McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
einer jungen Frau, eines Mädchens und eines Knaben. Fairness konnte sich der Texaner nicht leisten. Außerdem stand das Verhältnis sechs zu eins. Ein tödliches Verhältnis. Viele Hunde sind des Hasen Tod …
McQuade nahm sich nicht die Mühe, genau zu zielen. Er jagte seine erste Kugel einfach in die Masse der herantrabenden Reiter und Pferde hinein. Im Knall sah er ein Pferd niedergehen. Er lud und feuerte, so schnell er konnte. Im Handumdrehen bildete sich ein Knäuel ineinander verkeilter Pferde- und Menschenleiber.
Geschrei erhob sich. Pferde ruckten hoch, stiegen auf die Hinterhand, wieherten und vollführten mit den Vorderhufen einen wahren Trommelwirbel durch die Luft. Eine Gestalt schnellte in die Höhe und hetzte zurück in die Schlucht. Eine zweite folgte, eine dritte. Zwei Pferde stoben in westliche Richtung davon. Trommelnder Hufschlag entfernte sich rasend schnell. Einer der Banditen war in den Schutz eines toten Pferdes gekrochen und feuerte nun wie von Sinnen in die Richtung, aus der ihnen das Verhängnis in Form von Feuer, Rauch und Blei entgegengeschlagen hatte. Querschläger quarrten durchdringend.
Plötzlich brach das rasende Feuer ab. Die letzten Echos versickerten in den Schluchten. McQuade hatte sofort nach seinen Schüssen die Stellung gewechselt. Jetzt stand er geduckt neben einem Felsen, seine Gestalt verschmolz mit der Finsternis. Der Kopfgeldjäger atmete ganz flach, seine Instinkte arbeiteten mit doppelter Schärfe.
Eine wilde, von Wut verzerrte Stimme erklang: »Du bist so gut wie tot, McQuade!«
»Aaah, du bist es, Martinez. Das ist gut. Auf dich wartet schon der Satan. Ich denke mal, dass du aufgrund deiner Schandtaten in der Hölle einen hohen Rang bekleiden wirst.«
Indes er sprach, schob sich McQuade Schritt für Schritt am Felsen entlang.
»Wir werden dir die Haut streifenweise abziehen, McQuade!«, drohte der Bravado. »Und was von dir übrig bleibt, wird den Kojoten und Aasgeiern als Fraß dienen.«
In der Zwischenzeit war die Wolkendecke stellenweise aufgerissen. Vages Sternenlicht sorgte dafür, dass die Dinge etwas besser zu erkennen waren. Dort, wo der Mond stand, waren die Wolken noch dicht, allerdings gelb verfärbt vom Licht.
McQuade schätzte, dass er es noch mit fünf Gegnern zu tun hatte. Der sechste lag mit ausgebreiteten Armen am Boden und rührte sich nicht. Deutlich konnte der Kopfgeldjäger den reglosen Pferdeleib erkennen, hinter dem einer der Banditen in Deckung gegangen war. Es war ein großer, schwarzer Klumpen auf der Erde, und hätte McQuade nicht gewusst, dass es sich um ein Pferd handelte, hätte er es auch für einen flachen Felsen können.
McQuade fand einen Aufstieg. Es war ein steiler Pfad, der Boden war mit Geröll bedeckt. Manchmal polterte unter seinen Füßen ein Stein in die Tiefe.
»Heh, McQuade, wo bist du verdammter Hundefloh? Hast du vor deiner eigenen Courage Angst bekommen? Setzt du dich etwa ab?«
Der Kopfgeldjäger antwortete nicht. Der Felsen war ungefähr dreißig Fuß hoch, der Aufstieg war beschwerlich, aber McQuade schaffte es. Etwas außer Atem kam er oben an. Er ging nieder, kroch zum Rand des Felsens und schaute hinunter. Schemenhaft konnte er die Gestalt des Banditen hinter dem Pferd erkennen. Er lud durch und begann zu feuern. Zweimal krachte sein Gewehr. Ein Treffer trieb den Banditen regelrecht in die Höhe, er machte das Kreuz hohl und kippte über seine Absätze nach hinten.
Unten begannen die Gewehre und Revolver zu dröhnen. Aber die Geschosse konnten McQuade nichts anhaben. Er schob sich schon wieder – flach auf dem Bauch liegend -, zurück. Wie ein Hornissenschwarm pfiffen die Bleistücke über ihn hinweg.
*
McQuade richtete sich auf und rannte geduckt, immer im toten Winkel zu den Bravados, auf dem Felsen entlang und umrundete die Ebene halb. Dann konnte er nicht mehr weiter, denn vor seinen Füßen fielen die Felsen senkrecht nach unten, und die Schlucht war viel zu breit, um sie mit einem Sprung zu überqueren.
Die Waffen schwiegen wieder.
McQuade suchte den Rand der Schlucht nach einem Abstieg ab. Unter ihm war es finster wie im Schlund der Hölle. Er musste fast hundert Yards laufen, dann endeten die steil abfallenden Felswände und ein terrassenförmiger Abhang schwang sich nach unten. Jeden Schutz ausnutzend, der sich ihm bot, machte sich der Kopfgeldjäger an den Abstieg. Seine Entschlossenheit, sich die Banditen mit heißem Blei vom Hals zu schaffen, war unumstößlich und wurde durch
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