McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Holz errichtet, das Holz war grau, Verwahrlosung und Verfall waren ziemlich fortgeschritten.
McQuade hatte keine Ahnung, was ihn erwartete. Ehe er weiter ritt, schaute er noch einmal in die Richtung, aus der er gekommen war. Doch er konnte nichts entdecken, was ihn beunruhigen hätte müssen. Der Texaner ruckte im Sattel und schnalzte mit der Zunge. Die Hufe begannen zu pochen. Das Tier trug ihn den Abhang hinunter und der Handelsposten rückte langsam näher. Schließlich ritt McQuade zwischen die heruntergekommenen Gebäude. Vor ihm lag der staubige Hof im Sonnenglast. Zwischen Stationsgebäude und einem Schuppen saßen zwei Männer an einem kleinen, runden Tisch unter einem Sonnendach aus ineinander geflochtenen Ästen und Zweigen, das auf vier verkrümmten Stangen ruhte, die in den Boden gegraben worden waren. Ein Gitternetz aus grellem Licht und grauen Schatten hatte sich in die Gesichter der Männer gelegt.
McQuade saß vor dem Haupthaus ab und schlang den langen Zügel lose um den Querbalken des Holms. Dann reckte er die Schultern, um die Steifheit aus seinem Körper zu vertreiben. Einer der beiden Männer unter dem provisorischen Sonnendach hatte sich erhoben und schlenderte langsam näher. Er war grauhaarig, sein verfilzter Bart war von derselben Farbe, Hose und Hemd schlotterten geradezu um seinen hageren, ausgemergelten Körper.
»Guten Tag, Mister«, grüßte der Mann, den McQuade für Jed Havelock hielt. »Sie sind auf dem Weg nach Norden. Möchten Sie nach Animas?«
Der Texaner nickte. »Im Corral stehen sechs Pferde. Haben Sie Gäste?«
»Nur der Sohn einer Cousine ist bei mir. Einer der Gäule gehört ihm. Warum fragen Sie? Müssen Sie jemand fürchten? Einen Sheriff vielleicht, oder gar einen Staatenreiter?«
McQuade hatte den Kopf etwas gedreht und fixierte den Burschen, der unter dem Zweiggeflecht sitzen geblieben war und zu ihm herüberstarrte. Ohne den Stationer anzusehen sagte er: »Satteln Sie das Pferd des Jungen. Ich nehme ihn mit.«
Verständnislosigkeit sprach aus jedem Zug im Gesicht Havelocks, sie war in seinen Augen zu erkennen, und sie kam auch in seinen nächsten Worten zum Ausdruck: »Ich verstehe nicht, Mister. Wohin wollen Sie Curly mit sich nehmen? Wer …?«
Er verschluckte sich und hustete, als McQuade wortlos den Revolver zog und sich dem Burschen unter dem Sonnendach näherte. Der stemmte sich am Tisch in die Höhe, in seinen Mundwinkeln begann es unruhig zu zucken, seine Miene verriet Rastlosigkeit, die Augen wirkten ruhelos und schienen nach einem Ausweg zu suchen.
»Sitzen bleiben, Bassett!«, kommandierte McQuade. »Nimm die Hände hoch.«
Curly Bassett zog den Kopf ein. Ein zitternder Atemzug des lähmenden Entsetzens hob seine Brust, dann entrang es sich ihm mit gepresster Stimme: »Wer sind Sie, was wollen Sie von mir?«
»Setz dich!«
Curly ließ sich auf den Stuhl fallen, seine Gedanken wirbelten, seine Nerven vibrierten, in seinem Gesicht begann ein Nerv zu zucken.
McQuade erreichte die Stangen- und Zweigkonstruktion und senkte die Hand mit dem Revolver. Ein schneller Blick über die Schulter überzeugte ihn davon, dass von Jed Havelock keine Gefahr ausging. Der bärtige Bursche stand bei McQuades Pferd, Fassungslosigkeit in den Augen, ratlos sein Gesichtsausdruck.
Der Texaner konzentrierte sich wieder auf Curly Bassett. »Mein Name ist McQuade. Ich komme aus Sierra Vista.«
Curly Bassett zuckte zusammen, als hätte ihn ein giftiges Insekt gestochen. Sein Gesicht entfärbte sich und sah plötzlich krankhaft bleich aus.
»Dein Kopf ist dreihundert Dollar wert, Curly«, fuhr McQuade mit monotoner Stimme fort. »Bevor ich los geritten bin, habe ich mit deiner Mutter gesprochen. Du hast ihr sehr wehgetan, mein Junge. Sie ist bitter enttäuscht von dir.«
»Hat – hat sie dir verraten, wo du mich findest?«, stammelte Curly Bassett. Er verschränkte seine Hände ineinander und begann sie zu kneten. Nach seinen Worten schluckte er, als würde ihn eine unsichtbare Hand würgen.
»Ich habe den Brief gelesen, den du ihr geschrieben hast«, antwortete McQuade. »Wo sind deine Freunde, Curly?«
Curly Bassett atmete tief durch. Er musste zweimal ansetzen, dann entrang es sich ihm: »Tucker und Talbott haben sich, als wir das Arizona-Territorium verlassen hatten, nach Süden gewandt. Sie wollten nach Mexiko.«
»Und was ist mit San Duncan?«
»Der – der …« Curly Bassett stockte und brach schließlich ab.
»Na!«
»Er wollte nach Animas.«
»Warum bist
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