben eine Wunde am Arm, McQuade. Hatten sie einen Zusammenstoß mit den vier Sattelstrolchen, von denen mein Schwiegervater erzählt hat?«
McQuade nickte. »Es sind nur noch zwei Sattelstrolche, Ma'am.«
»Kommen Sie ins Haus. Sicher sind Sie hungrig. Ich werde die Wunde desinfizieren und verbinden. Mein Schwiegervater und Douglas kommen erst nach Sonnenuntergang nach Hause. Gelegenheit für Sie, sich auszuruhen.«
McQuade setzte sich auf den Rand des Tränketrogs und griff nach einem seiner Stiefel. Es kostete ihn Mühe, hineinzuschlüpfen. Die Schmerzen waren fast nicht zu ertragen. Er zog sich auch den anderen Stiefel an, dann drückte er sich hoch und angelte sich das Gewehr.
»Folgen Sie mir«, sagte die junge Farmerin.
»Danke«, murmelte McQuade. »Vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft, Ma'am.«
*
Als die Sonne versank, verkündete Rumpeln und Poltern, dass ein Fuhrwerk auf den Farmhof rollte. McQuade saß am Tisch in der Wohnstube, die zugleich auch Küche war. Am Fußboden spielten die drei Kinder der jungen Farmerin.
McQuade erhob sich und ging zum Fenster. Der Mann, den er gestern kennen gelernt hatte, saß auf dem Bock des leichten Wagens, auf dessen Ladefläche ein Berg Gras aufgehäuft war. Ein jüngerer Mann hockte neben ihm. Er hielt mit beiden Händen ein Gewehr.
Die Armwunde des Kopfgeldjägers war verbunden. Auf die Verletzung an der Wade hatte die junge Farmersfrau ein Pflaster geklebt. Sie hatte die Wunden gereinigt und mit Peroxyd desinfiziert. McQuade hatte Eier mit Speck und frisches Brot
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