McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
zermalmt. Etwas, das McQuade nicht zu beschreiben vermochte, etwas Unbestimmbares ging von der Ortschaft aus. Düstere Ahnungen befielen den Texaner – Ahnungen, an deren Ende etwas Dunkles stand; Unheil und Tod.
Das Gewehr hatte sich McQuade zwischen die Oberschenkel geklemmt. Es stand mit der Kolbenplatte auf dem Boden des Wagenbocks. Die Beklemmung in dem Kopfgeldjäger wuchs, je näher er der Ansammlung von Häusern und Hütten kam. Und mit der Beklemmung wuchs die Anspannung.
Als er die ersten Häuser passierte, wurde er angerufen: »Stopp! Wer bist du? Was treibt dich um diese Zeit nach Rough Creek?«
Im ersten Impuls wollte McQuade nach dem Gewehr greifen, doch er unterdrückte diesen Reflex, stemmte sich gegen die Zügel, und als das Gespann stand, als die Geräusche in der Stille versunken waren, antwortete er: »Ich bin es – McQuade. Was ist geschehen?«
»Als du heute Morgen die Stadt verlassen hast, saßest du auf einem Pferd, und es sah nicht so aus, als würdest du je wieder nach Rough Creek zurückkehren. Jetzt kommst du mit einem Gespann.«
Die raue Stimme kam aus der Finsternis zwischen zwei Gebäuden. McQuade war bemüht, mit seinem Blick die Dunkelheit zu durchdringen, aber sie war dicht und es gelang ihm nicht.
»Rufus Moore und Cole Perrigo haben mir in der Felswüste aufgelauert. Sie erschossen mein Pferd. Es gelang mir, mich zum Chinle Wash durchzuschlagen, und dort stieß ich auf die Beecher-Farm. Andrew Beecher hat mir das Gespann geliehen, damit ich in die Stadt fahren und mir ein Pferd und einen Sattel besorgen kann.«
»Moore und Perrigo sind gegen Mittag nach Rough Creek zurückgekehrt«, erklang es. »Sie wollten es der Stadt heimzahlen, dass hier zwei ihrer Kumpane das Zeitliche segneten. Als Paul Slaughter sie kommen sah, nahm er sein Gewehr, kletterte auf den Heuboden des Mietstalles und eröffnete durch die Luke das Feuer auf die beiden. Er schoss Perrigo vom Pferd, aber dann traf ihn Moores Kugel und er stürzte auf die Straße. Slaughter hat sich das Genick gebrochen.«
»Weiter!«, gebot McQuade. »Was geschah dann? Du stehst doch nicht von ungefähr hier und bewachst die Stadt. Spann mich nicht auf die Folter.«
»Nun, McQuade, die halbe Stadt beobachtete den Mord an Slaughter. Das Maß war voll. Joe Stanford, der Zimmermann, rannte mit einem Revolver auf die Straße und eröffnete das Feuer auf Moore, der vom Pferd gesprungen war und sich um Perrigo kümmerte. Moore flüchtete zwischen die Häuser und verpasste Stanford eine Kugel in die Hüfte. Aber plötzlich waren andere Männer da. Ja, McQuade, die Stadt hat sich auf die Hinterbeine gestellt, wir wollten uns nicht länger terrorisieren lassen.«
»Habt ihr Moore erwischt?«
»Dann stünde ich nicht hier. Rund um den Ort sind bewaffnete Männer postiert. Rufus Moore gelang die Flucht. Perrigo hat Slaughters Kugel in die Schulter bekommen. Der Doc hat die Wunde versorgt, und nun sitzt Perrigo hinter Schloss und Riegel. Ein Aufgebot ist Moore gefolgt. Es kam am Abend unverrichteter Dinge zurück. Moore hat es verstanden, seine Spur zu verwischen. Nun befürchten wir, dass er hier aufkreuzt, um seinen Kumpel aus dem Jail zu holen.«
»Ich werde mit euch auf ihn warten«, erklärte McQuade kurz entschlossen. »Es ist in der Tat nicht auszuschließen, dass Moore zurückkehrt.«
»In Ordnung, McQuade, du kannst weiterfahren.«
Der Kopfgeldjäger trieb das Pferd an. Das Mahlen der Räder, das Rumpeln, das Ächzen des Fuhrwerks und das Stampfen der Hufe sprengten die Stille. Vor dem Marshal's Office hielt McQuade an, schnappte sich das Gewehr und sprang vom Bock. Die Tür war versperrt. Er klopfte. »Wer ist draußen?«, erklang es.
»McQuade.«
»Das kann jeder behaupten.«
»Ich bin es wirklich. Mach auf. Ich will …«
Auf der anderen Straßenseite löste sich eine Gestalt aus der Dunkelheit. Schnell kam sie über die Fahrbahn. Der Mann hielt das Gewehr im Hüftanschlag. »Rühr dich nicht!«, empfahl er. Er sprach mit einer düsteren Drohung im Tonfall.
Einen Schritt vor dem Texaner hielt er an. Obwohl dessen Gesicht die Dunkelheit verhüllte, erkannte er ihn. »Es ist McQuade!«, rief er und senkte das Gewehr.
Knirschend drehte sich der Schlüssel im Schloss, die Tür schwang leise quietschend auf, der Mann im Office sagte: »Kommen Sie herein, McQuade. Ich habe keine Ahnung, ob Sie Bescheid wissen. Aber in Rough Creek war heute Mittag die Hölle los.«
»Der Posten, der mich aufgehalten hat
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