McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
verdammt, der Hundesohn hat mir fast den Schädel eingeschlagen.« Der Deputy stöhnte lang gezogen. Dann stieß er hervor: »Jetzt in der Dunkelheit wird es sinnlos sein, zu versuchen, die Spur der beiden Halunken aufzunehmen. Aber morgen früh nehme ich mit einem Aufgebot die Verfolgung auf. Kommen Sie mit, McQuade?«
»Ich vermute, dass die beiden zu der Handelsstation von Jed Havelock geritten sind«, sagte McQuade, ohne auf die Frage des Deputys einzugehen. »Für ihre weitere Flucht benötigen sie einige Dinge, die sie nur in dem Handelsposten erhalten. Wir sollten keine Zeit verlieren.«
*
Eine halbe Stunde später verließen zehn Reiter den Ort. Sie nahmen den Weg nach Süden unter die Hufe ihrer Pferde. Der Deputy und McQuade ritten an der Spitze der Kavalkade. Da sie sich nicht mit Spurensuche aufhalten mussten, kamen sie schnell vorwärts. Mond und Sterne lichteten die Dunkelheit. Das Hufgetrappel rollte vor dem Trupp her durch die Nacht. Und knapp zwei Stunden später lag die Handelsstation vor ihnen. Die Gebäude lagen zwar im Dunkeln, aber im Haupthaus brannte ein Licht. Der Deputy gab den Befehl, anzuhalten. Als die Kavalkade zum Stehen gekommen war und die Geräusche verebbt waren, rief er: »Dass um diese Zeit auf der Station ein Licht brennt, lässt den sicheren Schluss zu, dass sich die beiden Banditen hierher gewandt haben, um sich mit Proviant und ein paar anderen notwendigen Dingen zu versorgen. Wir umstellen den Posten, und dann …«
Grimmig verstummte er.
Die Reiter trieben ihre Pferde wieder an, der Pulk löste sich auf. Alles ging ausgesprochen leise vor sich, sodass kein Geräusch den Menschen in der Station verriet, dass sich über ihren Köpfen Unheil und Verhängnis zusammenballten wie dunkle Gewitterwolken. In sicherer Entfernung ließen die Männer aus Animas ihre Pferde zurück, nahmen die Gewehre und pirschten zu Fuß weiter.
Zehn Minuten später war der Handelsposten umstellt. McQuade befand sich im tiefen Schatten zwischen zwei Schuppen. Sein Pferd hatte er am Flussufer an einen Strauch gebunden. Er hielt das Gewehr an der Seite im Anschlag, den Kolben hatte er sich unter die Achsel geklemmt. Es war still wie auf einem Boot Hill um Mitternacht. Die Finsternis, die McQuade einhüllte, war dicht und mutete fast stofflich an.
Am Holm vor dem Stationshaus standen zwei Pferde unter den Sätteln. Sie bestätigten seine Vermutung, dass die beiden Banditen hierher geflohen waren. Grimmige Entschlossenheit war in dem Kopfgeldjäger.
Eine klirrende Stimme – hart wie Stahl -, übertönte das Wispern des Nachtwindes: »Hier spricht Deputy Sheriff Mark Holloway! Wir haben das Haus umstellt. Duncan, Bassett! Kommt waffenlos und mit erhobenen Händen auf den Hof. Ich gebe euch drei Minuten Zeit, dann stürmen wir und holen euch heraus!«
Die Worte trieben über den Stationshof und versanken in der Stille. Sekundenlang herrschte bedrückendes Schweigen, dann erklang es wild: »Na schön! Ihr habt uns also eingeholt. Was wollt ihr? Gegen uns liegt in New Mexico nichts vor.«
»Sie haben mich niedergeschlagen, Duncan!«, rief der Deputy. »Und Sie haben meinen Gefangenen befreit. Mit dem Aufgebot reitet ein Mann namens McQuade. Er besitzt einen Steckbrief von Ihnen und Bassett. Sie sind ein Bank- und Postkutschenräuber, und vielleicht sogar ein Mörder. – Die Zeit läuft, Duncan! Drei Minuten!«
Ein schrilles Lachen ertönte, dann brüllte der Bandit: »Kommt nur, kommt! Wir werden euch einheizen. Versucht nur, uns herauszuholen, Sternschlepper! Wir haben hier alles, was wir brauchen; Munition, Essen und Wasser. Glaube mir, Sternschlepper, wir können es hier aushalten bis zum Jüngsten Tag.«
»Eine Minute ist vorbei, Duncan!«, gab der Deputy laut zu verstehen.
»Steck dir dein Ultimatum an den Hut, Sternschlepper! Wenn einer von euch seine Nasenspitze zeigt, füttern wir ihn mit heißem Blei.«
Der Deputy schwieg. Dafür erhob McQuade seine Stimme: »Curly Bassett, he, Curly, hörst du mich?«
»Bist du es, McQuade?«
»Yeah. Du hast deine guten Vorsätze sehr schnell über den Haufen geworfen, Curly. Ist dir klar, dass ihr auch in New Mexico keinen Fuß mehr auf die Erde bringt, wenn ihr einen der Männer verletzt oder tötet, die mit dem Deputy gekommen sind?«
Der Kopfgeldjäger erhielt keine Antwort.
»Noch eine Minute!«, verkündete der Deputy.
Jetzt verlosch im Stationsgebäude das Licht. An verschiedenen Stellen erklang das metallische, trockene Schnappen,
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