McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Bürgerrat. Kommen Sie mit mir in mein Haus, Mister – äh …«
»McQuade.«
»… Mister McQuade. Ich hole Shane Wyman.«
McQuade führte sein Pferd zum Tränketrog und verknüpfte den langen Zügel um einen eisernen Ring, der in die Trogwand eingelassen war. Das Tier tauchte sofort seine Nase in das Wasser. Der Stallmann nahm die Wiege und trug sie zum Tor, McQuade folgte ihm auf steifen Beinen. In dem Haus neben dem Mietstall wohnte der Stallbursche. Er stellte die Wiege in der Küche ab und murmelte: »Ich werde jetzt den Town Mayor verständigen, und dann sage ich meiner Tochter Bescheid. Es dauert nur ein paar Minuten. Nehmen Sie Platz.«
McQuade nickte, ging zu einem Stuhl und setzte sich. Der Oldtimer eilte aus dem Raum.
Nach ungefähr zehn Minuten kam er mit einem glatzköpfigen Mann zurück, dessen untere Gesichtshälfte von einem schneeweißen Bart bedeckt war. Er war mittelgroß und untersetzt, sein Alter schätzte McQuade auf weit über sechzig, bekleidet war er mit einer schwarzen Hose und einem weißen Hemd.
Der Town Mayor stellte sich vor, setzte sich, und begann: »Tom hat mir schon einiges erzählt. Es ist furchtbar. Die Malones waren ehrbare, redliche und gottesfürchtige Leute. Sie haben niemals einem Menschen etwas zu Leide getan.« Shane Wyman griff sich theatralisch an die Stirn. »Wer kann so eine schreckliche Tat vollbringen? Sind das denn noch Menschen?«
»Doug Nolan.« Die beiden Worte fielen wie Hammerschläge. McQuade holte den Steckbrief aus der Manteltasche und reichte ihn dem Bürgermeister. Der faltete ihn auseinander und las. Dann richtete er den Blick auf McQuade. »Woher wissen Sie …?«
»Bill Malone lebte noch, als ich ihn fand. Er konnte mir den Täter beschreiben.«
»Wie kommen Sie zu dem Steckbrief? Das – das ist doch kein Zufall, dass Sie …«
Eine junge, grobknochige Frau betrat den Raum. Sie ging sofort zu der Wiege und hob den Säugling heraus, dann schaute sie McQuade an und sagte: »Der arme Wurm wäre draußen auf der Farm elend verhungert, wenn Sie ihn nicht gefunden und in die Stadt gebracht hätten. Der Himmel wird es Ihnen danken.«
»Die Wege der Vorsehung sind oft unerforschlich, Ma'am«, murmelte McQuade.
Die junge Frau verließ mit dem Säugling auf dem Arm den Raum. Als die Tür hinter ihr zuklappte, sagte der Kopfgeldjäger: »Nolan hat zwei Männer erschossen. Einen in Gila Bend, den anderen in Casa Grande. Es waren kaltblütige Morde, und auf seinen Kopf wurde eine Belohnung von sechshundert Dollar ausgesetzt. Ich war zufällig in Tucson, als er dort auftauchte. Der Sheriff und seine Deputies umzingelten ihn in einem Mietstall, aber er konnte entkommen. Seitdem reite ich auf seiner Fährte.«
»Sind Sie ein – Kopfgeldjäger?«, entrang es sich Shane Wyman. Irritiert, geradezu entsetzt fixierte er McQuade.
McQuade zwang ein kantiges Lächeln in seine Züge. Seine Augen nahmen daran nicht teil. Ihr Ausdruck blieb kühl. »Ich trete dort in Erscheinung, wo das Gesetz versagt oder zu schwach ist, um sich Geltung zu verschaffen.«
Der Town Mayor fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. In seinem Gesicht zuckten die Muskeln. Die Finger seiner Rechten trommelten nervös auf der Tischplatte.
Jetzt mischte sich der Stallbesitzer ein, indem er hervorstieß: »Der Name Nolan sagt mir etwas. Oben, in der Nähe von Tonto Basin, sollen einige Nolans hausen. Ich täusche mich nicht. Sie leben auf einer alten Farm. Es sind insgesamt vier Söhne.« Der Stallbesitzer schob die Unterlippe vor. Versonnen starrte er auf die Tischplatte. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, ich täusche mich nicht«, wiederholte er. »Der alte Nolan hat den Vormann der Ranch erschossen, der er immer wieder Rinder stahl. Er wurde für den Mord in Tonto Basin gehängt.«
»Interessant«, murmelte McQuade. »Sieht fast so aus, als wäre Doug Nolan auf dem Nachhauseweg. Okay.« Der Texaner wandte sich dem Bürgermeister zu. »Ich werde meine Aussage niederschreiben. Der Bote, den Sie nach Apache Junction schicken, soll sie dem Sheriff aushändigen. Haben Sie einen Stift?« Die letzte Frage galt dem Mietstallbesitzer.
Der erhob sich, ging zu einem Schrank, holte aus einem der Schübe einen Tintenbleistift und brachte ihn dem Kopfgeldjäger. Der nahm den Steckbrief, drehte ihn um, befeuchtete mit der Zungenspitze das Tintenblei, dann begann er zu schreiben. Zuletzt setzte er seinen Namen darunter, dann schob er das Blatt Papier dem Town Mayor hin.
»Sonst gibt es
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