McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
die Nolans hier wie die wilden Tiere.
Abgesehen von den vier Pferden mutete die Farm an wie ausgestorben.
Aber dann kam ein Reiter. Er näherte sich der Farm von Süden, aus der Richtung also, aus der auch der Kopfgeldjäger gekommen war. Auffallend an dem Burschen waren die fast weißblonden Haare, die unter einem grauen Stetson hervorquollen und bis auf seine Schultern reichten.
Sein Ziel war die Farm. Das Pferd trug ihn zwischen die heruntergekommenen Gebäude. Als aus dem Farmhaus ein Mann trat, zerrte er das Tier in den Stand. Ein weiterer Mann kam ins Freie. McQuade hätte zu gerne gehört, was dort unten gesprochen wurde. Aber er war viel zu weit weg. Schließlich tippte der blonde Bursche mit dem Zeigefinger an die Krempe seines Hutes, drehte das Pferd um hundertachtzig Grad und ritt den Weg zurück, den er gekommen war. Die beiden Kerle auf dem Hof schauten umfassend in die Runde, dann verschwanden sie wieder im Haus.
Es ließ sich niemand mehr blicken. Die Sonne hatte ihren höchsten Stand längst überschritten. McQuade vermutete, dass sich Doug Nolan unten im Farmhaus befand. Aber er konnte nicht einfach hinreiten und versuchen, ihn herauszuholen. Das wäre einem Selbstmord gleichgekommen. Also musste er sich etwas anderes einfallen lassen.
McQuade ging zu seinem Pferd, band es los, führte es ein Stück hangabwärts, dann stieg er in den Sattel und trieb das Tier an. Nach einer halben Meile überquerte er den Creek und wandte sich nach Osten. Rinderrudel kreuzten seinen Weg. Es waren genügsame, halbwilde Longhorns mit knochigen Körpern und ausladenden Hörnern. Irgendwann sah er ein Weidecamp und ritt hin. In einem Corral standen vier Pferde. Aus der Weidehütte trat ein Weidereiter. Misstrauisch musterte er den Ankömmling. McQuade stemmte sich gegen die Zügel, das Pferd stand, der Kopfgeldjäger sagte: »Hallo, Cowboy. Mein Name ist McQuade. Ich bin heute Vormittag sozusagen im Schlepptau von Doug Nolan im Tonto Basin angekommen. Man hat mir schon in Tortilla Flat einiges über die Nolans erzählt, und in Tonto Basin hat man mir auch wenig Erfreuliches über sie berichtet. Vielleicht hast du auch ein paar üble Geschichten über die Nolans auf Lager.«
»Du sagst, du bist im Schlepptau von Doug Nolan in diesen Landstrich gekommen …« Fragend schaute der Weidereiter den Kopfgeldjäger an.
McQuade nickte. »Er ist ein niederträchtiger Mörder, und ich werde ihn der gerechten Strafe zuführen. Mein Name ist McQuade.«
»Ich sehe kein Abzeichen an deiner Brust.«
»Es gibt einen Steckbrief von Doug Nolan.«
Der Schimmer des Begreifens huschte über das Gesicht des Cowboys. »Aaah, ich verstehe.« Er zuckte mit den Schultern. »Warum nicht? Ich denke, es ist ein Job wie jeder andere. Heiliger Rauch! Doug Nolan ist also wieder im Lande. Als vor drei Jahren Fred Nolan in Tonto Basin am Galgen endete, schworen die Nolan-Jungs Rache. Es wird den Boss sicherlich interessieren, dass Doug Nolan wieder auf die Heimatweide zurückgekehrt ist.«
»Du kannst ihn ja informieren. Gab es damals einen Beweis dafür, dass Fred Nolan die Rinder der C-im-Dreieck gestohlen hat?«
»Sicher«, antwortete der Cowboy grimmig. »Hal Carter und einige Reiter erwischten ihn auf frischer Tat. Sie stellten ihn. Nolan reagierte wie ein in die Enge getriebener Wolf. Er biss um sich. Eine seiner Kugeln tötete den Vormann. Den Cowboys gelang es, den Viehdieb und Mörder zu überwältigen. Sie brachten ihn nach Tonto Basin.«
»Seitdem geschahen keine Viehdiebstähle mehr?«
»Schwer zu sagen«, knurrte der Weidereiter. »Die Rinder stehen ziemlich verstreut auf den Weiden herum. Dass sie damals Fred Nolan erwischten, war wohl mehr dem Zufall zu verdanken.«
»Nun gut«, murmelte McQuade. »Ich schätze, die Meinung über die Nolans ist im County einhellig, und ich liege wohl nicht verkehrt, wenn ich annehme, dass sie keine Freunde haben.«
»Ein Cousin von Fred Nolan lebt mit seiner Familie in Tonto Basin. Er betreibt ein kleines Fuhrunternehmen. Vier Frachtwagen fahren unter seinem Namen. Soweit ich informiert bin, war das Verhältnis zwischen Ray Boulder und Fred Nolan nie besonders eng oder innig. Boulder wollte wohl mit seiner asozialen Verwandtschaft nichts zu tun haben.«
»Hat Boulder schulterlange, weißblonde Haare?«, fragte McQuade.
»Das ist sein Sohn Nat. Ich glaube, der Bursche ist noch keine zwanzig. Er arbeitet im Unternehmen seines Vaters.«
»Vielen Dank, mein Freund.« McQuade hob die rechte
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