McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
seinen Augen zu zerreißen. Er konnte kaum einen Gedanken fassen. Das erste, was sein träge arbeitender Verstand erfasste, wir die Mündung eines Revolvers. Eine triumphierende Stimme erklang:
»Damit hast du nicht gerechnet, McQuade, wie? Es ist die Stunde der Vergeltung. Schätzungsweise wirst du den Tag verfluchen, an dem dich deine Mutter geboren hat.«
Aus den Nebeln der Benommenheit schälte sich das Gesicht Butch Sloanes. Das faunische Grinsen im Gesicht des blondhaarigen Banditen traf McQuade wie ein eisiger Guss. Der Magen krampfte sich ihm zusammen. Sein Schicksal schien sich in einer Sackgasse verfahren zu haben. Alles in ihm lehnte sich dagegen auf. Aber die Situation sprach eindeutig gegen ihn. Ein dumpfer Laut, ein Stöhnen, ein Aufbäumen gegen das Begreifen, dass er keine Chance hatte, entrang sich ihm.
Butch Sloane schlug zu. Vor McQuades Augen schien die Welt zu explodieren. Dann versank er in einer absoluten Finsternis. Sein Denken riss schlagartig.
*
McQuade kam zu sich. Im ersten Moment begriff er gar nichts. Mit dem stupiden Ausdruck der Verständnislosigkeit starrte er hinauf zum ungetrübt blauen Himmel. In seinem Schädel hämmerte es und tobte der Schmerz. Sein Mund war trocken, in seinen Ohren war ein seltsames Rauschen – es war das Rauschen seines Blutes.
Dann setzte die Erinnerung ein. Die Erkenntnis fuhr ihm eiskalt in die Glieder. Seine Augenlider zuckten sekundenlang wie im Fieber. Er lag am Boden. Über seinem Kopf waren seine Hände an den armdicken Ast eines Strauches gefesselt. Butch Sloane und Abel Nelson waren weg, und mit ihnen die Pferde. McQuade zerrte an seinen Fesseln. Tief schnitten sich die dünnen Lederschnüre in die Haut an seinen Handgelenken ein. Das Blut konnte nicht mehr richtig in seine Hände zirkulieren und er verspürte Taubheit in den Fingern. Eine Woge von Benommenheit spülte durch sein Hirn, ein Taumel erfasste ihn, vor seinen Augen schien sich die Welt zu drehen, und eine zweite Welle der Benommenheit erfasste ihn wie eine graue, alles verschlingende Flut. In seiner Brust kämpfte sich ein Gurgeln hoch, das in der Kehle erstickte.
McQuade schloss die Augen und lag ruhig. Das Schwindelgefühl ebbte ab. Es gelang ihm, Ordnung in sein Denken zu bringen. Er schaute nach dem Stand der Sonne und kam zu dem Schluss, dass er nicht sehr lange bewusstlos gewesen war. Er zwang sich zu Ruhe und Besonnenheit. Minutenlang lag er völlig reglos am Boden. Schließlich wälzte er sich auf den Bauch und richtete sich in eine kniende Stellung auf. Die Fesselung ließ es zu. Jede Bewegung löste stechende Schmerzen in McQuades Kopf aus. Er war wie betäubt, jeglichen Gedankens, jeglichen Willens beraubt. Er handelte nur noch automatisch. Seine Bronchien pfiffen. Sein Kinn war auf die Brust gesunken. Er verharrte einige Zeit in dieser Stellung. Der Schmerz wurde erträglicher, die Nebel in seinem Gehirn begannen sich zu lichten.
McQuade begann, die Handgelenke in den Fesseln zu drehen, um die Schnur zu lockern. Er bewirkte damit nur, dass sich das dünne Leder noch tiefer in seine Haut einschnitt. Es hatte keinen Sinn. Er seufzte ergeben. Die Erkenntnis, dass er verloren war, wenn niemand vorbei kam und ihn befreite, legte sich tonnenschwer auf sein Gemüt. Und eine eiskalte Hand schien ihn zu berühren. Er setzte sich. Schweiß rann über sein Gesicht und brannte in seinen Augen. Quälender Durst setzte ihm zu. Kehle und Mundhöhle waren pulvertrocken. Das Schlucken bereitete ihm Mühe.
Stunde um Stunde verging.
Plötzlich sickerten Geräusche heran, die McQuade schlagartig aus seiner Betäubung rissen. Es waren Hufschläge. Das Pochen näherte sich schnell. Schon bald konnte McQuade auch das Klirren der Gebissketten und das Knarren des Sattelleders vernehmen. Und dann bogen vier Reiter um eine Buschgruppe herum. Sie sahen McQuade und fielen ihren Pferden in die Zügel. Als sie ihre Überraschung im Griff hatten, sprangen sie aus den Sätteln, banden die Pferde an und kamen näher.
»Sieh an!«, stieß einer hervor. »McQuade. Wo hast du denn Stewart gelassen?«
Es waren Reiter der Southern Star Ranch, die der Spur der beiden Reiter gefolgt waren, nachdem das Verschwinden des Revolvermannes und McQuades am Morgen festgestellt worden war.
»Stewards richtiger Name ist Abel Nelson.« Tonlos brachen die Worte über McQuades rissige Lippen. »Er hat vor einigen Wochen in Globe die Bank ausgeraubt und einen Kassier erschossen.«
Die Weidereiter starrten
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