McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
sich in Gesellschaft dreier anderer Kerle in seinem Alter.
Beim Anblick des Burschen kochte in McQuade der Zorn hoch. Mit seinem Körper drückte er die Türflügel auseinander, sie schlugen knarrend und quietschend hinter ihm aus, der Texaner blieb stehen, im Saloon versickerten die Gespräche, und dann war es still wie in einer Gruft. Die Stimme McQuades klang rau, fast heiser, als er sprach: »Ich habe den Mann gefunden, dessen Pferd alleine in die Stadt zurückgekehrt ist. Sein Name ist Luke Sheridan. Er war U.S. Deputy Marshal und hinter Dave Nolan her. Sheridan hatte keine Chance. Wem – denkt ihr wohl - hat er die Kugel aus dem Hinterhalt zu verdanken?«
Im Schankraum herrschte Atemlosigkeit. Den Ausdruck von Schrecken und Fassungslosigkeit in den Augen starrten die Männer an den Tischen und am Tresen den Texaner an. Man hätte die berühmte Stecknadel fallen hören können.
Ein Ruck durchfuhr McQuade, er setzte sich in Bewegung und lenkte seine Schritte auf den Tisch zu, an dem Nat Boulder saß. Mit Augen, hart wie Bachkiesel, musterte er den Burschen. Der bekam es mit der Angst, wie von Schnüren gezogen erhob er sich. Geduckt stand er schließlich da, wie ein Mann, der sich im nächsten Moment herumwerfen und die Flucht ergreifen würde. Sein Atem ging stoßweise. McQuade blieb das unruhige Flackern in seinen Augen nicht verborgen, ihm entging auch nicht die Rastlosigkeit im Gesicht des Fuhrunternehmersohnes.
Einen Schritt vor Nat Boulder hielt McQuade an. »Er hat die Kugel aus dem Hinterhalt dir zu verdanken, Boulder«, knirschte der Kopfgeldjäger, und er verströmte etwas, was den weißblonden Burschen weder Entgegenkommen noch Verständnis erwarten lassen durfte. Es war ein Hauch von Unduldsamkeit und Unerbittlichkeit.
Nat Boulder zog den Kopf zwischen die Schultern. Sein unsteter Blick schien nach einem Ausweg zu suchen. Seine Kiefer mahlten.
Wieder ließ McQuade seine Stimme erklingen; sie hatte den Klang berstenden Eises. »Du bist zu den Nolans geritten und hast sie vor mir gewarnt. Sie rechneten wohl damit, dass ich ihrer Farm einen Besuch abstatten würde und legten sich auf die Lauer. Und dann kam der Marshal des Weges. Sie knallten ihn vom Pferd, denn sie hielten ihn für mich.«
»Aber … Ich … Wenn …«
Ungeduldig winkte der Kopfgeldjäger ab. »Spar dir deine Worte, Boulder. Eigentlich wollte ich mir an dir nicht die Hände schmutzig machen. Jemand wie dich kann man nur mit Verachtung strafen. Aber wenn ich in deine Frettchenaugen schaue und daran denke, dass deinetwegen ein guter Mann sterben musste …«
Der Kopfgeldjäger schlug zu; ansatzlos und vollkommen überraschend für Nat Boulder. Er bekam die linke Faust des Texaners wie einen Hammer an den Kopf und taumelte zwei Schritte zur Seite. Sein Mund klaffte auf, aber sein Schrei erstickte in der Kehle.
McQuade lehnte das Gewehr gegen den Tisch und folgte Nat Boulder, der sich wieder gefangen hatte und mit abwehrend erhobenen Armen zurückwich. Seine Hände zitterten, die Panik stieg wie ein alles verzehrendes Feuer in ihm auf, verbreitete sich und erfasste seinen ganzen Körper, die Angst ließ sein Gesicht zu einer Fratze erstarren.
Niemand machte Anstalten, ihm beizuspringen. Es war eine Mauer der schweigenden Ablehnung, die die Männer um sich herum aufgerichtet hatten. Die Blicke, mit denen sie Nat Boulder anstarrten, wiesen nicht die Spur von Mitleid auf, vielmehr Abscheu und Widerwillen.
Dann konnte Nat Boulder nicht mehr weiter. Er prallte mit dem Rücken gegen die Wand zwischen den beiden Frontfenstern. »Das – das wollte ich nicht!«, keuchte er gehetzt. »Sie müssen es mir glauben, McQuade. Es – es tut mir Leid. Und wenn ich es ungeschehen machen könnte …«
»Es lässt sich nicht ungeschehen machten!«, klirrte McQuades Stimme. Der Aufruhr seiner Gefühle flaute ab. Und er bereute es, Boulder den Faustschlag versetzt zu haben. Er hätte sich nicht dazu hinreißen lassen dürfen. Die Verkrampfung in seinen Zügen löste sich auf, er hielt an. »Der Marshal ist tot, Boulder, unwiderruflich tot. Du musst damit leben. Deine Schuld ist ebenso groß wie die des Todesschützen. Und wenn du nicht bis in deinen Kern schlecht bist, wird es dein ganzes Leben lang dein Gewissen belasten. Verschwinde, Boulder. Geh mir aus den Augen.«
Ein Mann schrie wild: »Man müsste dich kleine, widerliche Kröte mit der Peitsche aus Tonto Basin hinausjagen!«
Zustimmendes Gemurmel kam auf.
»Teeren und federn müsste man
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