McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Hand zum Gruß, nahm das Pferd herum und ritt zurück nach Tonto Basin.
*
»Kaum, dass sie heute Mittag den Ort verlassen hatten, kam ein Mann an, der sich ziemlich eingehend nach den Nolans erkundigte«, erzählte der Keeper, nachdem McQuade den Saloon betreten und sich an einen der runden Tische gesetzt hatte. Es war die Zeit des Sonnenuntergangs. Die Schatten wuchsen schnell über die heiße Fahrbahn.
»Sagte er, weshalb er sich so sehr für die Brüder interessiert?«, fragte McQuade.
»Nein. Er aß ein Steak, trank ein Bier, dann verließ er Tonto Basin. Ich denke, dass er für das Gesetz reitet. Im Leder seiner Weste konnte ich auf der linken Brustseite einige kleine Einstiche wie von Nadeln wahrnehmen. Das Leder ist dort auch ein wenig abgeschabt. Ich denke, dass da normalerweise ein Stern steckt.«
Nach dem Abendessen begab sich McQuade zu Boulders Fuhrunternehmen. Das Hoftor war geöffnet. Auf der linken Hofseite befand sich das Wohnhaus, in einem rechten Winkel dazu war die Remise errichtet, rechter Hand befanden sich das Magazin sowie der Stall für die Zugtiere.
Die Sonne war hinter den Bergen im Westen versunken. Unaufhaltsam schob sich von Osten her die Dämmerung ins Land. McQuade klopfte an die Tür des Wohnhauses. Einige Sekunden verstrichen, dann wurde sie geöffnet und ein riesiger, etwa fünfundvierzigjähriger Mann mit einem rötlichen Bart und kurz geschorenen Haaren von derselben Farbe stand in ihrem Rahmen. »Sie wünschen, Sir?«
»Ich vermute, dass Sie Mister Boulder sind«, erklärte McQuade.
Der Mann nickte. »Ja, Ray Boulder. Mit wem habe ich das Vergnügen?«
»Mein Name ist McQuade.«
Die Brauen des Fuhrunternehmers zuckten in die Höhe. »Ihren Namen habe ich gehört. Sie sind hinter Doug Nolan her.« Boulder massierte sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken. Nachdenklich musterte er McQuade. »Man hat Ihnen sicher erzählt, dass ich ein weitschichtig Verwandter der Nolans bin. Aber ich habe mit denen nichts zu tun. Selbst als Fred noch lebte pflegten wir keinen Kontakt.«
»Anders Ihr Sohn.«
Jetzt schoben sich die Brauen des Mannes düster zusammen. Ein Schatten schien über sein Gesicht zu huschen. »Wie kommen Sie darauf?«
»Kann ich Ihren Sohn sprechen, Mister Boulder?«
»Sicher, kommen Sie herein.«
McQuade folgte dem Mann in die Wohnstube. In einem der Sessel saß eine Frau und bestickte ein weißes Tuch. Jetzt legte sie ihre Handarbeit zur Seite und fixierte McQuade von oben bis unten. Der Kopfgeldjäger nahm den Hut ab und murmelte einen Gruß. Nat Boulder, der Bursche mit den weißblonden, langen Haaren, lag auf der Couch und hielt die Augen geschlossen.
»Das ist Mister McQuade«, so stellte der Fuhrunternehmer den Kopfgeldjäger seiner Frau vor. »Er möchte Nat sprechen.«
Den Burschen riss es regelrecht in die Höhe. Erschreckt starrte er den Texaner an. Seine Mundwinkel zuckten.
»So ist es, Junge«, murmelte McQuade. »Was hast du den Nolans erzählt, als du sie heute Mittag auf ihrer Farm besucht hast.«
Nat Boulder tippte sich mit dem Daumen gegen die Brust. »Ich!«
»Ja. Ich habe dich gesehen.«
»Was hat dich zu diesem Gesindel hinausgetrieben?«, polterte Ray Boulder los. »Raus mit der Sprache!«
»Ich – ich …«
»Na!« Die Zornesröte färbte Ray Boulders Gesicht dunkel. Seine Augen versprühten Blitze. Er stand leicht nach vorne gebeugt da, seine Hände öffneten und schlossen sich. Es sah aus, als wollte er sich im nächsten Moment auf seinen Sohn stürzen.
Nat Boulder räusperte sich. Ein trotziger Ausdruck trat in seine Augen. »Ich habe sie vor McQuade gewarnt«, presste der Bursche zwischen den Zähnen hervor. »Es sind unsere Verwandten. Ich denke, das war ich ihnen schuldig.«
»Wir sind dem lichtscheuen Gesindel überhaupt nichts schuldig!« Die Stimme Ray Boulder klang wie fernes Donnergrollen. »Welcher Teufel hat dich bloß geritten …?«
»Ist Doug Nolan schon zu Hause angekommen?«, fragte der Kopfgeldjäger.
»Ja. Er und Dave sind auf der Farm. Ich habe mit Jesse und Virgil gesprochen. Sie haben mir gesagt, dass sie etwas zu erledigen hätten und dass sie dann das Land verlassen würden.« Mit einem Ruck richtete sich der junge Bursche auf. »Ich habe die Nase schon lange voll, Vater. Schon immer wollte ich so sein wie die Nolan-Brüder; frei und ungebunden. Darum werde ich …«
Mit einem schnellen Schritt war Ray Boulder bei seinem Sohn, und ehe sich dieser versah, landete die flache Hand
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