McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
ich schon sagte: Ich muss dich nicht unbedingt lebendig abliefern.«
»Dreckiger Bastard!«
Nelson setzte sich in Bewegung. McQuade trat zur Seite, der Bandit schritt an ihm vorbei und öffnete die Tür. Der Kopfgeldjäger schloss sich dem Banditen an und drückte ihm die Mündung des Sechsschüssers gegen die Wirbelsäule. »Die Pferde stehen hinter dem Haupthaus«, murmelte McQuade. Er war ein Bündel angespannter Aufmerksamkeit. Denn Abel Nelson war ein Mann, der mit allen Wassern gewaschen war. Und er würde sich nicht wie ein Hammel zur Schlachtbank führen lassen.
Sie erreichten die Pferde. Der schrille Schrei eines Kauzes trieb durch die Nacht. »Aufsitzen!«, gebot McQuade.
Abel Nelson wirbelte herum. Er setzte jetzt alles auf eine Karte. Aber McQuade reagierte ansatzlos und schlug mit dem Revolver zu. Mit einem verlöschenden Laut auf den Lippen brach Abel Nelson zusammen. Verkrümmt lag er am Boden. McQuade versenkte den Revolver im Holster, holte eine Schnur aus der Satteltasche, band Nelson die Hände und wuchtete dann den schweren Körper quer über den Rücken des Pferdes, das er für den Banditen gesattelt hatte. McQuade schwang sich in den Sattel, angelte sich die Zügel des anderen Tieres und ritt an. Im Schritttempo zog er in die Nacht hinein.
*
Als etwa zwei Stunden später die Sonne aufging und das Land in goldenes Licht tauchte, hatte McQuade mit seinem Gefangenen gut und gerne sechs Meilen zurückgelegt. Vögel begrüßten mit eifrigem Gezwitscher den jungen Tag. Wie ein Fanal stand die Sonne über den Hügeln und Bergen im Osten.
Abel Nelson war längst zu sich gekommen. Ihm schmerzte der Schädel von dem Schlag mit dem Revolver. Er fühlte sich wie gerädert, seine Muskeln und Knochen schmerzten. Und jeder Schritt des Pferdes jagte eine weitere Welle des Schmerzes durch seinen Körper. Er stöhnte gequält. Dann knirschte er: »Willst du nicht endlich anhalten? Du dreckiger Bastard! Oder möchtest du mich quer über den Pferderücken hängend nach Globe bringen?«
»Es liegt an dir selbst, Nelson«, knurrte McQuade ungerührt. Mitleid mit dem Banditen konnte er nicht empfinden. »Aber ich will kein Unmensch sein.«
McQuade hielt an, das Pferd mit dem Banditen blieb von selbst stehen. Der Kopfgeldjäger schwang sich aus dem Sattel, fasste Nelson unter die Beine und warf ihn mit einem kraftvollen Ruck vom Pferd. Abel Nelson krachte der Länge nach auf den Boden, der Aufprall presste ihm die Luft aus den Lungen. Wie ein Erstickender japste er.
McQuades Schatten fiel auf den Banditen. »Ich warne dich, Nelson«, grollte McQuade. »Wenn du noch einmal versuchst, mich aufs Kreuz zu legen, dann wirst du auf den nächsten Meilen bis Globe nicht mehr die Spur von Freude empfinden.«
Es klang unmissverständlich und endgültig.
»Die Hölle verschlinge dich!«, keuchte der Bandit, dann schüttelte ihn ein Hustenanfall, der ihm die Tränen in die Augen trieb. Er setzte sich auf.
McQuade ging vor ihm in die Hocke, legte die Unterarme auf die Oberschenkel und ließ die Hände zwischen den Knien baumeln. »Wo hast du das Geld versteckt, das du bei dem Bankraub erbeutet hast?« Zwingend fixierte er Nelson. Sein Blick übte regelrecht Druck auf den Banditen aus.
»Das wüsstest du wohl gerne!«, blaffte Nelson. »Aber du beißt bei mir auf Granit, Menschenjäger. Das Geld befindet sich an einem sicheren Ort. Und wenn man mich aufhängt, wird es dort verrotten.«
Gleichmütig zuckte McQuade mit den Achseln. »Es ist auch gar nicht so wichtig. Es kommt nur darauf an, dass du deine gerechte Strafe erhältst. Kerle wie du sind die Luft nicht wert, die sie atmen.«
Mit einem Ruck drückte sich McQuade in die Höhe. »Steh auf, wir reiten weiter.«
»Eine Frage noch, McQuade. Was sollte dein Auftritt im Saloon, als du mich geradezu herausgefordert hast.«
»Man hat mir einiges über dich erzählt. Als ich in den Ort kam, wurde der Mann beerdigt, den du niedergeknallt hast. Dann sah ich dich und mir war klar, dass du der Mann bist, auf dessen Fährte ich reite. Ich wollte dich auf mich aufmerksam machen, dich beeindrucken. Denn ich wusste, dass die Southern Star Probleme mit den Siedlern hat. Und ich rechnete damit, dass man von Seiten der Ranch versuchen würde, mich anzuheuern. Ich wollte in deiner Nähe sein, Nelson. Nun, wie es sich gezeigt hat, habe ich nicht auf das falsche Pferd gesetzt.«
Abel Nelson starrte McQuade an. Ein hässliches Funkeln stieg aus der Tiefe seiner Augen. Sein
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