McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Kugel hinaus in den Hof. Dann verschwand er in einer leeren Box und atmete tief durch. Die zitternde Anspannung seiner Nerven entlud sich in einem stöhnenden Laut, der sich anhörte wie trockenes Schluchzen.
McQuade stand im Schutz der Stallwand neben dem Tor. »Gib auf, Caldwell. Begreif, dass du verloren hast.«
»Einen Dreck werde ich, du verdammter Hund! Komm nur, komm und hol mich!« Caldwell brüllte es fast hysterisch. Die Nerven gingen mit ihm durch. »Ich kann es nicht erwarten, dich voll Blei zu pumpen. Was ist, du dreckiger Mannjäger? Warum lässt du dich nicht blicken?«
Buster Caldwell begann zu feuern. Er schoss wie von Sinnen. Seine Kugeln durchschlugen die Bretter der Stallwand neben dem Tor. In den Boxen begannen die Pferde verrückt zu spielen. Sie stiegen, wieherten, keilten aus und zertrümmerten mit den Hufen Futterraufen und Boxenwände. Der Lärm war unbeschreiblich.
Schließlich schwieg Caldwells Waffe. Den Blick starr auf das helle Quadrat des Tores gerichtet zog er sich weiter in den Stall zurück. Da sah er aus den Augenwinkeln den Stallmann, der in einer Box kauerte und sich vor Angst fast in die Hosen machte. Er richtete das Gewehr auf den Burschen und zischte: »Hoch mit dir! Steh auf!« Ungeduldig ruckte Caldwell mit dem Gewehr.
Wie von Schnüren gezogen erhob sich der Stallmann. Er begann zu zittern, sein Gesicht war entstellt, und die Angst ließ es zur Fratze erstarren.
»Du gehst jetzt vor mir her zum Ausgang, Hombre!«, presste Caldwell zwischen den Zähnen hervor. Dann hob sich seine Stimme, er schrie: »McQuade! Hör mir gut zu! Ich habe den Stallmann als Geisel. Und du tust, was ich sage. Du holst das Pferd und stellst es im Tor ab. Und dann verschwindest du. Wenn nicht, kann sich der Stallbursche bei dir bedanken, wenn ich ihm eine Kugel zwischen die Schulterblätter knalle.«
Draußen blieb es still.
»Verdammt, McQuade, gib Antwort!« Die Nerven Caldwells lagen blank.
Die Worte entfernten sich von Buster Caldwell und gingen unter in dem Lärm, den die von Panik erfüllten Pferde verursachten.
Caldwell erhielt keine Antwort. Er zerkaute eine Verwünschung und tippte den Stallmann mit dem Gewehrlauf an. »Schwing die Hufe, Hombre!«
Mit schlurfenden Schritten näherte sich der Stallbursche dem Tor. Heiße Furcht schnürte ihm die Kehle zusammen. Die Panik stieg wie ein alles verzehrendes Feuer in ihm auf. In seinem Gesicht zuckten die Muskeln.
Schließlich trat er hinaus in den Hof. Seine Gestalt warf einen langen Schatten. Das Pferd, das sich Caldwell gesattelt hatte, war zum Tränketrog getrabt und soff. Mit dem Schweif schlug es nach den blutsaugenden Bremsen an seinen Flanken. Bis zum Trog waren es zehn Schritte.
»Bleib stehen!«, gebot Caldwell, und als der Stallmann anhielt, fragte er: »Siehst du jemand im Hof?«
»Nein«, entrang es sich dem zitternden Mann und seine Stimme war halb erstickt vor Angst. »Da – da ist niemand.«
»Weiter!«
Der Stallmann gehorchte. Caldwell folgte ihm und trat ins Freie. Sein suchender Blick glitt in die Runde. Die Mündung des Gewehres folgte seiner Blickrichtung. Der Hof war menschenleer. Der rastlose Ausdruck in Caldwells Gesicht blieb. Der Mörder spürte das Zittern seiner Hände, Schweiß rann über sein Gesicht, unruhig flackerten seine Augen.
Als sie bei dem Pferd anlangten, stieß Caldwell den Stallburschen brutal zur Seite, so dass der Mann in den Staub stürzte. Der Mörder stellte den linken Fuß in den Steigbügel, griff nach dem Sattelknauf und riss sich förmlich in den Sattel. In dem Moment, als er das Pferd herumzerrte, erklang McQuades metallische Stimme:
»Heb die Hände zum Himmel, Caldwell. Der Tanz ist vorbei.«
McQuade stand hoch aufgerichtet auf dem Dach des Stalles. Die Henrygun hielt er an der Hüfte im Anschlag. Der Lauf reflektierte das Sonnenlicht, der Verschlusskasten der Waffe funkelte wie Gold.
Mit dem zitternden Atemzug lähmenden Entsetzens, der sich seiner Brust entrang, begriff der Bandit, dass er hier im Staub des Mietstallhofes verbluten würde, wenn er jetzt nicht aufgab. Das Gericht gewährte ihm vielleicht Gnade. McQuades Gesichtsausdruck ließ nicht den Schluss zu, dass er mit dem Mörder Erbarmen haben würde. Eine stumme, aber absolut tödliche Verheißung ging von ihm aus. Caldwell verspürte den Anprall dieser mitleidlosen Strömung …
Langsam hob Buster Caldwell die Hände.
Plötzlich erschien unter dem Hoftor der Town Marshal. Er zielte mit dem Sechsschüsser auf
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