McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
aus der Armwunde sickerte, auch den Stoff des alten Staubmantels.
»Du entkommst uns nicht, McQuade!«, drohte einer der Banditen mit wildem Unterton. »Du wirst hier elend krepieren. Mein Wort drauf.«
Es tönte durch McQuades Verstand wie eine Totenglocke.
*
Ein Stück hangaufwärts buckelte ein Felsen aus dem Boden. McQuade schätzte die Distanz auf zehn oder zwölf Yards. Der Fels versprach gute Deckung, sowohl gegen den Banditen, der auf dem Hügelrücken lauerte, als auch gegen den, der McQuade zwischen den Hügeln, hinter dem pilzähnlichen Felsgebilde erwartet hatte.
Es kostete Überwindung, erneut aufzuspringen und sich den Geschossen der Banditen preiszugeben. Auch McQuade kannte das Wort Angst, auch er hing am Leben. Schon gar nicht wollte er einen absolut sinnlosen Tod sterben. Was ihn anders machte als die meisten Männer in diesem Land war die Fähigkeit, die Angst zu überwinden und sich nicht einfach geschlagen zu geben. Solange ein Funke Leben in ihm war, rechnete er sich eine Chance aus.
Ein ganzes Stück über dem Felsen, den er anpeilte, begann eine Rinne, die wohl im Laufe der Jahrtausende das Regenwasser geschaffen hatte. Sie war einen halben Yard tief, voll Geröll, und endete oben nur wenige Schritte unterhalb des Kammes, hinter dem zerklüftete, bizarre Sandsteinformationen zum Himmel ragten. In diesem Irrgarten aus Schluchten und Felsen hatte er eine reelle Chance, den beiden Banditen zu entkommen.
McQuade setzte alles auf eine Karte.
Sofort begannen die Banditengewehre zu krachen. Wie giftige Hornissen pfiffen die Bleistücke hinter dem Kopfgeldjäger her, ein Projektil streifte seine Wade und verursachte ein heftiges Brennen. Die Detonationen verschmolzen ineinander und verdichteten sich zu einem grollenden Donner. Aufbrüllend antworteten die Echos. Das Quarren eines Querschlägers mischte sich hinein, als der Fels eine Kugel abfälschte. Keuchend hechtete McQuade in Deckung. Das Herz schlug ihm bis zum Hals hinauf, Schweiß rann über seine Wangen. Die Streifschusswunde brannte wie Feuer. McQuade biss die Zähne zusammen, dass der Schmelz knirschte. In seinen Augen brannten Schweiß und Staub und entzündeten sie.
Die Banditen hörten auf zu feuern. Die letzten Echos der Schüsse verhallten mit geisterhaftem Geraune. Über den Stellungen der Banditen wurden Pulverdampfwolken vom schralen Wind zerpflückt. Unheilschwangere Stille folgte.
McQuade richtete sich in eine kauernde Stellung auf. Seine Atmung normalisierte sich wieder, das Herz nahm wieder den normalen Rhythmus auf. Die Rebellion in seinem Innersten legte sich und wich einer kalten, nüchternen Ruhe. Der Kopfgeldjäger äugte an dem Felsen vorbei in die Tiefe. Dann schwenkte er seinen Blick in die Höhe und ließ ihn über den Hügel gleiten, von dem aus ihn einer der Banditen unter Feuer genommen und ihm den Arm durchschossen hatte.
Er sah nicht eine Nasenspitze von seinen Gegnern. Sie lauerten voll mörderischer Gier und warteten auf ihre Chance.
Du musst die Rinne erreichen!, hämmerte dem Kopfgeldjäger eine unerbittliche Stimme ein. Vorwärts! Hoch mit dir! Du darfst dich von ihnen hier nicht festnageln lassen. Sie werden versuchen, dich in die Zange zu nehmen. Die beiden sind tödlicher als Cholera …
Geschmeidig kam McQuade hoch, er spurtete los. Nach seinem ersten Sprung eröffneten die Banditen das Feuer. Zwischen den Hügeln rollte das Echo der Schüsse, stieß gegen die Bergflanken und verebbte in fernen Schluchten. Blei schrammte über Felsgestein, Erdreich spritzte, wo die Geschosse den harten Boden aufrissen, das Dröhnen der Schüsse und das Heulen der Querschläger vermischte sich zu einem ohrenbetäubenden Lärm.
McQuade machte es den Banditen unmöglich, ihn aufs Korn zu nehmen. Wenn sie glaubten, ihn im Visier zu haben, vollführte er einen Sprung zur Seite. Sie konnten sich nicht schnell genug auf das sich ständig verändernde Ziel einstellen. Und so vergeudeten sie lediglich ihr Blei. Und dann erreichte der Kopfgeldjäger die Rinne und warf sich hinein. Für die Banditen musste es so aussehen, als hätte ihn die Erde verschluckt. Wie eine Eidechse kroch McQuade nach oben. Geröll kollerte nach unten. Er stieß sich die Knie und riss sich am scharfen Gestein die Hände auf. Der Texaner ignorierte die Schmerzen. Herzschlag und Atmung beschleunigten sich. Seine Mundhöhle trocknete aus, auch in seiner Kehle machte sich Trockenheit bemerkbar.
McQuade schaffte es. Auf dem Bauch robbte er
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