McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
die rechte Hand, drückte die Kuppen von Daumen und Mittelfinger zusammen und fuhr fort: »Wenn ich mit den Fingern schnippe, ziehen meine Männer ihre Revolver und verwandeln dich in ein Sieb.«
McQuade lächelte gelassen und in der ihm eigenen Manier. Es war ihm nicht anzumerken, dass er Beklemmung verspürte, dass diese Beklemmung ihm körperliches Unbehagen bereitete und dass er seine kühle Sicherheit lediglich zur Schau trug. Er war der sicher sehr wechselhaften Laune dieses Banditen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, und jeder Versuch, dies zu ändern, musste für ihn tödlich enden. Er war alles andere als lässig und erhaben. In Wirklichkeit suchte er fieberhaft nach einem Ausweg. Er zwang sich, seine aufgepeitschten Empfindungen unter Kontrolle zu behalten. »Lass mich vorher noch etwas erledigen, El Invencible.« Er schaute in die Runde, mit erhobener Stimme rief er: »Maria – Maria Sanchez!«
»Hier! Was ist?«
McQuades Blick suchte die Sprecherin. Es handelte sich um eine hübsche Frau von etwa fünfundzwanzig Jahren, deren lange, schwarze Haare am Kopf von einem roten Tuch zusammengehalten wurden. Über einem Kleid aus grobem Leinen, das bis hinunter zu ihren Knöcheln reichte, trug sie einen farbigen Poncho.
»Ich soll dir von deinem Bruder Grüße bestellen, Maria. Ich traf ihn in Pozo Verde.«
McQuade glaubte einen geradezu wehmütigen Ausdruck über ihr Gesicht huschen zu sehen, ihre Augen aber blieben ausdruckslos, ihr Blick unergründlich. »Gracias, Señor«, bedankte sie sich.
Die Hand des mexikanischen Bandenführers war wieder nach unten gesunken. Er leckte sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Etwas Böses schien ihn plötzlich zu umgeben. Seine Stimme grollte: »Wir feiern heute Abend hier im Dorf ein Fest, Gringo. Der Höhepunkt dieser Feier wird deine Hinrichtung sein.« Er nickte wiederholt, eine Geste, die seine weiteren Worte unterstreichen sollte. »Si, si, ich habe dich soeben zum Tod verurteilt. Denn mir ist klar geworden, dass du mein Feind bist. Meine Feinde pflege ich zu vernichten. Wir werden dich aufhängen.«
McQuade verspürte einen galligen Geschmack in der Mundhöhle. Ein Blick in die Augen des Bravados zeigte ihm all die Gnadenlosigkeit und Unerbittlichkeit, die in dem Mestizen steckte. Dazu gesellten sich Niedertracht, Skrupellosigkeit und ein hohes Maß an Sadismus. Eine höllische Mischung.
Der Texaner wollte etwas sagen, aber El Invencible herrschte ihn an: »Schweig, Gringohund! Ich will nichts mehr hören. Du wirst hängen. Es war vermessen von dir …«
Der Mestize brach ab.
»Warum sprichst du nicht weiter?«, fragte McQuade grollend. »Was wolltest du sagen? Dass es vermessen von mir war, deinen Männern nach Mexiko zu folgen, um ihnen die beiden Halbwüchsigen abzujagen!«
»Verdammter Bastard!« Die Wut verzerrte das Gesicht des Bandenführers, blitzschnell glitt er auf McQuade zu und schlug ihm die Faust gegen den Kopf. »Fesselt ihn und sperrt ihn ein!«, blaffte er. »Pepe, Pablo, ihr bewacht ihn.«
Halb benommen von dem brutalen Faustschlag kämpfte der Kopfgeldjäger gegen seine Not an. Er vernahm die Worte des Banditen wie aus weiter Ferne. Und als er sie begriff, packten ihn schon harte Fäuste. Er wurde zu Boden gerissen, die Arme wurden ihm brutal auf den Rücken gedreht, seine Hände wurden mit einer dünnen Lederschnur, die sich tief in seine Handgelenke einschnitt, zusammengebunden. Einer der Banditen zog ihm den Revolver aus dem Holster. Dann wurde er wieder auf die Beine gezerrt. Einige der Bravados nahmen ihn zwischen sich und schleiften ihn in die Kirche, und wenig später stießen sie ihn in einen kleinen Raum, in dem früher die Sakristei ungebracht war und der eine Tür mit einem rostigen Riegel besaß. Krachend flog die Tür zu. Ein Knirschen verriet McQuade, dass sie verriegelt wurde.
Zwei kleine Fenster sorgten für ausreichend Helligkeit, um alles in dem Verlies erkennen zu können. Es gab kein Mobiliar. Großflächig fiel der Verputz aus Adobelehm von den Wänden aus unbehauenen Gesteinsbrocken. Der Boden war mit Adobeziegeln ausgelegt.
McQuade spürte hämmernde Schmerzen von dem Schlag gegen den Kopf, den ihm der Mestize versetzt hatte. Er ging zu einem der kleinen, schießschartenähnlichen Fenster und schaute hinaus. Alles war in gleißendes Sonnenlicht getaucht. Raue Stimmen waren zu hören, das Geschrei lärmender Kinder, ein Hund bellte. Den Dorfplatz konnte der Kopfgeldjäger von hier aus nicht einsehen. Er
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