McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Senke, in der die Ortschaft lag, wurde von Hügeln und Felsen begrenzt. Das Land ringsum bot tausend und mehr Möglichkeiten für einen Mann, sich zu verkriechen wie ein verwundetes Tier, das seine Wunden lecken wollte. McQuade war klar, dass ihm der Verbrecher entkommen würde, wenn er es zwischen die Hügel schaffte. Ein zweites Mal würde er nicht auf ihn, McQuade, warten, um seine Waffen zu erbeuten. Er würde vielmehr versuchen, sich seiner Fesseln zu entledigen und dann schnell wie der Wind über die Grenze zu gelangen.
Und der Abstand zwischen ihm und dem Banditen verringerte sich nicht. McQuade trieb das Pferd an. Es war, als hätte sich das Pferd unter Strother Brady zu einer letzten Kraftprobe aufgerafft. Als spürte das Tier, dass es an ihm lag, die Haut des Banditen zu retten. Und es war, als steigerte diese letzte, verzweifelt anmutende Anstrengung sein Tempo.
Schlagartig begriff der Kopfgeldjäger, dass er Brady vor den Hügeln nicht mehr einholen konnte. Seine Entscheidung fiel im selben Augenblick. Er zerrte das Pferd in den Stand, mit einem Ruck zog er die Henry Rifle aus dem Scabbard, er repetierte und hob das Gewehr an die Schulter. Über die Zieleinrichtung folgte sein harter Blick voll kompromissloser Entschiedenheit dem Reiter, schließlich krümmte er den Zeigefinger. Begleitet vom peitschenden Knall pfiff die Kugel aus dem Lauf, zwischen den wirbelnden Hufen des Banditenpferdes ließ das Geschoss Sand und Gesteinssplitter spritzen.
McQuade lud durch, die Hülse wurde ausgeworfen. Wieder zielte er sorgfältig. Er wollte das Pferd nicht töten, er war aber entschlossen, es zu tun, wenn es ihm nicht gelang, es vor den Hügeln und Felsen auf andere Weise zum Stehen zu bringen.
Der Schuss peitschte. Und jetzt brach Bradys Pferd für den Banditen absolut überraschend zur Seite aus. Er riss wie wild an den Zügeln und setzte die Sporen ein, was aber das Tier noch mehr in Panik versetzte. Die Kugel des Kopfgeldjägers hatte es am Bein gestreift und ihm eine blutige und schmerzhafte Schramme gezogen. Das Pferd warf sich herum, bremste abrupt und stieg wiehernd auf die Hinterhand, seine Vorderhufe vollführten einen regelrechten Trommelwirbel in der Luft.
Strother Brady verlor das Gleichgewicht und stürzte aus dem Sattel. Sein Aufprall auf der Erde war hart, Staub schlug unter ihm auseinander, die Luft wurde ihm aus den Lungen gepresst. Dicht neben ihm krachten die Pferdehufe auf den Boden, und dann stob das Tier mit aufgestelltem Schweif und fliegenden Steigbügeln davon.
McQuade hatte das Gewehr gesenkt und registrierte zufrieden die Entwicklung der Dinge. Mit einem Schenkeldruck setzte er seinen Vierbeiner in Bewegung. Im Trab ritt er zu dem Banditen hin, der sich aufgesetzt hatte und gequält huste. Seine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt. Wie ein Erstickender schnappte er nach Luft.
Ohne die Spur von Mitleid fixierte ihn McQuade, als er das Pferd gezügelt hatte. »Wieder einmal Pech gehabt, Brady. Willst du es nicht endlich aufgeben, zu versuchen, zu fliehen?«
»Du – du …«
Wieder schüttelte ein Hustenanfall den Banditen. McQuade stieß das Gewehr in den Sattelschuh und glitt aus dem Sattel. »Dein Pferd ist abgehauen, Brady. Ich habe nicht die Zeit, es einzufangen. Darum wirst du laufen müssen. Es wird dich trösten, dass es bis Nogales nur noch etwa zehn Meilen sind.«
Strother Brady knirschte mit den Zähnen. Seine Brust hob und senkte sich unter rasselnden Atemzügen. Staub klebte in seinem Gesicht und ließ es maskenhaft erscheinen. »Wir werden nicht sehr schnell voran kommen«, stieg es heiser aus seiner Kehle. »Und dieser Wegelagerer, der sich El General nennt, wird es nicht schlucken, dass du drei seiner Companeros zum Satan geschickt hast. Nicht zu vergessen die Rurales, die an der Grenze Patrouille reiten. Man wird uns in diesem verdammten Land noch ein mächtiges Feuer und dem Hintern schüren, McQuade. Nun, meine Genugtuung wird sein, dass du mit mir zusammen krepieren wirst.«
»Noch sind wir nicht tot«, murmelte McQuade. »Und solange ein Funke Leben in uns ist, haben wir eine Chance.«
Brady kämpfte sich auf die Beine und lachte sarkastisch auf. »Wir sind tote Männer, McQuade. Geier und Wölfe werden uns fressen und unsere Knochen werden in der Sonne bleichen. Du bist meiner Fährte in die Hölle gefolgt.« Wieder lachte er; klirrend, voll böser Ironie, mit einem Irrlichtern in den Augen, das seine Angst verriet.
McQuade nahm das Lasso vom Sattel,
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