McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Holm vor dem Saloon und saß ab. Da war auch ein Tränketrog. Er führte das Pferd am Zaumzeug hin und ließ es saufen. McQuade schaute sich um. Viele der Häuser waren im mexikanischen Stil errichtet. Hier und dort standen auf den Fensterbänken Blumenkästen mit Geranien.
Das Pferd hatte seinen Durst gelöscht. McQuade band es an die krumme Querstange des Holms, nahm sein Gewehr und ging in den Saloon. Der Schankraum war leer. Fliegen summten um die Lampen, die über den Tischen von der niedrigen Decke hingen. Der Fußboden war mit Sägemehl bestreut. Am Ende des Tresens stand ein großer Spucknapf aus Messing. Es roch nach kaltem Tabakrauch und verschüttetem Bier.
Die harten Absätze der Reitstiefel des Kopfgeldjägers riefen auf den Fußbodendielen ein hämmerndes Echo war. Die Radsporen rasselten. McQuade erreichte den Schanktisch, legte das Gewehr darauf und ließ seine Stimme erklingen: »Hallo, Saloon!«
Eine Tür hinter dem Tresen öffnete sich. Ein glatzköpfiger Mann erschien. Seine Lider hingen halb über die Augen und verliehen ihm das Aussehen einer Eule. »Ich habe geschlafen«, murmelte er mit lahmer Stimme und gähnte dann. »Was möchten Sie? Whisky, Bier, ich habe auch Wein.«
»Gibt es in diesem Nest einen Ordnungshüter?«, fragte McQuade.
Wieder gähnte der Salooner. Dann schüttelte er den Kopf. Sein Interesse an dem verstaubten Fremden in dem langen, braunen Staubmantel, mit dem flachkronigen, breitrandigen Stetson auf dem Kopf und den tagealten Bartstoppeln im Gesicht hielt sich ausgesprochen in Grenzen. »Nein.«
»Etwa vier Meilen weiter westlich bin ich auf einen ausgebrannten Prärieschoner gestoßen«, gab McQuade mit staubheiserer Stimme zu verstehen. »Ein Mann um die vierzig, eine Frau, wahrscheinlich die Gattin des Mannes, und ein weißhaariger Oldtimer – alle drei tot. Ich bin der Spur des Fuhrwerks in diese Ortschaft gefolgt. Hat das Kaff auch einen Namen?«
»Topawa.« Die Augen des Salooner glitzerten jetzt hellwach. In ihnen wob das nackte Grauen. »Sie – sind – tot!«, entrang es sich ihm, und seine Stimmbänder wollten ihm kaum gehorchen. Er räusperte sich. »Was – was ist mit den beiden Kindern?« Erschütterung und Fassungslosigkeit prägten jeden Zug seines Gesichts. Sein Kehlkopf rutschte hinauf und hinunter, als er würgend schluckte. Seine Schläfrigkeit war wie weggewischt.
McQuade kniff die Augen zusammen. »Kinder!« Ihm schwante Schreckliches.
»Besser gesagt Halbwüchsige. Ein Mädchen, etwa siebzehn Jahre alt, und ein Junge, ungefähr drei Jahre jünger. Sue und Joey! Die – die Leute hielten sich einige Tage in der Stadt auf. Sie wollten nach Kalifornien. Susan und Bill Randolph wollten dort siedeln. Bei dem Oldtimer handelte es sich um den Vater Susans. Gütiger Gott! Wir haben sie gewarnt. Aber sie schlugen unsere Warnungen in den Wind …«
»Vor wem haben Sie die Randolphs gewarnt?«, fragte McQuade.
Der Salooner atmete tief durch. Er schien das Gehörte noch immer nicht richtig verarbeitet zu haben. Der Ausdruck des Entsetzens in seinen Augen verlor sich nicht. Er griff sich an die Stirn. »Es ist so schrecklich«, murmelte er. »Furchtbar! Es übersteigt mein Begriffsvermögen. Warum lässt Gott so etwas zu?«
»Diese Frage stelle ich mir, seit ich im Krieg Männer zu hunderten im Kugelhagel und im Granatfeuer des Gegners tot zusammenbrechen sah«, knurrte McQuade. »Eine Antwort habe ich nie erhalten. - Vor wem haben Sie die Auswanderer gewarnt?«
»Es kommen immer wieder Banden über die Grenze. Sie plündern, rauben, brandschatzen und morden und verschwinden wieder in der Sierra Madre. Diese Bravados sind blutrünstiger als die Apachen, sie besitzen keinen Ehrenkodex und kennen weder Gnade noch Erbarmen.«
»Die Spur einer Gruppe von Reitern führte nach Süden«, murmelte McQuade. Sekundenlang starrte er versonnen auf einen unbestimmten Punkt an der Wand. Er vermittelte den Eindruck, angestrengt nachzudenken. Ein entschlossener Zug setzte sich in seinen Mundwinkeln fest. Und der Texaner beschloss, keine Zeit zu verlieren.
*
McQuade folgte der Spur nach Süden. Der Vorsprung der Bande betrug keine drei Stunden. Als er die Grenze erreichte, versank die Sonne hinter den Bergen im Westen. Der Himmel färbte sich blutrot, Wolkenbänke schoben sich vor diese glühende Kulisse. Der schimmernde Hitzeschleier über dem Land wich einem rötlichen Schein, die Schatten waren lang und schwach.
An einem schmalen Creek tränkte
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